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ADB:Weerbeke, Gaspar

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Artikel „Weerbeke, Gaspar“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 419–420, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weerbeke,_Gaspar&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 13:05 Uhr UTC)
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Weerbeke: Gaspar W. (Werbecke, Verbeck), in alten Handschriften und Drucken meist nur Gaspar oder Gasparo und Gaspard genannt. In den Acten des alten Herzogthums Mailand, die Emilio Motta in seinem 1887 erschienenen Buche: „Musici alla corte degli Sforza, ricerche e documenti Milanesi“ veröffentlichte, wird er auch nur Gaspare de Alemania genannt. W. war ein Niederländer, van der Straeten (6, 6) glaubt, daß seine Vaterstadt Oudenaerde sei. Sicheres erfahren wir erst aus Motta’s Quellenwerk; dort wird Seite 67 im April 1472 Gaspar van Weerbek als erster Capellmeister an der herzogl. Capelle der Sforzas in Mailand genannt. Seite 71 am 17. Januar 1473 wird er unter Gasparo de Fiandra erwähnt. In den Listen von 1475 (S. 86) heißt er Gaspar vice abbe. Straeten’s Mittheilungen sind mit Vorsicht aufzunehmen, da seine Angaben nicht immer mit den Documenten übereinstimmen. Aus Haberl’s Arbeit über die sixtinische Capelle in Vierteljahrsschrift 3, 241 ff. erfahren wir, daß W. von Mailand im J. 1481 im October in die päpstliche Capelle als Sänger eintrat. Er wird anfänglich unter dem Namen Ga. Verbecht angeführt, 1483 unter G. Verbeke und von da ab erst unter Gas. Werbeke verzeichnet. Er läßt sich hier bis in den März 1489 verfolgen und tritt von da ab wieder als Sänger an der Capelle der Sforzas in Mailand auf (Motta S. 89, 90). Im J. 1498 wurde er dazu ausersehen, in Frankreich drei Sänger zu engagiren. Dunkel bleibt der Grund, warum er abermals den Mailänder Dienst verläßt und wieder in die päpstliche Capelle eintritt, wo er von 1499 ab mit einem Gehalte von monatlich 8 Ducat. verzeichnet ist. Hier läßt er sich bis zum März 1509 verfolgen, von da ab fehlen die betreffenden Actenbände und beginnen erst wieder mit Papst Leo X. (1513–1534). Straeten läßt ihn allerdings bis ins Jahr 1515 als päpstlichen Sänger fungiren, von wo er dann in die Brüderschaft bei S. Pietro „Campo santo“ in Rom eintrat (Bd. 6, S. 6.) Bd. 7, 140 führt er noch einen Jaspart an, der 1490 die herzogl. Capelle in Mailand dirigirte, nach den Niederlanden ging und am 5. Juni 1494 als Jaspart Werbeque in den Dienst des Erzherzogs in Brüssel eintritt. Haberl schreibt im Register seiner Bausteine 2, ein Separatabzug des Artikels der Vierteljahrschrift Bd. 3, unter Caspar: „Im Liber confraternitatis des deutschen Campo santo liest man »Jaspar Warbeke Cantor Capelle pape intravit die 26. Dec. 1514 et solvit«“. Dies bestätigt obige Notiz von Straeten, nur muß das Jahr 1515 in 1514 verwandelt werden. W. war als Componist seiner Zeit sehr angesehen, und es ist uns davon so viel erhalten, daß man sich sehr wol ein eingehendes Urtheil über seine Leistungen bilden könnte, wenn die Werke in Partitur vorlägen. Doch nur ein Stück ist bisher durch Otto Kade im 5. Bande von Ambros’ Geschichte der Musik S. 183 veröffentlicht, es ist ein Virgo Maria zu vier Stimmen aus Petrucci’s Sammelwerk von 1502 Nr. 33. Der Tonsatz athmet einen hohen Ernst und gute Klangfarbe, ist dabei von einer Einfachheit, daß W. den Niederländer völlig verleugnet und so klar und einfach wie ein Italiener schreibt. Der Satz würde sich ganz vortrefflich zum öffentlichen Vortrage eignen, besonders durch Kade’s sachgemäße Redaction. Ueber ein von Straeten veröffentlichtes Stabat mater vgl. den Schluß des Artikels. Petrucci druckte von ihm: „Misse Gaspar. | Aue regina celorum | O venus banth | E trop penser | Octaui toni | Se mieulx ne uient. | Venetia 1506, 7. Jan. [420] 4 Stb. in qu.-4°. Exemplare dieses kostbaren Druckes in der Bibliothek Berlin, fehlt Tenor, in der Hofburg Wien, fehlt Baß, im Liceo zu Bologna complett. Außerdem hat Petrucci in seinen Sammelwerken von 1502 bis 1505 dreiundzwanzig geistliche drei- und vierstimmige Gesänge veröffentlicht. Manches Werk ist noch im Manuscript vorhanden und zwar finden sich im päpstlichen Archiv der sixtinischen Capelle zu Rom, Codex 14, 35, 41 und 51, fünf Messen, theils die von Petrucci gedruckten, theils andere. In Codex 15 ein Ave regina, ein Da pacem und ein Magnificat zu vier und fünf Stimmen. In der Bibliothek Estense zu Modena VII, 16. fol. die obige Messe „O Venus bant“ 4 voc. In der Bibliothek des Prinzen Chigi zu Rom ein Stabat mater 5 voc., ein theilweiser Abdruck desselben befindet sich in Straeten’s „La musique aux Pays-Bas“, Bd. 6, S. 42. Der größte Theil des Mitgetheilten bewegt sich im zwei- und dreistimmigen Satze und macht keinen ansprechenden Eindruck, erst der Schluß entwickelt sich in breiter Fünfstimmigkeit und ruft dadurch eine desto größere Wirkung hervor. Noch sei einer modernen Partitur eines vierstimmigen Satzes aus 1502 erwähnt mit dem Texte „Adonay sanctis“, der sich in Mscr. 7080 der kgl. Bibliothek zu Berlin befindet.