ADB:Voith, Valten

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Artikel „Voith, Valten“ von Hugo Holstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 223, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Voith,_Valten&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 22:07 Uhr UTC)
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Voith: Valten V. (Voit, Vogt), deutscher Dramatiker und Meistersänger, geboren um 1487, † nach 1558. Wenn er der Valentinus Voiydt de Kemnitz ist, der zum Jahre 1507 im Album der Wittenberger Universität verzeichnet ist, so ist sein Geburtsort Chemnitz. Aber seiner Wirksamkeit nach gehört er Magdeburg an, wo er in Verbindung mit den gelehrten Kreisen steht, obwol er sich schlechtweg als Magdeburger Bürger bezeichnet und 1541 als Ziesenmeister (Steuereinnehmer) der Stadt erscheint. Unter den Magdeburger Dramatikern nimmt er der Zeit nach eine der frühsten Stellen ein. Sein Drama von der Esther vom Jahre 1537 erschien anonym, aber in einem Akrostichon am Schluß ist sein Name sichtbar. Der dramatische Werth des Stückes ist gering, die Handlung vertheilt sich nach Maßgabe der biblischen Erzählung in 5 Acte, deren Scenen zusammenhangslos an einander gereiht sind; aber der Verfasser verfolgt einen ethischen Zweck: er will Vasthi und Haman zur Warnung, Esther und Mardachai zur Nachahmung hinstellen. Auch eine symbolische Deutung der Fabel wird in einem „Beschluß“ gegeben. Voith’s Drama ist von Marcus Pfeffer (s. A. D. B. XXV, 619) benutzt worden. Das zweite Drama vom Jahre 1538 „vom herrlichen Ursprung, betrübend Fall, gnädiger Wiederbringung, mühseligen Leben, seligen Ende und ewiger Freud des Menschen“ gehört zu den sog. Erlösungsspielen, die im Every Man, Homulus und Hekastus zur Darstellung gebracht sind. Es verfolgt einen theologisch-ethischen Zweck, ist aber ohne alle dramatische Entwicklung und macht den Eindruck einer gereimten Dogmatik. Als Liederdichter kennen wir V. durch eine Sammlung geistlicher Ringeltänze (1550), die aus der heil. Schrift für die Jugend gezogen sind. Zuletzt ist V. auch als Meistersänger zu nennen. Seine Dichtungen sind von ihm im J. 1558 in einen großen 464 Blatt zählenden Folioband der Universitätsbibliothek zu Jena eingetragen, den er nach dem Tode seiner Söhne den Herzögen von Sachsen gewidmet und geschenkt hat. Vorwiegend sind es biblische Stoffe, denen V. seine Aufmerksamkeit zuwendet, und zwar behandelt er das erste Buch Mose, die Postille und den Psalter.

Die litterarischen Nachweise über V. habe ich in der Einleitung zu dem von mir in der Publication des Litterarischen Vereins zu Stuttgart, Bd. 170 (1884) veranstalteten Neudruck der beiden Dramen gegeben. Neuerdings haben W. Kawerau ebenfalls über die Dramen (Beibl. zur Magdeb. Zeitg. 1893, Nr. 27) und R. Schwartz, Esther im deutschen und lateinischen Drama des Reformationszeitalters, Oldenburg u. Leipz. (1893), S. 12–20 über das Estherdrama Voith’s gehandelt.