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ADB:Wedell, Georg von (preußischer Oberstleutnant)

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Artikel „Wedell, Georg v.“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 403–405, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wedell,_Georg_von_(preu%C3%9Fischer_Oberstleutnant)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 19:15 Uhr UTC)
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Wedell: Georg Vivigenz v. W. (Wedel), königlich preußischer Oberstlieutenant, der „preußische Leonidas“, ein älterer Bruder des „Dictators“ Karl Heinrich v. W. (s. u. S. 410), am 17. October 1710 als Sohn des Landrathes und Obergerichtsdirectors Georg Wilhelm v. W. zu Malchow in der Uckermark geboren, trat als Gefreiterkorporal beim Potsdamer Grenadierregimente König Friedrich Wilhelm’s I. in den Heeresdienst und wurde, als des letzteren Nachfolger, König Friedrich II., dasselbe bei seiner Thronbesteigung im J. 1740 auflöste, als Lieutenant (mit dem Range eines Majors der Linie) in das 1. Bataillon des neuerrichteten Regiments Garde (Nr. 15) versetzt. Im December des nämlichen Jahres war er Commandeur eines aus zwei Compagnien seines eigenen und zwei Compagnien eines anderen Regiments gebildeten Grenadierbataillons; am 14. Mai 1741 wurde er zum Stabskapitän (mit dem Range eines Oberstlieutenants der Linie) beim 1. Bataillon Garde ernannt. Im zweiten schlesischen Kriege wird sein Name dreimal mit großer Auszeichnung genannt. Zum ersten Male an dem Tage, welcher ihm den oben erwähnten Ehrennamen eingetragen [404] hat, am 19. November 1744. Der König war auf dem Rückzuge aus Böhmen begriffen und befand sich in einer übelen Lage, seine Truppen waren ermüdet und entmuthigt, sie litten Mangel und hatten durch Krankheiten und Desertion schwere Einbußen erfahren. Am 8. November hatte er die Elbe zwischen sich und seine Gegner gebracht, die letzteren schickten sich an den Fluß ebenfalls zu überschreiten. In der Nacht vom 18. zum 19. sollte es oberhalb Telschitz, dem Dorfe Selmitz gegenüber, geschehen, wo die Beschaffenheit des Geländes das Unternehmen begünstigte; die Bewachung der Strecke, auf welcher es ausgeführt werden sollte, war drei Schwadronen Zietenhusaren anvertraut, zu deren Unterstützung das Grenadierbataillon W. mit drei Regimentsgeschützen im Gestütshofe zu Kladrub, etwa 1000 Schritte von Selmitz, bereit stand. Um 5 Uhr früh am 19. begannen die Oesterreicher den Brückenschlag, gleichzeitig gelangten Panduren in Kähnen und Husaren durch Furthen an das jenseitige Flußufer und setzten sich dort fest ohne daß die preußischen Husaren es bemerkten. Erst die fallenden Schüsse machten W. aufmerksam. Es gelang ihm indessen, das Dorf Selmitz zu besetzen und hier hielt er mit seinen 400 Mann die feindliche Armee bis um 8 Uhr Morgens auf. Dann trat er, der Uebermacht weichend, als der Feind nach und nach das Zehnfache von Wedell’s eigener Stärke ins Gefecht gebracht hatte, den Rückzug nach dem zwei Meilen entfernten Wischanjowitz an, wo im Laufe des Tages das preußische Heer sich sammelte. Der von W. mit seinen Grenadieren geleistete Widerstand hatte den Anmarsch der Oesterreicher so wirksam aufgehalten, daß die Absicht des Feindes, ihre Gegner in den Quartieren zu überfallen, vereitelt war und der Rückzug in Ordnung fortgesetzt werden konnte. Beide Parteien äußerten sich in hohem Grade anerkennend über Wedell’s That und sind seines und seiner Grenadiere Lobes voll. Mit Leonidas verglich ihn der König in seiner Histoire de mon temps, indem er schrieb : „L’affaire de Selmitz sera à jamais mémorable dans les fastes prussiens. Cette belle action valut à Wedel le nom de Léonidas“ (II, 70). An einer anderen Stelle (X, 133) nennt er diesen „notre Achille“ und nach der Angabe des im österreichischen Heere dienenden Prinzen Louis von Braunschweig soll Prinz Karl von Lothringen seinen Officieren gesagt haben: „Die Kaiserin würde unbesiegbar sein, wenn sie in ihrem Dienste Officiere hätte wie dieser Held, welcher mit einer Handvoll Leute meine Armee mehrere Stunden aufgehalten hat.“ Die Verluste, welche die Grenadiere erlitten, sind mit Sicherheit nicht festzustellen, sie scheinen sich aber allein an Todten auf etwa 100 Mann belaufen zu haben; außerdem verlor W. ein Geschütz. Der König verlieh ihm sofort den Orden pour le mérite und bald darauf eine Amtshauptmannschaft. – Schon im Beginne des nächstjährigen Feldzuges zeichnete W. sich zum zweiten Male aus. Es war am Tage von Hohenfriedeberg, am 4. Juni 1745. Er befehligte hier ein Grenadierbataillon, welches 5 Officiere und 159 Mann verlor, auf dem rechten Flügel des ersten Infanterietreffens. Der amtliche Bericht sagt: „Die Grenadier-Gardebataillone jagten unter Anführung des Oberstlieutenants v. W. den Feind mit aufgepflanzten Bajonetten und ohne einen Schuß zu thun aus dem Moraste“ und der König schrieb am Abend des Schlachttages an den Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau: „Wedell hat sich ohngemein distinguiret.“ Aber schon die nächste Schlacht des zweiten schlesischen Krieges machte seiner Heldenlaufbahn ein Ende. Am 30. September 1745 fiel er bei Soor, als er mit drei Grenadierbataillonen vom rechten Flügel des ersten Infanterietreffens die auf dem sogenannten Bataillenberge aufgestellte, durch fünfzehn österreichische Grenadierbataillone und durch sächsische Infanterie gedeckte große Batterie mit stürmender Hand zu nehmen versuchte. Der König nennt ihn in seinem Schlachtberichte „le brave Wedel“ und an Fredersdorff schreibt er: „der gute, brave Wedel [405] ist todt.“ Sein Name ist auf der an der südlichen Langseite des Friedrichsdenkmales unter den Linden zu Berlin angebrachten Ehrentafel verzeichnet. Er starb unvermählt.

Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine, Novemberheft 1894, Berlin: E. Schnackenburg, Der preußische „Leonidas“.