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ADB:Weishaupt, Samuel

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Artikel „Weishaupt, Samuel“ von Otto Hunziker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 550, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weishaupt,_Samuel&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 12:09 Uhr UTC)
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Weishaupt: Samuel W. Unter den Männern die in dem Jahrzehnt vor und nach 1830 das schweizerische Schulwesen mit Rath und That energisch gefördert und dadurch einer wirksam organisirten Volksschule den Boden geebnet, nimmt Decan Samuel W. von Gais (Kt. Appenzell) eine hervorragende Stelle ein. Als Sohn armer Eltern in seiner Heimathgemeinde am 27. März 1794 geboren, vermochte er mit starkem Willen die Schwierigkeiten für den Eintritt in die theologische Laufbahn zu überwinden und nachdem er drei ganze Semester in Basel studirt, 1813 die Prüfung zu bestehen und zur Ordination zu gelangen. 1814–28 wirkte er als Pfarrer zu Wald (Appenzell), von 1828 an in Gais. Während er letztere Stellung bekleidete, ertheilte er zugleich den Seminaristen im Krüsi’schen Institut den Unterricht in Physik und mathematischer Geographie und erwies sich dabei als einen Autodidacten mit seltener Lehrgabe. Seiner Initiative verdankte die Gemeinde eine völlige fortschrittliche Umgestaltung ihrer Primarschule; dem Lande erwies er als eines der einflußreichsten Mitglieder der Landesschulcommission, zeitweise auch als Generalschulinspector, sowie durch kräftige Mitwirkung bei Erstellung neuer Lehrmittel vorzügliche Dienste. Seine Hauptleistung aber war die Hebung und Popularisirung des Volksgesangs; auch zu dieser hatte er sich auf autodidactischem Wege, an der Hand von Nägeli’s Gesangbildungslehre herangebildet. Weishaupt’s Ideal war „ein singendes und durch würdigen Gesang veredeltes und geistig gehobenes, durch die Macht der Töne und Worte harmonisch verbundenes Volk“. Er war der Schöpfer des appenzellischen Sängervereins oder Landsgesangs, Herausgeber zahlreicher Liederhefte, die weiteste Verbreitung fanden, und durch welche der Volksgesang in der ganzen Nordostschweiz und weit über den Bodensee hinaus kräftige Förderung erfuhr. Niederer urtheilte von ihm schon 1828 in den „Pestalozzischen Blättern“ geradezu: „Das Volk ist durch Nägeli und Weishaupt singend geworden. Die Gesangvereine in der deutschredenden protestantischen Schweiz stehen als eine glänzende unwiderrufliche Thatsache da … Es war nicht genug, daß Nägeli die Ideen Pestalozzi’s in That verwandelte und eine im hervorragendsten Sinn praktische Gesangsmethode lieferte. Er mußte den Mann finden, der sie beim Volke einheimisch machte. Dieser Mann war unser Weishaupt“. 1853 entschloß sich der schon bejahrte in allgemeiner Achtung und Liebe stehende Geistliche nach Nordamerika, wohin schon einige seiner Kinder vorangegangen waren, auszuwandern, um in der neuen Welt für seine zahlreiche Familie ein besseres Auskommen zu suchen. Statt dessen fand er drüben ein Leben voll Noth und Sorge; als die Kunde davon in die Heimath kam, wetteiferten Behörden und Volk dem alten Mann jenseits des Oceans Hülfe zukommen zu lassen. Er starb, bis an den Tod voll rüstiger Geisteskraft, am 13. Januar 1874 auf seiner Farm zu Knoxville in Ost-Tenessee.

Biographische Skizzen (von Heim) in den Appenzellischen Jahrbüchern, Zweite Folge, 9. Heft (Trogen 1879) und in Hunziker’s Geschichte d. schweiz. Volksschule II, 339 ff. (Zürich 1881); über Weishaupt’s Wirken für die Schule findet sich Näheres in den Appenz. Volksbüchern III, 6 (Trogen 1894), über sein musikalisches ib. III, 8 (Trogen 1896).