Zum Inhalt springen

ADB:Weigle, Gottfried

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weigle, Gottfried Hartmann“ von Karl Friedrich Ledderhose in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 483–484, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weigle,_Gottfried&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 19:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Weigl, Thaddäus
Nächster>>>
Weihrauch, August
Band 41 (1896), S. 483–484 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gottfried Weigle in der Wikipedia
Gottfried Weigle in Wikidata
GND-Nummer 11954878X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|483|484|Weigle, Gottfried Hartmann|Karl Friedrich Ledderhose|ADB:Weigle, Gottfried}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11954878X}}    

Weigle: Gottfried Hartmann W., Basler Missionar, Sohn des Pfarrers Karl Christian Hartmann W. von Zell b. Eßlingen und der Johanna Rosina Werner, wurde am 1. Juli 1816 geboren, † 7. Juni 1855 zu Mangalur in Ostindien. Ein echter Sohn seiner Eltern, des gelehrten, bescheidenen Pfarrers und seiner talentvollen Mutter. Gut evangelisch erzogen sie ihren Sohn in den Grundsätzen ihres Glaubens. Die Mutter starb früh. Er sah sie nicht mehr, da er schon im J. 1825–1830 in den Schulen von Stuttgart bei seinem Großvater Werner, dem bekannten Philologen, in Ludwigsburg, Sindelfingen und Nürtingen die gewöhnlichen Schulwissenschaften mit ausgezeichnetem Erfolge durchmachte. Seine Confirmation durch den Vater im April 1830 machte einen tiefen Eindruck auf sein Herz. Schon damals zeigte sich in ihm der Wunsch, Missionar zu werden. Als der Vater starb, lag seiner nun verwittweten zweiten Frau die Sorge für die drei Kinder ob, von denen Gottfried zu einem lebhaften, reich begabten Jünglinge herangewachsen war und seine Fortbildung im Seminar [484] zu Urach suchte. Im Herbste 1834 bezog er, reich ausgestattet mit Kenntnissen aller Art, die Universität Tübingen. Hier warf er sich auf das Studium jeder Sprache und Wissenschaft, ausgenommen die Theologie. Hier lernte er auch Mögling (A. D. B. XXII, 47), seinen späteren Mitarbeiter in Ostindien kennen, dessen Vater, der Pfarrer von Mössingen war, Weigle’s verwittwete Mutter im November 1835 ehelichte. Bald wandte sich jetzt W. der Theologie zu, wobei er sich besonders an den Professor Schmidt hielt, der ihn auch innerlich förderte. Nebenher ging die Erlernung von Arabisch, Persisch und Sanskrit. Gegen Ende des Jahres 1838 kam er als Lehrer des Missionshauses nach Basel, wohnte aber unter den Zöglingen. Schon 1840 reiste er mit drei anderen Missionaren nach Ostindien und traf am 19. September in Mangalur ein, wo sich ein schönes Feld der Thätigkeit für ihn aufthat. Latein, Griechisch und Hebräisch waren ihm geläufig, die Hauptsprachen Europas vom Russischen bis zum Portugiesischen kannte er. Kaum in Ostindien angekommen, trieb er Canaresisch, Mahratti, Guzerati und Hindusthani. Er fügte späterhin auch noch Malajalim, Tulu und Tamil hinzu. Er trat als Lehrer in die englische Schule und sprach bald das Englische fließend. Wie sein Vater war er ein gründlicher Mathematiker, in der Medicin, Anatomie und Physiologie zu Hause. Geologie, Astronomie und namentlich Botanik kannte er trefflich. Musik und dazu eine vortreffliche Stimme zeichneten ihn aus. Wodurch W. aber hervorragte, war sein Antheil an der Uebersetzung der Bibel ins Canaresische. Er besaß eine besondere Uebersetzungsgabe. Er übersetzte auch einen deutschen Commentar, und zwar ohne Hülfe eines Dolmetschers. Auch Bunyan’s Pilgerreise, sowie ein canaresisches Liederbuch verdankt man ihm. Als Prediger war er gedankenreich, einfach und erbaulich. In einer canaresischen Versammlung fühlte er sich heimischer, als in einer englischen. Er sprach aber auch das Canaresische so gut, als ein Canarese. Nachdem er fünf Jahre in Mangalur gearbeitet hatte, trat er in den Ehestand, es war eine glückliche, mit vier Kindern gesegnete Ehe. Fünf Jahre brachte er auf den Nilgherries zu und half die Madaga-Mission gründen. Während der letzten fünf Jahre theilte sich seine Wirksamkeit zwischen Dharwar und Mangalur. Leider aber erkrankte er im Juni 1855 und starb schon am 7. Juni. „Er lag da“, schreibt der ostindische Prediger Kaundinja, „als wenn er tief ins Gebet versenkt wäre, mit einem Hauch seliger Gewißheit auf seinem Angesicht, daß der himmlische Vater sein Flehen erhöre.“

Mögling, Memoir of the late Rev. G. Weigle, missionary of the German Evangelical Mission at Mangalore. Madras 1855. – Missions-Magazin 1855. IV. Quartalsheft, S. 94–115.