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ADB:Uslar, Leopold Wilhelm von

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Artikel „Uslar, Leopold Wilhelm von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 384–385, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Uslar,_Leopold_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 09:17 Uhr UTC)
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Uslar: Leopold Wilhelm v. U., General im Dienste des Königs von Westfalen, der Patricierfamilie derer v. U. entstammend, war am 24. Februar 1764 zu Hildesheim geboren und trat, nachdem er zu Hannover in den Anfangsgründen der Kriegswissenschaften und im Zeichnen unterrichtet worden war, im J. 1780 als Fähnrich beim Infanterieregimente Erbprinz von Oranien in holländische Kriegsdienste. Von Jugend auf ernst und charakterfest, war er unausgesetzt bemüht, sich für den von ihm gewählten Beruf weiter zu bilden. Daß sein Streben von Erfolg gewesen war, beweist seine Verwendung als Correspondenzsecretär der holländischen Armee im Hauptquartiere des österreichischen Feldzeugmeisters Graf Clerfait während des Krieges gegen Frankreich, an welchem er von 1793 bis 1795 theilnahm. Als dann die Batavische Republik aufgerichtet wurde, trat er in deren Dienste über; im J. 1799, in welchem Engländer und Russen auf dem Gebiete der letzteren landeten, war er Oberst und Chef des Generalstabes des General Daendels, welcher die holländischen Truppen befehligte, in Wirklichkeit war U. der Commandeur der letzteren. In der „Landungsgeschichte der Engländer und Russen in Holland im Herbst 1799“ (Hamb. 1800), der deutschen Ausgabe von „Mémoires historiques sur la campagne du Général Brune en Batavie par un officier de son état-major“, heißt es von ihm: „Wer einen Rapport oder eine Frage an General Daendels auszurichten hatte, wandte sich an seinen Generaladjutanten, den Obersten von Uslar, einen sehr braven, geschickten Officier, der überall die dem General so nöthige Kaltblütigkeit besaß.“ 1803 war U. zum Chef der gallo-batavischen Armee ausersehen, welche in Irland landen sollte, 1805 ward er Brigadier und Gouverneur zu Breda. Als Ludwig Bonaparte den für ihn geschaffenen holländischen Königsthron bestieg, berief er U. zu sich, um die Neugestaltung des Heeres zu leiten, aber schon bald nachher mußte dieser auf den Kriegsschauplatz nach Pommern abgehen, um unter Marschall Brune den Dienst des Generalstabschefs bei dem die Holländer befehligenden General Gratien zu übernehmen. Als 1807 der Friede geschlossen war, forderte König Hieronymus von Westfalen seine Landeskinder für den Dienst des eigenen Heeres zurück. U. war genöthigt, die holländische Fahne zu verlassen; [385] Hieronymus ernannte ihn sofort zum General und zu seinem Generaladjutanten, sowie zum Generalinspecteur der Infanterie, und übertrug ihm den Vorsitz des Organisationscomités der Armee. Das vorzügliche, der Eigenart der letzteren angepaßte Dienstreglement, welches ihr gegeben wurde, war vorzüglich Uslar’s Arbeit. Aber sein gerades, allen Ränken unzugängliches Wesen und namentlich die ablehnende Haltung, welche er den selbstsüchtigen und eigennützigen Bestrebungen der im Heere dienenden Franzosen entgegensetzte, machten ihm zahlreiche Feinde, welche des Königs Ohr gewannen und es verstanden U. bei seinem Kriegsherrn zu verdächtigen. Als U. sich im J. 1809 in Geschäftsangelegenheiten in Magdeburg befand, erhielt er vom Könige ein Schreiben, in welchem ihm eine Reihe von unberechtigten Vorwürfen gemacht wurde und welches ihn veranlaßte den König, da er dessen Vertrauen nicht mehr besitze, um seine Entlassung zu bitten. Sie ward ihm gewährt. Für die westfälische Armee war es ein großer Verlust, welchen sie tief beklagte; U. wäre der geeignetste Kriegsminister gewesen, da er nur Westfale war und sein wollte und keiner der anderen unter den Officieren vertretenen Landsmannschaften angehörte oder deren Sonderinteressen förderte. Verbittert und grollend legte er seine Titel und Orden ab und ging nach Frankreich um abgeschieden von der Welt als Privatmann zu leben. Er kaufte in Vaugirard bei Paris ein kleines Eigenthum. Aber die Ereignisse der Jahre 1813 bis 1815 machten ihm unmöglich dasselbe zu behaupten. 1813 mußte er 8000 Francs Kriegscontribution bezahlen, 1815 plünderten Davout’s Truppen seinen Besitz, raubten seine Papiere und sein Silberzeug und zerstörten seinen Hausrath. Da außerdem die von Westfalen ihm gewährte Pension fortgefallen war, sah er sich des größten Theiles seiner Einnahmen beraubt, er gab daher seinen Landsitz in Vaugirard auf, zog zuerst nach Brüssel und 1820, als auch seine Gesundheit zu schwanken begann, zu einem älteren Bruder, welchen er seit vierzig Jahren nicht gesehen hatte, nach Hahnenburg bei Mölln im dänischen Herzogthume Lauenburg. Hier ist er am 30. September 1830 gestorben. Aufzeichnungen über sein Leben, von welchem er überhaupt selten und nur ungern sprach, hat er nicht hinterlassen, dagegen eine Handschrift betitelt „Essai sur les institutions réligieuses, politiques et sociales du dix-neuvième siècle“. Die Behauptung, daß er im J. 1809 von Magdeburg aus gegen Schill zu Felde gezogen sei, hat er in einer Schrift „Sur l’incursion du major Schill dans le royaume de Westphalie“ (Bruxelles, Hanovre 1820) widerlegt.

Neuer Nekrolog der Deutschen, 8. Jahrgang, 2. Teil, Nr. 298, Ilmenau 1832.