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ADB:Schmid, Christian Friedrich

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Artikel „Schmid, Christian Friedrich“ von Theodor Schott in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 655–656, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmid,_Christian_Friedrich&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 02:22 Uhr UTC)
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Schmid: Christian Friedrich S., geboren am 25. Mai 1794 zu Bickelsberg OA. Sulz (Württemberg), † als Professor der evangelischen Theologie am 28. März 1852 in Tübingen, schlug die Laufbahn des Vaters ein, welcher als Decan in Böblingen starb, und wurde ebenfalls Theologe. Er war Zögling der niedern evangelischen Seminare Denkendorf und Maulbronn, später des höhern Seminars in Tübingen. Nach vollendeter Studienzeit und einjährigem Vicariat in Kirchberg AO. Marbach wurde der begabte und kenntnißreiche junge Mann, der als Repetent nach Tübingen gekommen war, 1819 zunächst provisorisch mit der Besorgung der praktischen Fächer des durch Bahnmaier’s Versetzung erledigten theologischen Lehrstuhls und mit der Leitung des kurz vorher neu eingerichteten Predigerinstituts betraut. 1821 wurde er zum außerordentlichen Professor der Theologie ernannt, 1826 zum ordentlichen und in demselben Jahre von seiner Facultät mit der Doctorwürde honoris causa beehrt. Aeußerlich einfach und gleichmäßig, aber in reicher gesegneter Wirksamkeit, mit steigendem Einfluß und Erfolg, floß sein Leben dahin. Dreimal wurde ihm die Führung des Universitäts-Rectorats anvertraut, 1840 wurde er in die Vertrauens-Commission für die Festsetzung einer neuen Liturgie berufen, 1841 zum Superattendent in die Mitleitung des evangelischen Seminars erwählt, 1835 setzte er eine wesentliche Erweiterung des Predigerinstituts durch, 1848 nahm er an den Berathungen für die Verfassung der evangelischen Kirche theil. Seine Vorlesungen umfaßten neben Ethik und den ihm zugewiesenen praktischen Fächern (Homiletik, Katechetik, Didaktik, Pädagogik, Anleitung zur homiletischen Bearbeitung der Perikopen) die Erklärung der Paulinischen Briefe, besonders des Römerbriefes, Symbolik und [656] Erklärung der symbolischen Bücher, besonders aber die Darstellung der Lehre der Evangelisten und der Apostel (neutestamentliche Theologie), einige Mal hielt er öffentliche Vorträge über Religion und Christenthum für Studirende aller Facultäten; ebenso betheiligte er sich mit seinen Collegen an einer „theologischen Societät“ (1823), welche aber keine große Bedeutung gewann. – S. war als Studirender von dem Supranaturalismus, wie ihn Flatt und Bengel lehrten, beeinflußt, aber seine selbständige, allem Einseitigen abgeneigte Natur verschloß sich den Einwirkungen von Schleiermacher und von seinem Collegen Baur nicht, eigenartig bildete er seinen theologischen Standpunkt weiter, wie sich derselbe in der historisch-genetischen Auffassung des Christenthums, die seine neutestamentliche Theologie zeigt, am deutlichsten zu erkennen gibt. In seltener Weise vereinigte er praktische Tüchtigkeit und Gewandtheit mit wissenschaftlicher Tiefe; durch seine weitgehenden Kenntnisse, welche sich auch über die ästhetischen Gebiete erstreckten, durch seine feine Schriftauslegung, durch den Ernst, mit welchem er die Lebenskraft des Christenthums zeigte und hervorhob, durch seine ganze charaktervolle und doch milde Persönlichkeit war er vorzüglich dazu geeignet, seine Schüler und Zuhörer ebenso zu streng wissenschaftlichen Studien anzuregen, als sie für die spätere Laufbahn des Predigers vorzubilden. Trotzdem daß er selbst kein Muster der Kanzelberedsamkeit war und daß in seinen Vorlesungen manchfache Ungleichheit waltete, war er doch für ganze Generationen württembergischer Geistlicher Leiter und Führer; in der Zeit, da der herrschende Geist unter der Tübinger Studentenwelt der Hegel’sche war, bildete er mit seinen positiven, aber keineswegs engherzigen Anschauungen einen Damm gegen eine Ueberfluthung dieses Standpunktes; verehrt von unzähligen Studirenden, hochgeehrt von seinen Collegen in und außerhalb seiner Facultät, ein gern gesuchter Berather Vieler, freundlich gegen Jedermann, war er eine Zierde der Tübinger Universität in jener Zeit; der Einfluß, welchen sie auf die Entwicklung des Protestantismus in Deutschland überhaupt ausübte, beruhte wesentlich auch darauf, daß neben Baur und Beck auch S. und Landerer zu der theologischen Facultät gehörten. – Seine letzten Lebensjahre waren durch manches Unwohlsein getrübt. Am 28. März 1852 starb er infolge eines Herzleidens. Seiner Ehe mit Sophie Friederike Ferdinande Weckherlin waren ein Sohn und zwei Töchter entstammt. – Schriftstellerisch war S. nie sehr thätig; seine beiden Hauptwerke: „Biblische Theologie des neuen Testaments“ und „Christliche Sittenlehre“ wurden erst nach seinem Tode herausgegeben. Das erste 1853 von C. Weizsäcker, seitdem öfters aufgelegt, das andere 1861 von A. Heller. Von Programmen gab er heraus: „Observationes pertinentes ad naturam peccati I–III“, 1826–1828; „De Paulinae ad Romanos epistolae consilio et argumento“, 1830. „Quaeritur, quatenus ex ecclesiae evangelicae principiis existere possit doctrinae christianae scientia“, 1831. „De notione legis in theologia Christianorum morali“, 1832. „Apologiae litterarum ad Romanos Paulinarum fragmenta“, 1834. Von seinen Abhandlungen in der Tübinger Zeitschrift für Theologie, deren Mitherausgeber er war, ist hervorzuheben die im J. 1838 erschienene: „Ueber das Interesse und den Stand der biblischen Theologie des neuen Testaments in unserer Zeit“. Im Verein mit W. Hofacker gab er eine Predigtsammlung heraus: „Zeugnisse evangelischer Wahrheit“ I–III, 1839–1841.

Nekrolog im Schwäb. Merkur 1852. – Realencyklopädie von Herzog, 2. Aufl. XIII, 596 ff. – C. Weizsäcker, Lehrer u. Unterr. an d. evang.-theol. Facultät von Tübingen. 1877. – C. Weizsäcker, Vorwort zu der Theologie des neuen Testaments.