Zum Inhalt springen

ADB:Unzelmann, Bertha

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Unzelmann, Bertha“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 324–325, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Unzelmann,_Bertha&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 22:08 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Unwan
Band 39 (1895), S. 324–325 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Bertha Unzelmann in der Wikipedia
Bertha Unzelmann in Wikidata
GND-Nummer 117311030
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|324|325|Unzelmann, Bertha|Hermann Arthur Lier|ADB:Unzelmann, Bertha}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117311030}}    

Unzelmann: Bertha U., später Wagner-Unzelmann, Schauspielerin, wurde am 29. December 1822 zu Berlin als Tochter August Unzelmann’s († 1833), eines Sohnes des berühmten Berliner Komikers Karl Wilh. Ferd. U. (s. u.), geboren. Ihre Mutter Wilhelmine, geb. Franz, die seit 1819 in Berlin Hofschauspielerin [325] war (geboren 1802, † am 11. März 1871), trennte sich im J. 1829 von ihrem Gatten, um sich im J. 1835 aufs neue mit dem kgl. Ministerialsecretär Werner zu verheirathen, unter dessen Namen sie bis zu ihrer Pensionirung am 22. September 1852 auftrat. Sorgfältig erzogen und von ihrem Stiefvater zu ernsten wissenschaftlichen Studien angehalten, spielte sie zuerst auf einem in ihrem elterlichen Hause errichteten Theater vor geladenen Gästen und bildete sich so theoretisch wie praktisch für die Bühnenlaufbahn aus. Am 7. März 1842 betrat sie in Stettin als Luise in Schiller’s „Kabale und Liebe“ zum erstenmal öffentlich die Bühne und erntete mit dieser und mit den folgenden Rollen solchen Beifall, daß Graf Redern, der damalige Generalintendant des Berliner Hoftheaters sie für das seiner Leitung unterstellte Theater zu gewinnen suchte. Ihr Gastspiel an der kgl. Bühne in Berlin am 10. April 1842 führte zunächst vom September desselben Jahres ab zu einem Engagement für das Königsstädter Theater in Berlin. Da ihr aber die Verhältnisse dieses Theaters nicht zusagten, ging sie schon nach Ablauf eines Jahres von dieser Bühne fort, um in Gastspielen auf den Hofbühnen zu Neu-Strelitz, Hannover und Dresden aufzutreten, bis sie im September 1844 eine feste Anstellung am Stadttheater zu Bremen fand. Von Bremen kam sie schon im J. 1845 nach Leipzig, wo sie als Julie in „Romeo und Julie“ debutirte und den Grund zu ihrem Ruf legte. Ein fünfmaliges Gastspiel in Berlin im J. 1846 verschaffte ihr vom Mai 1847 ab eine Anstellung an der Berliner Hofbühne, an der sie bis Mitte 1849 thätig war. Im October (oder December) 1849 vermählte sie sich mit dem Schauspieler Joseph Wagner, den sie bereits in Leipzig kennen gelernt hatte, und dem sie im J. 1850 an das Burgtheater in Wien folgte, wo beide Ehegatten an einem Abend als Hamlet und Ophelia ihre Antrittsrolle spielten. Auch in Wien hatte sie die größten Erfolge zu verzeichnen, doch war ihre dortige Thätigkeit nur kurz, da ein Brustübel sie zwang, um ihre Pensionirung nachzusuchen. Ihr letztes Auftreten erfolgte am 21. November 1854 in der Rolle der Titania im „Sommernachtstraum“. Am 7. März 1858 machte der Tod ihrem Leiden ein Ende. – Bertha U. stand bei ihren Zeitgenossen in größtem Ansehen und erfreute sich wegen ihres Talentes, ihres Liebreizes und ihrer fesselnden Persönlichkeit überall, wo sie auftrat, der größten Beliebtheit. „Es lebte in ihr“, rühmt ihr Kneschke nach, „ein künstlerischer Genius von so viel seelenvoller Tiefe, zarter, sinniger Erscheinung, daß der Eindruck ihres ganzen Wesens ein unendlich ansprechender, herzgewinnender und bezaubernder war. Sie gehörte zu den poetischsten Schauspielerinnen, die je existirt haben. Ihr Gretchen im Faust war ein Gretchen trotz der Seebach, noch vor derselben.“ Das Repertoire der U. war ein ungemein ausgedehntes. Sie trat in 175 verschiedenen Rollen auf, die theils dem Lustspiele, theils dem tragischen Fache angehörten.

Vgl. Wurzbach XLIX, 111–113. – Em. Kneschke, Zur Geschichte des Theaters und der Musik in Leipzig. Leipzig 1864. S. 138, 139. – C. Schäffer u. C. Hartmann, Die Kgl. Theater in Berlin. Berlin 1886. (Register, in dem leider die verschiedenen Unzelmann nicht durch Hinzufügung der Vornamen auseinander gehalten sind. S. auch das Register unter Franz und Werner.) – R. Genée, Hundert Jahre des Kgl. Schauspiels in Berlin. Berlin 1886. S. 154.