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ADB:Uber, Friedrich

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Artikel „Uber, Friedrich“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 117–118, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Uber,_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 12:40 Uhr UTC)
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Uber: Friedrich Christian Hermann U., gewöhnlich nur Friedrich U. genannt, Sohn des Oberamts-Regierungsadvocaten und königlichen Justizcommissarius Chr. Benjamin U., der sich auch als Componist von einigen Singspielen bekannt machte. Friedrich wurde am 22. April 1781 zu Breslau geboren und starb am 2. März 1822 zu Dresden. Von früher Jugend an musikalisch gebildet, durch das Beispiel seiner Eltern, deren Haus der Sammelpunkt der Musiker Breslaus war, mächtig angeregt, hatte er den sehnlichsten Wunsch, sich zum Musiker auszubilden; doch der Vater bestimmte ihn zum Juristen. Nach Beendigung seiner Gymnasialstudien, besuchte er die Universität in Halle. Hier brach sich seine Neigung und Veranlagung zur Musik bereits Bahn; er trat als Violinvirtuose und Componist, sowie als Director der Winterconcerte auf und erntete reichlichen Beifall. 1803 verließ er die Universität und sollte nun die Juristerei praktisch durchmachen, doch endlich im J. 1804 gab der Vater nach, besonders bewogen durch eine von seinem Sohne componirte Cantate „Die Feier der Liebe“, die ihm das offenbare Talent des Sohnes überzeugend verrieth. Der Fürst von Radziwill nahm ihn mit nach Berlin und verschaffte ihm eine Stelle im Orchester des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen. 1806 gab er als Violinist sein erstes Concert, doch die Kriegsereignisse lösten alle Verhältnisse auf. Erst im December 1808 fand er in Kassel als erster Violinist Anstellung und im Januar 1809 wurde er zum Musikdirector der deutschen Oper ernannt. Hier componirte er Violinconcerte, Duette, das Intermezzo „Der falsche Werber“, ferner eine melodramatische Bearbeitung von Schiller’s Taucher und die Musik zum Klingemann’schen Drama „Moses“. Als die deutsche Oper aufgelöst wurde, schrieb er französische Operetten, von denen wohl „Les Marins“ am bekanntesten geworden ist. Mit dem Sturze Napoleon’s war es auch mit der Herrlichkeit des Königthums von Westfalen zu Ende und U. war abermals ohne Versorgung, bis er 1815 in Mainz als Capellmeister an der Oper Stellung fand. Hier schrieb er die Oper „Der frohe Tag“, doch schon 1816 nahm er an der Sekonda’schen Operngesellschaft in Dresden die Stelle eines Capellmeisters an; auch hier wurde er bald durch Auflösung der Gesellschaft seines Amtes entledigt und wandte sich nun nach Leipzig, wo er sich durch Privatunterricht ernährte. Durch die Amtsniederlegung Weinlig’s als Cantor an der Kreuzkirche zu Dresden, wurde dieser Posten frei; U. nebst drei anderen Bewerbern, meldete sich am 15. October 1817, wurde nach abgelegter Probe im Februar 1818 zum Cantor gewählt und am 9. März bestätigt. U. hatte nicht nur das Alumnat zu leiten, die Kirchenmusik an mehreren Kirchen einzuüben und zu dirigiren, sondern auch noch Schulunterricht in Quarta zu geben. Die Streitigkeiten mit dem Rectorat, die geringe Einnahme, die Aufgabe, die Alumnen in Ordnung zu halten, die Leichen auf den Kirchhof zu begleiten, dies alles bot soviel Unangenehmes dar, daß es eines ganz besonderen festen und wieder nachgiebigen Charakters bedurfte, um ein so vielseitiges Amt zu aller Befriedigung zu führen. Eine neuerdings von Karl Held als Doctordissertation herausgegebene Arbeit über das Kreuzcantorat zu Dresden läßt uns in die Beschwerlichkeit [118] des Amtes einen eingehenden Blick thun. U. kam noch glimpflich davon, denn seine Kränklichkeit ließ ihn nur theilweise sein Amt verwalten, so daß er sich willig in alle Anordnungen fügte; dennoch war er als Componist gerade in der kurzen Zeit, in der er dem Cantorat vorstand, sehr fleißig und dem alten Herkommen zufolge schrieb er für die Kirchenfeierlichkeiten noch mehrere größere Cantaten, wie „Die Feier der Auferstehung“, „Der ewige Jude“, „Die letzten Worte des Erlösers“, sein letztes Werk, welches am Charfreitage den 2. März 1822 in der Kreuzkirche zur ersten Aufführung gelangte, während er zur selben Zeit seinen Geist aushauchte.

Von seinen Werken besitzt die Bibliothek der Kreuzkirche 2 geistliche Werke, anderes die königliche Musikaliensammlung in Dresden, die königliche öffentliche Bibliothek in Dresden und Variationen für Violine mit Baß die königliche Bibliothek zu Berlin, sowie ein Violinconcert im Autograph und eine Romance et Chanson pour le Pfte. Leips. chez Peters. Ohne die höchste Staffel in der Kunst erreicht zu haben, war er immerhin ein achtenswerthes Mittelglied, dessen Bestrebungen stets darauf gerichtet waren, der Kunst im Volke Eingang zu verschaffen. – Auch sein Bruder Alexander U., 1783 geboren und 1824 gestorben, widmete sich der Musik; anfänglich trat er als Violinist auf, wandte sich aber später dem Violoncell zu und bekleidete zuletzt die Capellmeisterstelle beim Reichsgrafen von Schönaich, Fürsten von Carolath, Schilling’s Lexikon und Dr. Held’s Dissertation.