Zum Inhalt springen

ADB:Sunstenau von Schützenthal, Heinrich Freiherr

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sunstenau, Heinrich Freiherr“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 159–161, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sunstenau_von_Sch%C3%BCtzenthal,_Heinrich_Freiherr&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 17:04 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Sunno
Band 37 (1894), S. 159–161 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2014, suchen)
Heinrich Freiherr Sunstenau in Wikidata
GND-Nummer 100563619
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|159|161|Sunstenau, Heinrich Freiherr|Carl von Duncker|ADB:Sunstenau von Schützenthal, Heinrich Freiherr}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100563619}}    

Sunstenau: Heinrich Freiherr S. von Schützenthal, k. k. Feldmarschalllieutenant, geboren am 24. Juni 1780 zu Neukapella in Slavonien, † am 4. November 1865 zu Wien, ist der Sohn des im Feldzuge 1799 bei dem Sturme auf die Neckarauer Verschanzungen (18. Juni) gefallenen Oberst Sunstenau v. Schützenthal. Als Cadett trat er, nachdem er das zweite Jahr des Studiums der Rechtswissenschaften vollendet und beim Hofkriegsrathe prakticirt hatte, am 17. December 1798 in das 2. Ulanenregiment, und machte die Feldzüge von 1799, 1800, 1805, 1813–15 in Deutschland, Italien und Frankreich mit. Am 1. Juli 1799 wurde er Unterlieutenant beim 3. Cürassierregimente, [160] ward als solcher am 19. November 1800 bei gleichzeitiger Beförderung zum Oberlieutenant, in den Generalquartiermeisterstab transferirt, jedoch am 15. Februar des folgenden Jahres zum 3. Cürassierregiment zurückversetzt. Von dieser Truppe kam er im J. 1802 (31. Jan.) zum 1. Cürassierregiment und vermählte sich im selben Jahre mit Domenica v. Kudriaffsky. Mit Beförderung zum Hauptmann kam er nochmals zum Generalquartiermeisterstabe; nach dem Feldzuge jedoch wieder zur Truppe und zwar als Rittmeister in das 7. Cürassierregiment. Seine Dienstleistung wechselte dann, nach einer Uebersetzung zum 1. Ulanenregiment (1808) wieder mit einer Verwendung im Generalquartiersmeisterstabe. In der Schlacht bei Raab (14. Juni 1809) ward er leicht verwundet. Nach beendetem Feldzuge war er bei der Grenzberichtigungs-Commission in Illyrien, unter FML. Baron Zach, dann unter Hofcommissär v. Klobussitzky in Verwendung. 1811 (7. Juli) wurde er Major im Generalquartiermeisterstabe und war bis zum Ausbruch des Krieges 1813 in Wien, theils als Unterdirector der Zeichnungskanzlei, theils im Kriegsarchive mit der Bearbeitung der Geschichte des Feldzuges 1794, endlich als Chef des Landesbeschreibungsbureau thätig. Bei dem Armeecorps des FML. Marquis Sommariva zeichnete er sich im Feldzuge des Jahres 1813 in Tirol und Italien in den Gefechten am Fuße des Monte Baldo, dann im folgenden Jahre bei Monzambano während der Schlacht am Mincio (8. Februar) aus. Im Feldzuge 1815 gegen Murat war Major S. als Chef des Generalstabes bei der Division des FML. Grafen Neipperg, und that sich am 21. April bei dem Uebergang über den Roncofluß durch seine umsichtige Leitung hervor, welche der Corpscommandant in seinem Berichte aus Forli vom folgenden Tage besonders hervorhebt. Später erhielt S. infolge seiner hervorragenden Thätigkeit im Feldzuge gegen Neapel das Ritterkreuz des kgl. sicilianischen St. Ferdinands-Verdienstordens. Nachdem die kaiserliche Armee am 22. Mai ihren Einzug in Neapel gehalten, ward die Gattin Murat’s, welche sich mit ihren Kindern in den Schutz des Kaisers von Oesterreich begeben hatte, auf einem englischen Linienschiffe unter der Obhut des Majors v. S. nach Triest eingeschifft.

