ADB:Vegeviur
Höllefeuer (s. A. D. B. XII, 757) an, und Vegeviur’s zehnzeilige, größtentheils aus caesurlosen Langzeilen einförmig zusammengesetzte Strophenform, die nur in einem einzigen Spruche durch Caesurreime reicher gegliedert wird, ist dementsprechend lediglich eine Variante von Höllefeuer’s ebenso schwerfälligem Ton. Das Fegefeuer taucht neben der Hölle in einer Strophe Vegeviur’s auf, in der er die Welt in fünf Klöster eintheilt. Diese räthselnd umschreibende Manier macht sich auch sonst in seiner überwiegend religiösen Poesie fühlbar. Seiner ernsthaften Art ist der pessimistische Prophet Jonas ein angemessener Held. Mit Scheinfreunden hat er üble Erfahrungen gemacht, und mißgünstiges Geraune schädigt ihn bei den Herren, um deren Gunst er singt. Er aber, in seiner kirchlichen Denkweise, will die Singer den Mönchen gleichgestellt wissen: wie diese spenden sie geistige Nahrung, und sie tragen des Herren Lob noch über das Grab hinaus. Eine irgendwie interessirende, scharf sich ausprägende Persönlichkeit schimmert durch Vegeviur’s Verse nicht hindurch: um das Bedürfniß des Augenblicks rasch zu ergreifen, wie es dem echten Spruchdichter Noth that, dazu war V. viel zu steif und unbeweglich.
Vegeviur, mitteldeutscher Spruchdichter aus der Wende des 13. zum 14. Jahrhundert, von dem uns in einem Baseler Handschriftenfragment sechs vollständige Strophen und der Anfang einer siebenten erhalten sind. Schon der (Spitz-) Name lehnt sich deutlich an den gleichfalls mitteldeutschen- Germania Bd. 25, 72–80.