Zum Inhalt springen

ADB:Tyrell, Ferdinand Franz Anton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Tyrell, Ferdinand Franz Anton“ von Paul Bahlmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 55–56, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tyrell,_Ferdinand_Franz_Anton&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 11:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Tympe, Matthäus
Nächster>>>
Tyroff
Band 39 (1895), S. 55–56 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand März 2018, suchen)
Ferdinand Franz Anton Tyrell in Wikidata
GND-Nummer 117639001
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|55|56|Tyrell, Ferdinand Franz Anton|Paul Bahlmann|ADB:Tyrell, Ferdinand Franz Anton}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117639001}}    

Tyrell: Ferdinand Franz Anton T. war am 7. December 1760 in der kurkölnischen Stadt Werl geboren und am 30. November 1779 unter dem Namen Ferdinand in das Benedictinerkloster Liesborn aufgenommen. Nachdem er am 10. Juni 1786 die Priesterweihe empfangen, wirkte er daselbst zunächst mehrere Jahre als Bibliothekar, dann als Lector der Theologie, bis er am 18. Mai 1797 als Beichtvater an das St. Aegidii-Kloster zu Münster gesandt wurde. Die von Napoleon 1811 verfügte Aufhebung aller Klöster machte seiner seelsorgerischen Thätigkeit ein Ende und war die Veranlassung, daß er sich nunmehr ganz archivalischen Studien hingab, denen er bis zu seinem, am 14. August 1830 erfolgten Tode oblag. Gedruckt zwar liegen von ihm nur einige kleinere Aufsätze in der von Troß herausgegebenen Zeitschrift „Westphalia“ (1824–1826) vor, denn auch seine von Fr. Kiskemper (Fragmentarische Nachrichten über die Burggrafen zu Stromberg. Warendorf 1857, S. 46–52) angezogene historisch-romantische Novelle von dem letzten Burggrafen zu Stromberg ist nicht veröffentlicht worden; seinen Ruf als Diplomatiker und Archäolog verdankt er hauptsächlich dem handschriftlich hinterlassenen „Chronicon Liesbornense“, das aus nicht weniger als 40 starken Quartbänden bestand, von denen 37 aus dem Nachlaß seines Verwandten und langjährigen Arbeitsgenossen, des Archivsecretärs Peter v. Hatzfeld, an die Bibliothek des Münsterischen Alterthumsvereins gelangten. Dieses Hauptdenkmal von Tyrell’s Bienenfleiß und Sammlereifer enthält nach recht weitläufigen Vorbemerkungen über die Deutschen, ihre Stämme und Beziehungen zu den Römern eine Fülle historischer Nachrichten, in den späteren Zeiten nach Jahren geordnet, von 213 v. Chr. bis zum Jahre 1826 über Westfalen, Deutschland und die übrigen Staaten in wechselnder Anordnung [56] und Ausführlichkeit; nur Liesborn, das zuerst im 5. Bande genannt wird, behauptet auf jedem Jahresbogen den ersten Platz. Eine zweite, 16 Bände umfassende Chronik – das sog. Chronicon familiae Tyrell –, die außer Familiennachrichten noch Predigten bezw. Betrachtungen, untermischt mit geschichtlichen Aufzeichnungen aus den Jahren 900–1820 enthält, befindet sich im Besitze des Gutsbesitzers Tyrell in Raestrup bei Telgte. Weitere Ergebnisse von Tyrell’s Forschungen sind die Randbemerkungen, mit denen er die 1732 von Wolfgang Zurmühlen begonnene Beschreibung der Abteien Liesborn, Marienfeld etc. (Alterth.-Ver. Münster, Msc. 152) versah, und sehr viele der von Fahne in seinen Geschlechtergeschichten mitgetheilten Regesten. Ein großes Verdienst aber, zumal um die Provinzialgeschichte, erwarb sich T. auch durch seine Sammlung kleinerer Drucke und Handschriften – Zeitungsnummern, Festgedichte und -berichte, Briefe, Thesen, Synopsen und Schauspieltexte, Urkunden u. s. w. – aus dem 16.-18. und dem Anfang des jetzigen Jahrhunderts, welche gleichfalls von v. Hatzfeld der genannten Vereins-Bibliothek vermacht wurde und von der zwölf Quart-Enveloppen noch von T. selbst chronologisch geordnet sind.

Vgl. J. B. Nordhoff, Die Chronisten des Klosters Liesborn, Münster 1866, S. 84–89 oder Zeitschrift für vaterl. Geschichte u. Alterthsk. XXVI, 258–263.