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ADB:Visscher, Volkard

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Artikel „Visscher, Volkard“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 74–75, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Visscher,_Volkard&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 07:10 Uhr UTC)
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Visscher: Volkard V., lutherischer Theolog und Prediger, ein Vorläufer des bekannten Bekämpfers der Dämonologie, Balthasar Bekker. Er war am 20. Januar 1639 zu Enkhusen geboren und erhielt seine Erziehung vom freisinnigen lutherischen Prediger Hoppe. Hierauf studirte er kurze Zeit an der Universität zu Oxford und trat 1661 das Predigeramt zu Rotterdam an. 1670 aber rief die Gemeinde zu Amsterdam, an welcher jetzt auch sein Freund und Lehrer Hoppe angestellt war, ihn in ihren Dienst. Bald zog er die Aufmerksamkeit auf sich durch seine freiere Predigtart und seine erleuchteten Ansichten, an welchen allerdings seine Collegen, mit Ausnahme des Predigers Arthur Georg Velten, großen Anstoß nahmen, als er seine Stimme als eifriger Bekämpfer des damaligen Aberglaubens in Betreff der Dämonologie erhob. Die abscheulichen Hexengerichte, welche in Deutschland noch stattfanden und der das christliche Leben seiner Zeit noch durchaus beherrschende Glaube an die Einwirkungen eines leibhaften Satans mit seinen Trabanten, forderten seinen Widerspruch heraus. Am 3. November 1677 trat er in einer Predigt über 1. Cor. 10, 20 diesem Aberglauben kräftig entgegen. Die Gemeinde, von seinen Worten erschreckt, bezeichnete ihn bald als Socinianer, bald als gefährlichen Ketzer, und ihre Erbitterung steigerte sich noch, als er am 27. Februar 1678 in seiner Predigt über Matth. 4, 7–11 die ganze Lehre von bösen Geistern angriff. Zwar läugnete er ihre Existenz nicht, behauptete aber die hl. Schrift wollte mit dem Namen Satan, Dämon, Beelzebub u. s. w. unpersönliche böse Mächte andeuten, welche den Menschen zur Sünde verführten, und die Dämoniaci seien nur geistig Kranke und Tobsüchtige. Insbesondere verwarf er die Meinung, daß es möglich sei, mit dem Teufel in ein Bündniß zu treten. Er hatte infolge dessen mit großen Verdrießlichkeiten zu kämpfen, welche indessen weniger allgemein bekannt wurden, als die bald folgenden Streitigkeiten des Balthasar Bekker (s. A. D. B. II, 299), welche die reformirte Staatskirche berührten. Mit Visscher’s Tod am 16. Juni 1678 wurden sie jedenfalls beendigt. Die beiden schon erwähnten Predigten, welche 1678 in Amsterdam gedruckt wurden, wie auch seine „Inwydingsrede van de Nieuwe Luthersche kerk te Amsterdam“, 1674, zeigen ihn als einen [75] höchst begabten Prediger, der klar und kurz, einfältig und praktisch und in gutem Stil seine Ansichten kund gab.

Vgl. Schultz Jacobi, V. Visscher en syn gevollen over het ryk der booze geesten in den Bydr. van Schultz Jacobi en Domela Nieuwenhuis II bl. 28 v. v. Zu vergleichen sind van der Aa, Biogr. Woerdb. und Glasius, Godgel. Nederl.