ADB:Werner, Georg Friedrich

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Artikel „Werner, Georg Friedrich“ von Karl Damian Achaz von Knoblauch zu Hatzbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 49–50, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werner,_Georg_Friedrich&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 03:50 Uhr UTC)
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Werner: Georg Friedrich W., merkwürdig als eifriger Vorkämpfer für die Lehre vom Lichtäther, geboren in Darmstadt am 16. September 1754, † in Gießen am 23. April 1798, gehört zugleich der philosophischen Aufklärung des vorigen Jahrhunderts an. Seine Lebensumstände stehen ausführlich bei Strieder, wo man auch die deutlichsten Merkmale seines Fleißes, Erfindungsgeistes und leichter Orientirung in den verschiedensten Fächern, bei jeder Gelegenheit sieht. Nachdem er alle Classen des Pädagogiums zu Darmstadt durchlaufen, studirte er während längerer Zeit für sich reine und angewandte Mathematik nebst den Kriegswissenschaften, erfand 1776 eine bequeme Methode topographischer Landesaufnahmen, wurde 1778 Ingenieurlieutenant und Professor der Meßkunst und Fortification zu Gießen, 1790 Ingenieurhauptmann und ordentlicher Professor der Kriegswissenschaften, 1795 Ingenieurmajor mit Beibehaltung seiner anderen Stellen. 1788 begründete er gegen die Newton’sche Lichtmaterie die von ihm neugestaltete Theorie des Aethers und kam dadurch in Streit mit dem Göttinger Lichtenberg, der sich hier zu sehr als vorsichtigen Mann und Anhänger des Alten bewies. Daneben wandte sich W. auch zur Philosophie und suchte ihr, um die Veränderlichkeit der Systeme zu heben, eine sichere Grundlage zu verschaffen, die er vom Physischen und Physikalischen hernahm. So entstand sein „Versuch einer Aetiologie, erster Theil“, das wirkliche Erscheinen des Buchs wußte aber 1792 der Gießener Superintendent Bechtold, welchem W. seine bessere Wohnung nicht hatte abtreten wollen, ein ganzes Jahr lang wegen angeblich ketzerischer Sätze zu verhindern, in welcher Verlegenheit W. von seinem Freunde, dem Justizrathe v. Knoblauch (s. A. D. B. XVI, 307) ritterlich vertheidigt wurde. Der Proceß behält eine gewisse Merkwürdigkeit durch eine dabei gefallene Aeußerung von Werner’s Landesherrn, dem Landgrafen Ludwig X. „daß unter Höchst Ihrer Regierung freien Untersuchungen der Vernunft keine Schranken gesetzt werden sollten, sie möchten auch hinführen, wohin sie wollten“. Der gehabte Verdruß ließ Wernern die Aetiologie nicht fortsetzen, die aber nach ihrem Erscheinen das philosophische Evangelium des gießen-dillenburg-braunschweigischen Aufklärungskreises ward und noch jetzt manches Brauchbare enthält. Ein früher Tod hinderte die weitere Thätigkeit dieses für Wahrheit und Recht in seltenem Grade begeisterten Mannes. Die Folgezeit hat ihn durch den Sieg der Undulationstheorie gegen Lichtenberg’s Ausstellungen gerechtfertigt, den Streit selbst s. in des Letzteren Werken edd. Lichtenberg und Kries IX, 361–432, den Proceß der Aetiologie in Archenholzens Minerva VIII, 477–511. Werner’s Schriften sind bei Meusel und Strieder aufgezählt.

Sam. Baur, Allg. histor. Handwörterb. alter merkw. Personen, die in [50] dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrh. gestorben sind. Ulm 1803, Spalte 1069. – Meusel, Lexik. der 1750–1800 verstorb. Schriftsteller, XV. Leipz. 1816, S. 22. – Strieder, Grundlage z. e. hess. Gelehrtengesch. XVII, Mbg. 1819, S. 1–8.