ADB:Tschamser, Franz Anton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Tschamser, Franz Anton“ von Wilhelm Wiegand in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 699, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tschamser,_Franz_Anton&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 03:53 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Tschager, Joseph
Band 38 (1894), S. 699 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Anton Tschamser in der Wikipedia
Franz Anton Tschamser in Wikidata
GND-Nummer 123860237
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|699|699|Tschamser, Franz Anton|Wilhelm Wiegand|ADB:Tschamser, Franz Anton}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=123860237}}    

Tschamser: Franz Anton T., mit seinem Ordensnamen Malachias, wurde am 12. August 1678 zu Thann im Oberelsaß in einer dort schon lange ansässigen Handwerkerfamilie geboren. Ueber seine Jugendjahre und -Bildung sind wir nicht unterrichtet. Siebzehnjährig trat er in das Barfüßerkloster zu Luzern ein und schuf sich bald durch seinen Eifer und fleißiges Studium in seinem Orden eine geachtete Stellung. Später finden wir ihn zu Hagenau und in seiner Vaterstadt Thann, wo er von 1722 bis zu seinem Tode am 17. Januar 1742 die Guardianswürde des dortigen Franciscanerklosters bekleidete. Jahrelang versah er auch, als die französische Regierung Anstalten traf, die elsässischen Convente von der oberdeutschen Minoritenprovinz zu trennen, für den Provinzial die Visitation dieser Klöster. Sein eigenes Kloster hat er besonders durch Neubauten gefördert, seine Bedeutung aber beruht vor allem auf den von ihm verfaßten „Annales oder Jahrs-Geschichten der Baarfüsern oder Minderen Brüdern insgemein Conventualen genannt zu Thann“, die mit dem Jahre 1182, dem Geburtsjahr des h. Franciscus einsetzen und bis 1741, also bis kurz vor seinen Tod in eigenhändiger Aufzeichnung geführt sind. Veröffentlicht aber ist nur der erste bis 1700 reichende Band des Manuscripts. In chronologischer Folge sind hier Jahr für Jahr die merkwürdigsten historischen Weltbegebenheiten, die bedeutsamen Ereignisse der Geschichte seines Ordens und speciell der oberrheinischen Klöster, auffallende Naturerscheinungen und besonders ausführlich die Thanner Localchronik verzeichnet. Werthvoll sind die regelmäßigen Notirungen der Witterungs-, der Ernte- und Preisverhältnisse, während die ordensgeschichtlichen Angaben zumeist dem älteren Werk seines Ordensbruders Berard Müller: Chronica de ortu et progressu almae provinciae Argentinensis entlehnt sind, das in den oberrheinischen Franciscanerklöstern handschriftlich überall verbreitet gewesen zu sein scheint. Allen Wundern bringt T. naiven Glauben entgegen, die Reformation und die Reformatoren befehdet er in den schärfsten Ausdrücken, aber für einen Localhistoriker hat er den erforderlichen einfach schlichten, natürlichen und doch in der Erzählung nicht ermüdenden Ton, dem eine gewisse Derbheit nicht mangelt.

Die große Thanner Chronik von M. Tschamser. 2 Bände. Colmar 1864. – Geschichte der Oberdeutschen Minoritenprovinz von K. Eubel. 1886.