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ADB:Wagner, Gottlieb Friedrich

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Artikel „Wagner, Gottlieb Friedrich“ von Hermann Fischer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 500–501, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wagner,_Gottlieb_Friedrich&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:15 Uhr UTC)
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Wagner: Gottlieb Friedrich W., Dialektschriftsteller. Geboren am 3. November 1774 als Schulmeisterssohn zu Reusten im württembergischen Oberamt Herrenberg, ergriff er den Beruf seines Vaters und wurde 1796 [501] Schulmeister, seit 1818 zugleich Schultheiß in dem nur wenige Stunden von seiner Heimath entfernten Maichingen bei Böblingen; er starb am 14. Februar 1839. – W. ist, alles zusammengenommen, der bedeutendste, jedenfalls der befriedigendste unter den nicht ganz wenigen schwäbischen Dialektschriftstellern. Er kennt das Volk der Gegend, in der er zeitlebens gewirkt hat, um so genauer, als seine beiden Aemter ihn in die mannichfaltigste Berührung damit gebracht haben werden; er stellt streng realistisch dar, ohne Caricatur, aber auch ohne die mindeste Schönfärberei; obwol seine Werke den ausgesprochenen Zweck haben, zugleich zu belehren, so ist doch die Objectivität der Schilderung dadurch niemals beeinträchtigt worden; ohne daß ein derbes Wort gemieden wäre, wo es durch die Situation gefordert ist, zeigt sich doch niemals eine Spur von jenem Cynismus, der die Gedichte seines Zeitgenossen Weitzmann populär gemacht hat. Außer ein paar unbedeutenderen scherzhaften Erzeugnissen und der satirischen Schilderung „Madame Justitia im Guckkasten“ sind Wagner’s sämmtliche Schriften, und zwar gerade die, denen er seinen Ruf verdankt, Lustspiele in Prosa. Am bekanntesten wurde „Die Schulmeisters-Wahl zu Blindheim“ (1824, Neudruck 1880) mit der Fortsetzung „Ernennung und Heyrath des Schulmeisters zu Blindheim“ (1825, Neudruck 1880); neben diese ausgezeichneten Gemälde des politisch-socialen Lebens lassen sich die zwei minder bekannten stellen „Die Repräsentanten-Wahl zu Dipplisburg“ (1826) und „Die Schultheißen-Wahl zu Blindheim“ (1840, wol erst aus dem Nachlaß, erschienen). Nicht minder gelungene Bilder des Familienlebens geben das Stück „Der Handstreich bis auf Spitz und Knopf“ (1827, Neudruck 1886) und dessen Fortsetzung „Es giebt doch noch eine Hochzeit“ (desgl.). Bewundernswürdig ist an Wagner’s Stücken neben der sachlichen Vortrefflichkeit der Schilderung, die stets den Nagel auf den Kopf trifft, auch die Handhabung der Mundart; W. gehört zu den ganz wenigen Schwaben, welche ihre Mundart vollkommen fehlerfrei und idiomatisch zu schreiben im Stand gewesen sind.

Siehe meine Beiträge zur Litteraturgeschichte Schwabens, S. 226–229.