ADB:Thorbecke, Franz

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Artikel „Thorbecke, Franz“ von August Thorbecke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 117–118, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thorbecke,_Franz&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 23:57 Uhr UTC)
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Thorbecke: Franz Th., der jüngste Bruder des Vorigen, geboren am 16. Januar 1843 zu Meiningen, † am 1. August 1892 in Arosa (in der Schweiz), hat als Großindustrieller und Politiker in weiten Kreisen tiefgehende Wirkung geübt. Wie seine Brüder in Schnepfenthal erzogen, hatte er, mit der Grundlage einer gelehrten Bildung ausgerüstet, sich dem Berufe des Kaufmanns zugewendet. Wenn schon die Lehrzeit in Bremen seinen Blick für die entscheidenden Bedingungen des Welthandels geschärft hatte, so erweiterte seinen Gesichtskreis noch mehr ein mehrjähriger Aufenthalt in Rotterdam und Lissabon, wo er einer großen Fabrik, die Portugal mit Tabak versorgte, in leitender Weise vorstand, und sich durch Reisen, die ihn bis nach Marokko führten, noch mehr zu bilden wußte. Durch die Erkrankung seines älteren Bruders Karl (1838–74) aus einer vielversprechenden Laufbahn nach Mannheim zurückgerufen, trat er mit diesem an die Spitze der mütterlichen Tabaksfabrik, und verstand es, derselben durch seine rastlose, zielbewußte Thatkraft und den raschen und sicheren Blick für die Lage des Marktes und die Bedürfnisse der Consumenten einen großen Aufschwung zu geben. Zugleich war er energisch dafür thätig, der vielfach bedrohten Tabaksindustrie Schutz und Ruhe zu schaffen und durch Gründung einer umfassenden Vereinigung der Interessenten, ihren berechtigten Forderungen eine wirksame Vertretung zu sichern und doch diese Forderungen mit den finanziellen des Reichs in den nöthigen Einklang zu bringen. Denn einen Theil seiner reichen Kraft stellte er mit der ganzen Hingabe seines Wesens in den Dienst der öffentlichen Angelegenheiten, auch dabei nur das Wohl des großen Ganzen im Auge. In allen Fragen, die in den beiden letzten Jahrzehnten das [118] Wohl Mannheims bewegten, in allen Fragen des politischen Lebens war sein beredter Rath und seine wohldurchdachte Meinung für große Kreise von bestimmendem Einfluß, und das um so nachhaltiger und entscheidender, als er in der selbstlosesten Weise nie an sich selbst dabei dachte, weder nach einem städtischen Amte geizte, noch die Ehrenstellung eines Abgeordneten für sich in Anspruch nahm. Was er galt bewies die große Theilnahme, die sich von allen Seiten, auch bei seinen politischen Gegnern, kundgab, als er, der eben das 100jähr. Bestehen seines Geschäftes gefeiert hatte und in voller Begeisterung für den größten Staatsmann Deutschlands von einer Fahrt nach Kissingen, die er geleitet, zurückgekehrt war, in der Vollkraft seines Lebens und auf der Höhe des Wirkens, in Arosa bei Chur durch einen Herzschlag seinen Freunden und seiner Familie entrissen wurde.