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ADB:Weißbach, Hermann

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Artikel „Weißbach, Hermann“ von Karl Friedrich Pfau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 585–586, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wei%C3%9Fbach,_Hermann&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 00:19 Uhr UTC)
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Weißbach: Hermann W., einer der ideal angelegtesten Buchhändler aller Zeiten. Im J. 1844 geboren, machte er sich im J. 1868 in Leipzig, seiner Vaterstadt, selbständig und siedelte 1875 nach Weimar über, wo er neben seinem eigenen Geschäfte gleichzeitig eine leitende Stellung in dem zu jener Zeit noch sehr umfangreichen „Geographischen Institut“ einnahm. W. war es nicht beschieden der Gründer eines großen, eigenen Geschäfts zu werden; dazu mangelten ihm die Mittel; aber innerhalb seiner Sphäre hat er viel geleistet und wurde in mancher Hinsicht zum Reorganisator des deutschen Buchhandels und Schöpfer in seiner Fachlitteratur. Wenn je Einem das Verdienst zuzusprechen ist, sich um die fachliche Litteratur seines Berufs verdient gemacht zu haben, so läßt sich dies von W. sagen, denn in seinen Unternehmungen: Die Buchhändlerakademie, Schlagwortkatalog des Sortimenters – das erste Verzeichniß von Büchern etc. nach den Schlagworten der einzelnen Titel geordnet – hat er bahnbrechend und vorbildlich gewirkt. Weitere Unternehmungen, deren Entstehen auf Weißbach’s Initiative zurückzuführen, sind: die „Encyklopädie des gesammten buchhändlerischen Wissens“, die leider nur bis zur 7. Lieferung erschien und jetzt durch Karl Friedr. Pfau in Leipzig zu Ende geführt werden soll. Ferner der „Allgemeine freie Verleger-Verein“, den er 1875, ein Jahr nach seiner Uebersiedelung von Leipzig nach Weimar (1. Jan. 1873), gründete. Dem Vereine gehören mehrere hundert Mitglieder an; seine Bestrebungen sind darauf gerichtet, Ordnung und Pünktlichkeit im geschäftlichen Verkehr herbeizuführen und aufrecht zu erhalten, namentlich im Abschließen der Conti und Zahlen der Saldi. Die Leitung dieser freien Vereinigung ohne Statuten lag seit der Gründung derselben in den Händen von Hermann W., gewiß ein Beweis für die Achtung und das Vertrauen, welches er in den weitesten Kreisen seiner Berufsgenossen genoß. Außerdem rief er noch eine ganze Reihe von Verlagsartikeln ins Leben, die theilweise noch der buchhändlerischen Fachlitteratur, sowie der schönen und wissenschaftlichen Litteratur angehören. Nach den verschiedensten Richtungen war der wackere Mann für die Interessen des deutschen Buchhandels unermüdlich thätig, obgleich finanzieller Erfolg nur wenigen seiner Unternehmungen beschieden war, als ihn der Tod ganz plötzlich und unerwartet aus seiner Arbeit herausriß; am 30. December 1889 verschied er zu Weimar infolge eines Herzschlags im noch nicht vollendeten 45. Lebensjahre. Im Decemberheft 1889 seiner „Buchhändler-Akademie“ hatte er noch seinen Abonnenten ein segenbringendes neues Jahr gewünscht. In den letzten Monaten seines Lebens hatte er sich noch mit großen Plänen und Gedanken getragen; so hatte er durch ein groß angelegtes Colportage-Unternehmen in den weitesten Kreisen des Volkes den Sinn für gute und bildende Litteratur wachrufen wollen. Nun war dies alles dahin, der unerbittliche Tod hatte ihn abgerufen mitten in der Sorge um seine Unternehmungen, für seine Familie, die in ihm den liebenden Vater, den treuen Ernährer verlor. Mit der Familie trauerte jedoch die große Zahl derer, denen der Verewigte im Leben nahe getreten war; denn W. war ein echter deutscher Mann, ein gediegener Charakter, ein treuer Freund von seltener Hülfsbereitschaft, die leider oft genug gemißbraucht wurde.

Der deutsche Buchhandel verdankt dem rastlosen und unermüdlichen Vorwärtsstreben dieses Mannes viel. Seine Lebensarbeit hat in mehr als einer Beziehung bahnbrechend und fruchtbringend gewirkt, und wenn seine geschäftliche Thätigkeit dennoch eine fortgesetzte Kette finanzieller Mißerfolge war, [586] so ist die Erklärung dafür lediglich darin zu finden, daß der größte Theil des Buchhandels eine ganz merkwürdige, ja fast unglaubliche Verkennung der Zwecke und Ziele zeigte, welche der Herausgeber der „Buchhändler-Akademie“ sich zur Aufgabe gemacht hatte; dem Manne ist vielfach eine sehr ungerechte und zugleich unberechtigte Beurtheilung widerfahren. Die von W. gebrachten bedeutenden Opfer sind aber dennoch nicht vergeblich gewesen: Seine Arbeiten haben den thätigen Mann überlebt; unter einer neuen Flagge werden sie dem Buchhandel erhalten bleiben. In der Geschichte des deutschen Buchhandels aber wird sein Name immer mit Ehren genannt werden.