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ADB:Wagner, Rudolf (Physiologe)

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Artikel „Wagner, Rudolf“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 573–574, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wagner,_Rudolf_(Physiologe)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:47 Uhr UTC)
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Wagner: Rudolf W., berühmter Naturforscher und Physiolog, wurde als Sohn des kgl. bair. Hofraths und quiescirten Studiendirectors des Gymnasiums Lorenz Heinrich W. († am 13. April 1841) zu Baireuth am 30. Juli 1805 geboren. Seine gymnasiale Vorbildung erhielt er in seiner Vaterstadt und in Augsburg, bezog 1822 zum Studium der Medicin die Erlanger Universität, die er 1824 mit der Würzburger vertauschte, und erlangte an letztgenannter 1826 die med. Doctorwürde. 1827 machte er eine Reise nach Paris, wo er besonders unter Cuvier’s Leitung vergleichend-anatomischen Forschungen sich hingab, besuchte dann zu wissenschaftlichen Zwecken die Küsten der Normandie und des Mittelmeers, studirte hier die Anatomie der niederen Thiere, ebenso 1828 die geognostischen Verhältnisse in Cagliari, hielt sich noch in demselben Jahre vorübergehend in München auf und übernahm darauf die Stelle eines anatomischen Prosectors in Erlangen, wo er sich 1829 auf Grund der zu Nürnberg gedruckten Abhandlung: „De anatomiae, praesertim pathologicae et physiologiae tractandae ratione commentarius“ als Privatdocent habilitirte. Im Frühjahr 1832 bereiste W. Triest, wurde 1833 außerordentlicher Professor der Zoologie und 1840 an Stelle von Blumenbach nach Göttingen als ordentlicher Professor der Physiologie, vergleichenden Anatomie und Zoologie berufen. In dieser Stellung wirkte er bis zu seinem am 13. Mai 1864 erfolgten Tode. W. gehört zu den hervorragenderen Physiologen der Neuzeit. Bekannt ist er als Entdecker der nach ihm und Meißner benannten Tastkörperchen der Haut, ferner des Keimflecks im Ei des Menschen, sowie als Herausgeber eines größeren und s. Z. sehr beliebt gewesenen, noch heute in vielen Stücken mit Vortheil zu benutzenden „Handwörterbuchs der Physiologie mit Rücksicht auf physiologische Pathologie“ (Braunschweig 1842–53), an dem eine Reihe von namhaften Forschern der damaligen Zeit mit arbeitete. Von sonstigen großen Arbeiten Wagner’s sind zu nennen: „Prodromus historiae generationis atque animalium“ (Leipz. 1836); „Icones physiologicae. Erläuterungstafeln zur Physiologie und Entwicklungsgeschichte“ (lat. und deutsch ebd. 1839; neu bearbeitet von Alexander Ecker 1851–56); „Lehrbuch der vergleichenden Anatomie“ (ebd. 1834–35; 2. Aufl. u. d. T.: „Lehrbuch der Zootomie“, 2 Bände, ebd. 1843–47); „Lehrbuch der Physiologie“ (ebd. 1839; 4. Auflage herausgegeben von Funke, ebd. 1854–57); „Handatlas [574] der vergleichenden Anatomie“ (ebd. 1841); „Grundriß der Encyclopädie und Methodologie der medicinischen Wissenschaften nach geschichtlicher Ansicht“ (Erlangen 1838); „Ueber das Vorhandensein bisher unbekannter eigenthümlicher Tastkörperchen (Corpuscula tactus) in den Gefühlswärzchen der menschlichen Haut“ (zusammen mit G. Meißner 1852); „Neurologische Untersuchungen“ (Göttingen 1853–54). Diese, aus Studien über den Zitterrochen hervorgegangene Schrift, sowie spätere Arbeiten: „Forschungen über Nerven-Physiologie mit Rücksicht auf Psychologie“; „Menschenschöpfung und Seelensubstanz“ (Göttingen 1854) ; „Ueber Wissen und Glauben“ (ebd. 1854); „Der Kampf um die Seele vom Standpunkt der Wissenschaft“ (ebd. 1857) führten bekanntlich wegen der merkwürdig spiritualistischen Anschauungen ihres Verfassers zu einem heftigen litterarischen Streit, in dem besonders Karl Vogt als Rufer hervortrat. Zu erwähnen ist W. noch wegen seiner anthropologischen Arbeiten. Er veranlaßte 1861 eine Anthropologenversammlung in Göttingen, welche sich über die Messungsmethoden am menschlichen Körper einigte, worüber er zusammen mit v. Baer (Leipzig 1861) einen Bericht herausgab und schrieb noch: „Zoologisch-anthropologische Untersuchungen“ (Göttingen 1861); „Vorstudien zu einer wissenschaftlichen Morphologie und Physiologie des menschlichen Gehirns“ (2 Theile, ebd. 1860–62).

Vgl. noch Biogr. Lex. VI, 166.