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ADB:Wahrendorff, Ferdinand

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Artikel „Wahrendorff, Ferdinand“ von Theodor Kirchhoff (Arzt) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 783–784, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wahrendorff,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 13:16 Uhr UTC)
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Wahrendorff: Ferdinand W., geboren am 20. Februar 1826 in Diepenau (Hannover) als Sohn eines Apothekers. Bis 1845 besuchte er das Gymnasium zu Minden i. W.; dann zum Studium der Medicin die Universität Göttingen bis 1849; 1850 bestand W. in Hannover das Staatsexamen. Zunächst wechselte er zwischen Landpraxis und Studienreisen nach Prag und Wien. 1856 zog er als Landarzt nach Ilten bei Lehrte, 1857 machte er das Physikatsexamen. 1861 pachtete er das frühere große Amtshaus und nahm in diesem Hause einige Geisteskranke auf, die in unmittelbare Beziehung zu seiner Familie traten. Häufig besuchte W. jetzt die nahe Irrenanstalt Hildesheim, um seine psychiatrischen Kenntnisse zu verbessern. Da er seine Landpraxis noch nicht aufgeben wollte, verband er sich 1863 mit Dr. Seebohm, der ihm bis 1868 half, das Asyl Ilten ärztlich zu versorgen. Die Anstalt mußte bald durch Neubauten vergrößert werden. Bis 1869 wurden nur Kranke besserer Stände aufgenommen; seitdem auch „Colonisten“, die die Provinz übergab; diese Kranken wurden nämlich im landwirthschaftlichen Betriebe beschäftigt. Hieraus entwickelte sich allmählich die sogenannte „Familienpflege“, zum ersten Male in Deutschland von W. mit Erfolg durchgeführt. Die Kranken wurden seit 1880 in Ilten und einigen benachbarten Dörfern [784] in Familien für Kostgeld untergebracht. Außerdem gründete W. in einem 1887 erworbenen größeren Gut eine Irrencolonie, die eine größere Zahl zusammen aufnahm. Die Anstalt vergrößerte sich allmählich so, daß sie beim Tode des Gründers (1898) 635 Kranke und ein Personal von 145 Personen hatte. W. hat durch diese mustergültigen Einrichtungen ein Beispiel gegeben, welches weitere Nachahmungen gefunden hat. Daß er außerdem ein Arzt im besten Sinne des Wortes war und ein liebenswürdiger Mensch, trug viel zu seinen Erfolgen bei. Er starb am 21. März 1898 in Ilten.

Vgl. Nekrolog von Bruns in Allgem. Zeitschrift f. Psych. und psych. gerichtl. Medicin, 1898.