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ADB:Tonsor, Johann Heinrich

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Artikel „Tonsor, Johann Heinrich“ von Bernhard Beß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 442, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tonsor,_Johann_Heinrich&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 20:12 Uhr UTC)
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Tonsor: Johann Heinrich T., Philosoph und Theolog, geboren am 14. März 1595 als Sohn des Predigers Jonas T. zu Alsfeld, studirt auf der eben gegründeten Universität Gießen, verfaßt mehrere Dissertationen politisch-ethischen Inhalts („De obedientia subditorum“, „De statu hodierno imperii“, 1618), wird 1620 Professor der Physik und siedelt in gleicher Eigenschaft nach Marburg über, als infolge des Reichshofrathsbeschlusses vom 1. April 1623 das Marburger Erbe in darmstädtischen Besitz kam. Er führte sich hier ein mit einer Rede über die Rede, welche Aufsehen erregt haben muß und daher in den Annalen der Universität verzeichnet ist. Er entfaltet in den ersten Jahren eine emsige Thätigkeit; aus 1625–1631 haben mir 30 Dissertationen vorgelegen, welche unter seiner Mitwirkung entstanden sind; sie betreffen meist physikalische, zum Theil auch ethische Themata. Die Behandlungsweise ist noch eine durchaus scholastische, Thomas v. Aquin ist eine der Hauptquellen; ein Einfluß der bereits erwachten Naturwissenschaft ist nicht zu bemerken. – Wenn einer Angabe der Annalen (C. J. Cäsar, Catalogi studiosorum schol. Marpurg. fsc. 15, 30) Gewicht beigelegt werden darf, so ging T. 1632 auf höhern Befehl zur Theologie über. Mit einer Abhandlung „De baptismo“ erwarb er sich 1633 den theologischen Doctorgrad. Von seiner Thätigkeit als Theologe zeugen fünf Dissertationen über das Abendmahl aus 1632–1635, sowie „Disputationes catecheticae, in quibus quaestiones in decalegum breviter explicantur“, 1644 bis 1647. Auch als Theologe ist er Scholastiker geblieben. In den Disp. catech. herrscht durchaus die casuistische Methode; sie wollen nicht eine katechetische Behandlung des Dekalogs geben, sondern an der Hand des Dekalogs eine Moral. Aber die Fragen sind präcis und praktisch; dogmatischer Ballast ist vermieden. – Dreimal ist T. Rector, bezw. Prorector der Universität gewesen: 1628, 1640, 1648. Aber bereits 1645 hatte er sich wegen einer Pest nach Gießen geflüchtet; und die Unruhen, von welchen in dem letzten Jahrzehnt des großen Krieges gerade die Gegend um Marburg heimgesucht wurde, mögen die akademische Lehrthätigkeit vielfach unterbrochen haben. Noch ehe es zur Neugründung der Universität Gießen kam, ist T. dort am 1. December 1649 gestorben. – Das Verzeichniß seiner Schriften bei F. W. Strieder, Hess. Gel.- und Schriftstellergesch. XVI, 228 ff. ist unvollständig und ungenau.

Vgl. über ihn noch Joh. Tilemann gen. Schenck, Vitae professorum Theol. Marburg 1727. - M. C. Curtius, Fasti Rectorum etc. Marburg 1777 und C. J. Cäsar, a. a. O. fsc. XIII, XIV, XV.