ADB:Valdarfer, Christoph
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[459] Valdarfer’s von Venedig nach Mailand gegeben und diese also erst 1473 stattgefunden hat? Wir wissen es nicht und ebenso wenig ist uns über die Schicksale dieses Druckers vor 1470 und nach 1488 irgend etwas bekannt. Noch immer ist man inbetreff desselben auf die bei Hain aufgeführten Drucke angewiesen, die übrigens vollzähliger als die mancher andern Drucker verzeichnet zu sein scheinen, wenngleich das in Vorbereitung befindliche Supplement zu Hain noch diese und jene Ergänzung bringen dürfte.
Valdarfer: V. oder Waldarfer (die erstere Schreibweise ist von dem Träger des Namens zwar sicher nur mit Rücksicht auf seine italienische Umgebung bevorzugt worden, doch ist sie nun einmal die gebräuchliche): Christoph V. aus Regensburg, einer der Deutschen, welche im 15. Jahrhundert die Buchdruckerkunst in fremde Länder getragen haben. Nicht als der erste, aber als einer der allerfrühesten Vertreter der Kunst kommt er 1470 und 1471 in Venedig und 1473–1488 in Mailand vor. Ersterer Stadt schreibt man mit mehr oder weniger Sicherheit 9, letzterer 29 Erzeugnisse seiner Presse zu. Darunter sind große Foliowerke, wie das Missale Ambrosianum und die juristischen Werke eines Bartholomäus de Saxoferrato, Baldus de Ubaldis u. a. Im einzelnen ist unter Valdarfer’s Venediger Drucken die erste (datirte) Ausgabe von Boccaccio’s Decamerone (1471) zu nennen, die zu den seltensten und zugleich höchstbezahlten Büchern gehört (bis zu 2260 Pfd. Sterl. wurden schon dafür bezahlt, vgl. darüber Brunet, Manuel du libraire, 5. éd, col. 994); unter seinen Mailänder Drucken sei des Bartholomäus de Chaimis Interrogatorium s. Confessionale (1474) hervorgehoben, weil es von einer Reihe anderer Drucker nachgedruckt worden ist unter wörtlicher Wiedergabe der Valdarfer’schen Disticha, was früher Veranlassung gegeben hat, auch diese Drucke unserem Meister zuzuschreiben. In einem andern Drucke des letztern, den Heroides Ovids von 1486, soll sich ein Druckerzeichen finden, doch ist derselbe uns nicht vorgelegen und Kristaller in seinen „Italienischen Buchdrucker- und Verlegerzeichen“ (1893) führt keines von V. auf. In Venedig scheint Ludovicus Carbo (L. Kohl aus Regensburg?) ihm Correctordienste geleistet zu haben, in Mailand kommt in manchen Drucken als Corrector und Verleger Pierantonio de Burgo de Castelliono vor. Früher noch hat er ebendaselbst für Filippo de Lavagna und Cola Montanus gedruckt; der Vertrag zwischen beiden Theilen vom 8. October 1473, worin unter anderem bestimmt wird, daß V. zwei Pressen für Lavagna und Cola in Thätigkeit erhalten solle, ist noch im Wortlaut bekannt (s. einen Abdruck desselben z. B. bei Bernard, De l’origine de l’imprimerie en Europe II, 1853, p. 228 sq.) und für die Geschichte des Buchdrucks und Buchhandels von Wichtigkeit. Ob wol Lavagna und Cola überhaupt den Anlaß zu der immerhin etwas auffälligen Uebersiedlung- Vgl. außer Hain’s Repertorium bibliographicum (mit Burger’s Register) nur etwa noch die Verhandlungen des Histor. Vereins für den Regenkreis 3. Jahrg., 1836, S. 189 ff.