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ADB:Tympe, Matthäus

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Artikel „Tympe, Matthäus“ von Paul Bahlmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 53–55, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tympe,_Matth%C3%A4us&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 21:07 Uhr UTC)
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Tympe: Matthäus T. (Tympius, Timpe), ein überaus fruchtbarer theologischer Schriftsteller, der 1615 nach seiner eigenen Angabe schon 79 Bücher [54] geschrieben und „deroselben so vil tausendt gedruckte exemplaria“ hat verbreiten lassen. Nachdem er drei Jahre lang Conrector in Jülich, darauf vier Jahre hindurch Professor der Philosophie und Beredsamkeit in Köln gewesen, berief ihn das Osnabrücker Domcapitel Anfang 1595 (Bestallung vom Dienstag nach Judica) als Rector an die dortige Domschule. Diese war seit der Zeit des Augsburger Interims (1548) von katholischen und evangelischen Schülern besucht worden; jetzt aber, als der neue streng katholische Rector die früheren Lehrer durch andere – jesuitische nannte sie das Volk – ersetzte, die lutherischen Schulbücher abschaffte, den Katechismus des Canisius einführte und die evangelischen Einwohner auch anderweitig verletzte, nahmen letztere fast sämmtlich ihre Söhne aus der Domschule und erhielten am 18. October 1595 vom Stadtrath die bereits 1583 für den Fall eines confessionellen Zwistes ausgebaute Kirchspielsschule zu St. Marien als neue Rathsschule (später Rathsgymnasium) überwiesen. Da den neuen Lehrern der Domschule mancherlei Unglimpf widerfuhr und an Schutz nicht zu denken war, forderte der Rector des Laurentianischen Gymnasiums zu Köln die von dort abgegebenen Lehrer wieder zurück, während T. selbst das Pastorat zu St. Petri in Köln in Aussicht gestellt wurde. Die Domherren von Beverförde und Dorgelo nebst dem Syndikus Mensing bewogen aber den Rector, zu bleiben, der dann in seiner 1597 erschienenen „Kinderzucht“ einen milderen Ton anschlug und der Bürgerschaft die Domschule von neuem, allerdings vergebens, empfahl. Die Klagen über T. dauerten fort: hauptsächlich legte man ihm zur Last, daß er unpassende Collaboratoren anstelle und den Schülern zu viel Geld abnehme. Bei Tympe’s Rectoratsantritt war nämlich das jährliche Schulgeld, das früher 5–8 Schillinge betragen hatte, auf 12 Schillinge erhöht worden; T. selbst erhielt neben freier Wohnung und einem Fixum von 138 Rthlrn. die Hälfte des ganzen eingegangenen Schulgeldes, jeder der fünf Collaboratoren aber 22 2/5 Rthlr. und das halbe Schulgeld seiner Classe. Schließlich konnte sich auch das Domcapitel der Ueberzeugung nicht mehr verschließen, daß unter Tympe’s Rectorat ein rechtes Gedeihen der Domschule nicht zu erwarten sei, und da T. die Unzufriedenheit des Capitels verschiedentlich zu spüren hatte, legte er im Winter 1608 die schon seit einem Jahrzehnt ihm gründlich verleidete Stelle nieder und übernahm das Rectorat des v. Detten’schen Collegs in seiner Vaterstadt Münster.

