Zum Inhalt springen

ADB:Weiler, Ernst von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weiler, Ernst von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 493–494, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weiler,_Ernst_von&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 03:40 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Weiland, Ludwig
Band 41 (1896), S. 493–494 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst von Weiler in der Wikipedia
Ernst Bernhard von Weyler in Wikidata
GND-Nummer 139097511
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|493|494|Weiler, Ernst von|Bernhard von Poten|ADB:Weiler, Ernst von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=139097511}}    

Weiler: Ernst v. W., kurfürstlich brandenburgischer Generalmajor, ein um die Artillerie des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und seines Nachfolgers hochverdienter Officier, der Sohn des Amtskammerrathes und Hofrentenmeisters Christian W. zu Berlin, erscheint in den vorhandenen Nachrichten über die Waffe zuerst im J. 1660, wo er Oberzeugmeister und Oberhauptmann (Major) der Artillerie und mit der Inspection und Aufsicht über die Zeughäuser und Magazine in der Mark Brandenburg sowie über das Salpeterwesen im ganzen Lande betraut war; im J. 1674 erhielt er unter dem Generalfeldzeugmeister, dessen Stelle damals Graf Christian Albrecht Dohna bekleidete, der aber, da er nicht mehr mit in den Krieg zog, durch den Herzog August von Holstein-Ploen ersetzt wurde, das Commando über die gesammte Artillerie und befehligte dieselbe sowol in dem thatenlosen Feldzuge dieses Jahres am Rhein wie bei den folgenschweren Kämpfen des nächsten in der Mark, ebenso 1677 bei der Belagerung und endlichen Einnahme von Stettin, und 1678 von Stralsund; hier war es Weiler’s geschickten Anordnungen zu danken, daß die im Andenken an Wallenstein’s Erfahrungen für unbezwinglich gehaltene Feste nach einer Beschießung von wenigen Tagen schon am 15. October durch Capitulation in den Besitz der Brandenburger kam (F. S. Seydel, Nachrichten über vaterländische Festungen, Leipzig 1818). Nach seinem Beispiele versuchte man nun häufiger Festungen ohne vorherige Belagerung durch ein bloßes Bombardement einzunehmen. W. war damals Oberst, 1682 erhielt er, als der Herzog von Holstein sich vom Dienste zurückgezogen hatte, den Oberbefehl über die gesammte Artillerie, welchen er beibehielt als er 1685 Gouverneur der Festung Peitz geworden war, deren Eisenhämmer und Depots große Bedeutung hatten; 1683 war er zum Oberst befördert, mittelst Patentes vom 1. August 1689 wurde er in Anerkennung der wichtigen Dienste, welche die Artillerie vor Bonn leistete, durch Kurfürst Friedrich III. zum General ernannt, seit dieser Zeit bezeichnen ihn seines Kriegsherrn Befehle als Herrn von W. Am 1. December 1685 hatte der Kurfürst den hochbetagten Generallieutenant v. Spaen zum Generalfeldzeugmeister ernannt und die gesammte Artillerie an dessen Befehle gewiesen; da Spaen in Wesel verblieb hatte die Anordnung keine thatsächliche Bedeutung. – W. starb im December 1693 zu Berlin in dem von ihm bewohnten Hause, welches dann eine lange Reihe von Jahren hindurch die höchsten Officiere der Artillerie inne gehabt haben, dem späteren Palais Kaiser Wilhelm’s I.

In diesem Hause lebte mit ihm zusammen sein Sohn Christian Ernst v. W., ebenfalls ein tüchtiger Artillerieofficier, seit 1683 Oberzeugmeister, welcher nach des Vaters Tode dessen Stelle einnahm. Beide waren mit zwei Fräulein Fritze, Fiekchen und Lorchen, Tante und Nichte, verheirathet, beide Frauen waren Xantippen; sie verleideten dem jüngeren W. das Leben so, daß er im J. 1699 mit einer schönen und geistreichen Frau v. Blumenthal, welche man die Berliner Sappho nannte, nach der Schweiz entwich. Der Kurfürst ertheilte ihm 1700 [494] den Abschied und gab ihm die Erlaubniß in kaiserliche Dienste zu gehen, in denen er sich bei Belagerungen in Ungarn auszeichnete, Commandant von Semlin wurde und 1717 als Generalmajor zu Wien starb. 1712 war ihm gestattet nach Berlin zu kommen um seine Vermögensverhältnisse zu ordnen und sein Gut Falkenrhede zu verkaufen; er mußte jedoch vorher geloben an Frau und Mutter keine Rache zu nehmen. Den Uebertritt zur katholischen Kirche hatte er in Oesterreich standhaft verweigert.

v. Malinowsky und v. Bonin, Geschichte der brandenburgisch-preußischen Artillerie, I. Theil, Berlin 1841. – K. W. v. Schöning, Historisch-biographische Nachrichten zur Geschichte der brandenburgisch-preußischen Artillerie, I. Theil, Berlin 1844.