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ADB:Weber, Ernst Heinrich

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Artikel „Weber, Ernst Heinrich“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 290, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weber,_Ernst_Heinrich&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 18:26 Uhr UTC)
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Band 41 (1896), S. 290 (Quelle).
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Weber: Ernst Heinrich W., hervorragender Anatom und Physiolog, wurde zu Wittenberg am 24. Januar 1795 als Sohn des Dr. theol. und Professors Michael W. geboren. Er studirte in seiner Vaterstadt, erlangte daselbst 1815 die Doctorwürde, habilitirte sich 1817 als Privatdocent an der Leipziger Universität und veröffentlichte aus diesem Anlaß die beiden Inauguralabhandlungen: „De systemate nerveo-organico“ und „Diss. exhibens anatomiam comparatam nervi sympathici“. Schon 1818 wurde er außerordentlicher Professor der vergleichenden Anatomie, 1821 ordentlicher Professor der Anatomie und Physiologie und bekleidete diese Lehrstühle, bis er 1866 die Physiologie und 1871 auch die Anatomie aufgab. W., der am 26. Januar 1878 starb, gehört zu den gänzendsten Vertretern der exacten Periode der Heilkunde in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts. Er hat sich sowol als Forscher wie als Lehrer um die beiden von ihm vertretenen Disciplinen ganz außerordentliche Verdienste erworben und nicht wenig zum Ruhme der Leipziger Hochschule beigetragen, eine Thatsache, die durch eine besondere Gedächtnißfeier und Aufstellung seiner Büste in der Universität dankbare Anerkennung seitens der Facultät bezw. der Behörden fand. Es gibt wol kaum ein Specialgebiet, das W. nicht durch wichtige Forschungen bereichert bezw. umgestaltet hat. Seine Arbeiten betreffen im einzelnen die Pulslehre, die Lehre von der Resorption, die physiologische Akustik, die Geschlechtswerkzeuge, die rothen und weißen Blutkörperchen, die Flimmerzellen, Bau und Function der Leber, die Bewegungen der Regenbogenhaut und zahlreiche andere Theile der Biologie. Mit wenigen Ausnahmen sind die betreffenden Publicationen in akademischen Programmen erfolgt, später vom Verfasser selbst gesammelt und unter dem Titel: „Annotationes anatomicae et physiologicae; programmata collecta“ (Leipzig 1851) in 3 Heften herausgegeben worden. Es erschienen außerdem noch von W.: „Wellenlehre auf Experimente gegründet oder über die wellentropfbaren Flüssigkeiten mit Anwendung auf die Schall- und Lichtwellen“ (Leipzig 1825 mit 18 Kupfern); „Epistola I. et II. Scarpae de gangliis nervorum deque origine et essentia nervi intercostalis“ (ebd. 1831); „Zusätze zur Lehre vom Baue und den Verrichtungen der Geschlechtsorgane“ (ebd. 1846); „De motu fasciculorum muscularium locali“ (ebd. 1861). Für Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie schrieb W. den Artikel: „Der Tastsinn und das Gemeingefühl“ (in Bd. III., 2. 1846). W. lieferte ferner eine werthvolle Bearbeitung der 4. Auflage von Georg Friedrich Hildebrandt’s „Handbuch der Anatomie des Menschen“ (Braunschweig 1830–32) und der 6. Auflage von Johann Christian Rosenmüller’s „Handbuch der Anatomie der menschlichen Körpers“ (Leipz. 1840). Beide Bücher sind infolge von Weber’s Verbesserungen noch heute mit Vortheil zu benutzen. Auf die Methodologie bezw. Vervollkommnung des medicinischen Studiums beziehen sich zwei weitere Schriften Weber’s: „Vorschläge zur Vervollkommnung der wissenschaftlichen Anstalten bei der Universität Leipzig“ (Leipzig 1834) und „Beurtheilung einer an die Stände des Königreichs Sachsen gerichteten Petition um Aufhebung der gesetzlichen Bestimmung über die Behandlung der Leichen der Selbstmörder und namentlich über die Ablieferung dieser Leichen an die Anatomie zu Leipzig“ (ebd. 1867). – Uebrigens war W. einer der ersten in Deutschland, die sich bemühten, die Ergebnisse der Wissenschaft für Künste und Gewerbe durch Mitwirkung bei der Begründung der polytechnischen Gesellschaft nutzbar zu machen.

Vgl. Winter im Biogr. Lex. VI, 210.