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ADB:Watteroth, Heinrich Josef

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Artikel „Watteroth, Heinrich Josef“ von Karl Theodor von Inama-Sternegg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 254–255, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Watteroth,_Heinrich_Josef&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 02:06 Uhr UTC)
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Watteroth: Heinrich Josef W., politischer Schriftsteller, geboren zu Worbis im Eichsfelde im ehemaligen Kurfürstenthum Mainz am 17. November 1756, † zu Wien am 13. August 1819. Nach dem Wunsche seiner Eltern sollte er sich dem geistlichen Stande widmen, doch zog ihn seine Neigung zu den rechts- und staatswissenschaftlichen Studien, welchen er in Erfurt und Göttingen oblag. Als ein Lieblingsschüler Schlözer’s wurde er speciell auf das Studium der Statistik geführt. Nach Absolvirung der Universität wendete sich W. 1777 nach Wien und trat bei dem Reichshofrath in Praxis, hörte aber daneben an der Universität noch Vorlesungen über deutsches Privatrecht, politische Wissenschaften und Statistik und erwarb sich die juristische Doctorwürde. Durch Sonnenfels angeregt, wendete er sich dem speciellen Studium der Statistik zu und wurde 1783 Professor dieses Faches an der Theresianischen Ritterakademie. Nach der Aufhebung dieses Instituts verlieh ihm Kaiser Josef II., welcher ein besonderes Interesse für W. bekundete, 1786 die Professur der Reichsgeschichte an der Wiener Universität, doch vertauschte er schon 1790 dieses Lehrfach gegen [255] das der Statistik und erlangte 1791 auch die Professur der politischen Wissenschaften, über deren erstmalige Verbindung mit der Statistik sich W. in einer bemerkenswerthen Antrittsrede verbreitete. Inzwischen war (1786) von dem Cardinal-Erzbischof von Wien, Graf Migazzi, ein heftiger Ansturm gegen ihn als „Voltairianer“ erhoben worden; selbst der Staatsrath mußte sich mit der Anschuldigung Watteroth’s wegen antikirchlicher Vorträge befassen; doch wurde er schließlich nur ermahnt, „größere Behutsamkeit in der Wahl der Ausdrücke“ anzuwenden. Auch noch unter K. Leopold II. erfreute sich W. des Kaiserlichen Vertrauens; 1791 wurde ihm als Professor der Politik und Statistik die Mittheilung aller auf die Verfassung der Länder sich beziehenden Verordnungen zugesichert, der Zutritt zu sämmtlichen Archiven und Registraturen der Centralstellen und der Landesbehörden gestattet, die Vornahme von Bereisungen und die Einsicht in alle Verordnungen der Länderstellen erlaubt. In seinen späteren Lebensjahren beschränkte sich W. auf die Lehrkanzel der politischen Wissenschaften und der politischen Gesetzeskunde, die er bis zu seinem Lebensende inne hatte.

Seine älteren Schriften über Toleranz 1781, gelegentliche Betrachtungen für Heuchler, Liebhaber der Mißbräuche, Kritiker und Consorten 1781, über die Reformation in Deutschland 1781, sind ganz im Geiste der französischen Aufklärung gehalten, wie auch noch seine anstoßerregenden Vorlesungen über Geschichte mit Villaume’s „Philotea“ in Zusammenhang gebracht wurden. Später schrieb W. ruhiger und objectiver, so die kosmopolitischen Betrachtungen über das erste Regierungsjahr Josef II. 1783, Betrachtungen über Napoleon Bonaparte’s bis jetzt ungehinderte Fortschritte zur Unterjochung aller Staaten und Völker von Europa 1805, Stimme eines Deutschen 1809, Politische Vorlesungen über Papiergeld und Bankozettel in Hinsicht auf das Patent v. 20. Febr. 1811, 4 Hefte, 1811. Außerdem gab er Blain’s synchronistische Tabellen für die allgemeine Weltgeschichte in deutscher Sprache, vermehrt und fortgesetzt bis auf K. Leopold II. in 2 Bänden 1790 heraus, schrieb über Kunst und Künstler in Oesterreich 1791 u. a. Die Universität Wien besitzt ein gelungenes Bildniß von Watteroth.

Oesterreichische National-Encyclopädie v. Gräffer und Czikann. N. A. VI, 1838. – Kink, Gesch. d. Wiener Universität I, 2, S. 37 u. 297 f. – Ficker in d. Statistischen Monatsschrift II, 57. – Wurzbach s. v.