FML. Baron Bianchi war mit dem größten Theile seiner Truppen nach Südfrankreich marschirt und Mitte August mit seiner Armee über Cuneo, den Col di Tenda und Nizza in der Provence eingetroffen. Major v. S., wieder der Division Neipperg zugetheilt, trug thätig zur Entwaffnung der im Aufstande begriffenen Städte des Languedoc bei. Am 15. Juli wurde er zum überzähligen Oberstlieutenant bei dem 2. Dragonerregimente ernannt, blieb jedoch dem Generalquartiermeisterstabe weiter zugetheilt. Im October recognoscirte er die Alpen-Debouchéen gegen Piemont und führte die Südarmee unter Bianchi über die mit Schnee bedeckten Höhen des Col di Tenda nach Turin.

Im J. 1817 (31. October) zum 5. Cürassierregiment übersetzt, wurde er am 15. März 1819 wieder dem Generalquartiermeisterstabe zur Bearbeitung der Geschichte des Feldzuges 1805 zugetheilt, und am 15. März 1820 zum 1. Dragonerregiment übersetzt, in welchem er am 1. October 1824 zum Oberst vorrückte. S. war schriftstellerisch außerordentlich thätig. Seine „Anleitung zur Erkenntniß, Beschreibung, Zeichnung, freien Aufnahme und Benützung des Terrains, durch Beispiele und Pläne erläutert für Cavallerieofficiere“ erschien 1827 (in Wien). Generalmajor im J. 1831 (9. December), schrieb er als Brigadecommandant in Bregenz: „Ueber die Grundstellungen und die sich darbietenden Kriegsoperationen in Süddeutschland für die erste Linie der Bundesheere bei einem Kriege gegen Frankreich“. Am 1. October 1839 rückte er zum Feldmarschalllieutenant vor, kam als Divisionär nach Großwardein, dann nach Pest, später nach Prag, wurde 1846 Inhaber des 2. Cürassierregiments und [161] 1847 Festungscommandant in Olmütz. Diese Stellung wurde für den bereits 66jährigen General durchaus kein Ruheposten. Die Brandung der Revolution trieb ihre Wogen auch bis in die sonst so friedliche mährische Festungsstadt, die nur eine sehr schwache Besatzung hatte. Als im October 1848 der Marsch der Truppen aus Böhmen gegen Wien bekannt wurde, erschienen Deputationen bei dem Festungscommandanten und verlangten, das Anrücken der kaiserlichen Truppen gegen Wien zu verhindern, widrigenfalls Studenten und Nationalgarde die Eisenbahnverbindung unterbrechen würden. Sunstenau’s Lage war kritisch. Dennoch gelang es ihm, durch zweckentsprechende Vorkehrungen die Eisenbahnlinien intact zu erhalten. Am 14. October langte von Krems über Brünn Kaiser Ferdinand und der Hof, mit ihm drei Infanteriebataillone und das 4. Cürassierregiment in Olmütz an. Vom 14. October bis zum Frühjahr 1849 blieb der kaiserliche Hof in der Festung, und bis zum 16. December 1848 führte FML. S. das Commando in Olmütz, wo sich indessen ein bedeutsames Capitel österreichischer Geschichte abgespielt hatte. Er trat in den Ruhestand und widmete die ihm noch beschiedene Muße militär-wissenschaftlichen Arbeiten, von denen „Grundsätze der Strategie, mit einem Blicke auf feste Lager und Befestigungen überhaupt“ (Olmütz 1852) erwähnenswerth sind. Sunstenau’s Verdienste wurden durch äußere Ehren hervorragend belohnt. Außer der Geheimen Rathswürde, war ihm 1845 der erbländische Freiherrnstand verliehen worden. Der König von Baiern hatte ihn durch Verleihung des Großkreuzes des St. Michaelordens ausgezeichnet. Er war zweimal vermählt, hatte jedoch nur aus der ersten Ehe Kinder. Seine zweite Gemahlin war eine geborne Freiin v. Miltitz. Außer verschiedenen militär-wissenschaftlichen Aufsätzen in der Oesterreichischen Militärischen Zeitschrift und in der Militärzeitung, sind, wie erwähnt, mehrere selbständige Werke aus seiner Feder erschienen. Außer den schon angeführten sind noch die „Gedanken über die jetzigen Leistungen der Cavallerie“ (Olmütz 1850) und „Uebersicht der Kriegsoperationen in Italien 1848“ (Olmütz 1853) Zeuge seiner schriftstellerischen Begabung und des Wunsches der Armee zu nützen.

Acten des k. u. k. Kriegsarchivs. – Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich XL. – Oesterr. Militärische Zeitschrift 1865, IV: Nekrolog von Strack.