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ADB:Vento, Ivo de

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Artikel „Vento, Ivo de“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 607, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vento,_Ivo_de&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 09:30 Uhr UTC)
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Vento: Ivo de V., ein Componist der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Fétis nennt ihn einen Spanier, giebt aber nichts Genaueres an, worauf er diese Behauptung stützt. Die Quellen über V. fließen äußerst sparsam und selbst die Archive in München, wo er lange in herzoglich bairischen Diensten stand, schweigen über ihn, soweit sie bis jetzt untersucht sind. Nur aus Trojano’s Dialoghi von 1569 erfahren wir, daß er Organist am Münchener Hofe war und mit zwei anderen abwechselnd eine Woche Dienst hatte. Auf den Titeln seiner Druckwerke nennt er sich anfänglich nur einen Musikus am bairischen Hofe, doch 1569 und im folgenden Jahre Capellmeister des Herzogs Wilhelm von Baiern, dann aber wieder nur Musikus. Diese Erscheinung läßt sich nur so erklären, daß uns von späteren Drucken nur die ferneren Auflagen bekannt sind, die sich aber als solche auf den Titeln nicht kennzeichnen. Es ist indessen auch möglich. daß er wirklich nur in den Jahren 1569 und 1570 den Capellmeistertitel führte und derselbe dann allein auf Orl. Lassus überging. V. schrieb viele deutsche Lieder zu 4 und mehr Stimmen, sowol weltliche als geistliche. Bis jetzt sind in diesem Fache sechs Sammlungen bekannt von 1569 bis 1573, deren Auflagen bis 1591 reichen, doch wie gesagt, sich nur durch einen Vergleich des Inhalts erkennen lassen.

Vento’s Schreibweise reiht sich in ihrem Charakter denjenigen Leistungen im deutschen Liede an, wie sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von den Niederländern und Italienern, die in Deutschland eine hervorragende Stellung an den Höfen deutscher Fürsten einnahmen, seit den sechziger Jahren üblich geworden war, d. h. der Tenor als Cantus firmus verlor seine Stellung, das alte Volkslied, was einst oft im Tenor zur Geltung kam, war den Ausländern unbekannt. Der Text wurde durch unsinnige Wiederholungen verstümmelt, die einst langathmigen Melismen lösten sich in kurze Noten auf, Note und Text schritten tactmäßig zusammen fort, die Contrapunktik ging in Harmonik auf und die Oberstimme gewann die Oberhand. Dennoch sind Vento’s Leistungen von dem neueren Standpunkte aus betrachtet, vortrefflich und zeigen uns einen tüchtigen, begabten und empfindungsreichen Künstler. 6 Lieder beider Gattungen, geistlich und weltlich liegen in neuen Ausgaben vor (s. Eitner’s Verzeichniß). Außerdem sind noch 5 Sammlungen Motetten zu 4 und 5 Stimmen bekannt, die von 1569–1576 erschienen, von denen aber außer einem Gesange, der mir nicht vorliegt, Partituren noch nicht erscheinen sind. Die Originaldrucke sind reichlich auf den deutschen Bibliotheken zu Berlin, Liegnitz, München, welches auch noch mehreres im Manuscript besitzt, Nürnberg, Göttingen, Kassel, Königsberg und auch auf außerdeutschen vertreten.