Von Tympe’s zum großen Theil in Münster gedruckten Schriften seien genannt: „Catalogus episcoporum Monasteriensium“ (bis 1588; abgedr. in Antonii Matthaei veteris aevi analecta [Editio 2, Tom. V, pag. 167–191] und handschriftlich in der Bibliothek des Alterthumsvereins zu Münster); „Kinderzucht“ (1597 u. 1610); „Teutsche moralische oder sittliche Theologey“ (Thl. I–IV, 1601/3); „Vinc. Bruni S. J. oder Fulvii Androttii S. J. Güldene Kunst christliche Seelen zu wäschen“ (1602); „Krieg des fünften neuen septentrionalischen Evangelii“ (1603); „J. Fatii S. J. Mortifikationsbüchlein“ (1604); „Nachfolgung Mariä“ (1604 u. 1630); „Widerlegung der Hussiten“ (1605); „Creutzfähnlein“ (1605 u. 1619); „Schiltlein der Keuschheit“ (1606); „Katholische Leichpredigen“ (1608 u. 1609, fortgesetzt in den Leich-, Trost- und Bußpredigen Thl. I–V, 1613/15, 1619/25 u. 1649); „Andr. Jurgiewicii Bericht von der großen Uneinigkeit der Evangelischen“ (aus dem Lat. übersetzt, 1608); „Der Ceremonien Warumb“ (1609); neue Ausgabe von Joh. v. Detten’s Altvätter-Buch (1609); „Spicilegium oratoriae praxios“ (1610); „Ernewerte Welt“ (1610); „Leonardi Lessii S. J. Rathsfrag, welchen Glauben man annemmen oder zu welcher Religion man tretten soll“ (aus dem Lat. übers., 1610 u. 1611); „L. Lessii S. J. Obs wahr sei, daß ein jedweder in seinem Glauben könne selig werden“ (aus dem Lat. übers., 1611); „Dormi secure concionatorum“ (1611); [55] „Admirandum vindictae divinae theatrum“ (1611) und „Trinmphus seu admiranda praemia christianarum virtutum“ (1611), zusammengefaßt u. d. T.: „Theatrum historicum“ (1614 u. 1625); „Lustgarten der Jungfrauen“ (1611); „Martini Becani S. J. Privilegia Calvinistarum … verteutscht“ (1611); „Terrae motus“ (1612); „M. Stricerii Catholische Censur einer uncatholischen Predig M. Jacobi Reneccii, sampt kurzer Widerlegung einer Beantwortung M. Reineccii dreyer Streitfragen durch M. Tympium“ (1612); „Memoriale Granatae“ (1612); „Romphaea apostatarum“ (1612); „Erhebliche und wichtige Ursachen, warumb … man in der wollöblichen Statt Münster … anfange, eine hochberühmbte Universitet oder Academiam zu fundieren unnd zu stifften“ (1612); „Thesaurus phrasium“ (1612 u. 1686); „Geistliche Charwochenspeiß“ (1613); „Güldene Tugend-Krantz“ (1613); „Richtschnur des Lebens aller Religiosen“ (1614); „Speculum magnum Episcoporum, Canonicorum, Sacerdotum et aliorum Clericorum omnium … in gratiam concionantium et eloquentiae studiosorum“ (1614); „Fr. Costeri S. J. Schatzbüchlein“ (1614); „Fulvii Androtti S. J. Drey außerlesene Bücher“ (1614); „Renati Hensaei Exercitia spiritualia … verteutscht“ (1614); „Dormi secure vel cynosura professorum ac studiosorum eloquentiae“ (Pars I–III, 1615); „Mensa theolophilosophica“ (1618, 1619, 1623, 1629 u. 1645); „Petri Bessaei Postilla … auß der französischen Sprache verteutscht“ (1615, 1616, 1620 u. 1632).

Vgl. Tympe’s Widmungen in s. Cathol. Leichpredigen (Münster 1609) und in s. Procession-Predigen (Münster 1615). – Fr. M. Driver, Bibliotheca Monasteriensis. Monasterii 1799, p. 147 f. – Progr. des Raths-Gymnasiums zu Osnabrück 1861, 1865 u. 1869. – C. Stüve, Gesch. des Hochstifts Osnabrück. Thl. II, Jena 1872, S. 371–417. – Berlage im 9. Progr. der Realsch. zu Osnabrück 1876, S. 25. – Die bibliographischen Angaben sind meist meiner Sammlung Münsterischer Drucke entnommen.