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ADB:Wessely, Eduard

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Artikel „Wessely, Eduard“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 142–144, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wessely,_Eduard&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 04:01 Uhr UTC)
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Wessely: Eduard W., Bildhauer, geboren zu Bürgstein (bei Haida in Böhmen) am 31. Januar 1817, † zu Prag am 24. October 1892, Sohn des Bildhauers Anton W., kam, nachdem er schon im zweiten Lebensjahre den Vater verloren, zu seinem Großvater, dem Bürgsteiner Holzschnitzer Franz Wessely. Nebst guter Schulbildung erhielt der Knabe hier seiner Neigung nach Unterricht in der Holzschnitzerei, und wurde dann behufs weiterer Ausbildung, 1830, beim Prager Holzbildhauer Wenz. Schuhmann untergebracht. Es war das die Werkstätte, in welcher auch die berühmt gewordenen Bildhauer Joseph und Emanuel Max ihre Lehrjahre verbracht hatten. Dort vorerst nur im Schnitzen von Ornamenten eingeübt, gewann W. nach seiner Aufnahme in die Akademie für bildende Kunst, doch bald den Muth zu figuralen Ausführungen, wofür ihn die ebenso umsichtige wie liebevolle Schulung Director Kadlik’s (s. A. D. B. XIV, 785) ermuthigte. Dem erfolgreichen Fortschreiten entsprachen auch die 1838 und 1839 erworbenen „akademischen Preise“. Von 1845 an war W. Schüler von Joseph Max, der ihm Anleitung gab für das Modelliren in Thon, wie für die Bearbeitung des Sandsteins. Nach kurzem auch dessen Assistent im Modellirunterricht an der Gewerbeschule, von 1848–1863 selbständiger Lehrer des Modellirens an der Gesellenschule des Katholikenvereins, trat W. in dieser Periode bereits mit künstlerischen Leistungen in die Oeffentlichkeit. Sein Können erweiterte sich [143] bedeutend durch wiederholte Reisen – nach Nürnberg, München, Wien und Oberitalien. Seine Ausführungen kennzeichnet von da ab entschieden jene der Idee des Gegenstandes angemessene Formgebung und feine Individualisirung, die es eben zuwege bringt, daß monochrome plastische Gebilde als geistig belebte Wesen auf den Beschauer wirken. In rascher Folge entstanden Werke in Holz, Stein, Alabaster, Elfenbein und in Marmor. Vorwiegend zwar mit Aufträgen für Kirchen bedacht, kam er dennoch zu einer Reihe außerkirchlicher, monumentaler Darstellungen. So die Apostelfiguren am alten Uhrwerke des Prager Altstädter Rathhauses; sieben geschichtliche Gestalten für das fürstlich Rohan’sche Schloß Sichrow; eine Anzahl von Modellen zu Decorationen in den Sälen des großherzoglichen Museums zu Weimar; die Modelle zu den Prager Straßen-Gascandelabern u. s. w. Das Jahr 1874 brachte W. wieder in die Lehrthätigkeit, und zwar als Lehrer des Modellirens an der Prager Staatsoberrealschule. Bei seiner großen Rüstigkeit erlitt dadurch sein Schaffen keine Einbuße. Ein mir von ihm noch bei Lebenszeit übermitteltes Verzeichniß seiner hervorragendsten Werke, zeugt überhaupt von einer unerschöpflichen Thatkraft bis in sein hohes Alter. – Nach dem Zeitlaufe geordnet, beginnt das Verzeichniß von 1851 an, mit einem 1,90 m hohen Crucifix (aus Lindenholz) für Miklos in Ungarn; aus 1852, vier Terracotten für das gothische Mausoleum des St. Lucasaltars in der Teinkirche zu Prag; Madonna – 1,90 m hoch, für die Seminarkirche zu Budweis (1858); Crucifix mit zwei anbetenden Engeln für Saaz (1859); die gleiche Darstellung für den Hochaltar der Karlshof-(Prager) Kirche; zwei Statuen, St. Wenzel und St. Johann Nep. (1,90 m hoch) für die Abteikirche zu Braunau in Böhmen (1860); St. Peter und Paul (1,90 m) nach Kalsching (1861); St. Johannes Bapt. und St. Joseph, für Reichsstadt (1864); sechs Statuetten für die Kanzel der Prag-Karolinenthaler-Kirche (1864); neun Statuetten zum gothischen Seitenaltar in der Teinkirche (1865); Statue des hl. Wenzel, 2,50 m hoch, aus Sandstein; vier Statuen, die hl. Wenzel, Maximilian, Barbara und Katharina darstellend, 1,90 m hoch für die Kirche in Wodlochowitz (1868–1871); Madonna mit dem Jesuskinde (1869); Immaculata, 1,74 m hoch; vierzehn kleinere Statuen für die Domkirche in Königgrätz; Madonnen für Radlow, Tarnow und Zarow in Galizien; Crucifix 1,40 m hoch, für Heiligenkreuz (Böhmen, 1864); zwölf Statuen für die Decanatkirche zu Politschka (1861–1871); sechs Statuen böhmischer Landespatrone für die Piaristenkirche in Nepomuk; Statue der hl. Klotilde, 1 m hoch, für die Friedländer Schloßcapelle (1872); Christus als Gärtner, 1 m, für Rokitzan; St. Peter, Paul, Wenzel und Adalbert, für Prelautsch; für die Stadtkirche in Aussig an der Elbe: den Salvator, den Gekreuzigten, St. Joseph mit dem Kinde, St. Antonius und Franciscus, St. Barbara und Katharina, den Pastor Bonus, die Trinität und als Gruppe den Gekreuzigten mit Maria und Johannes aus 1873–74; zehn Statuetten für einen gothischen Altar in der Schloßcapelle zu Miramare; zwei Terracotten für das Grabmal des Grafen Franz Thun-Hohenstein, Kunst und Wohlthätigkeit vorstellend (1874); Christus und die vier Evangelisten an die Kanzel der Kirche zu Schlan; Crucifix (1,70 m) in das Stift zu Marienbad (1875). Im selben Jahre vollendete er noch Altarfiguren für die Gotteshäuser in Königgrätz, Dimokur, Königsaal und St. Adalbert in Prag. – Der Folgezeit gehören sechs Statuen von 1,75 m Höhe, für die Prager St. Ignatiikirche an; die letztvollendete datirt aus 1883; im J. 1884 entstanden nebst der Madonna, die Statuen des hl. Franz v. Assisi und der hl. Elisabeth, für das kaiserliche Oratorium in der Prager Domkirche; zugleich eine prächtige Kindergruppe am Giebel der Orgel im Künstlerhause „Rudolphinum“. Ins Jahr 1887 gehören eine große Kreuzigungsgruppe für die fürsterzbischöfliche Schloßcapelle in Breschan bei Prag und sieben Statuen für die Erkercapelle [144] des Prager altstädtischen Rathhauses. Als letzte Werke Wessely’s, an welchen er mit besonderen Vorliebe arbeitete, sind die für das Gotteshaus seines Heimathsortes, Bürgstein, zu nennen. Es ist die überlebensgroße, polychromirte heilige Katharina von Alexandrien am Hochaltare und der gekreuzigte Heiland über dem Scheidebogen des Presbyteriums. Beide entstanden von 1890 auf 91. Echter Künstler, dem es anlag für die bescheidenste Entlohnung Gediegenes zu leisten, auch anderweitig anspruchslos, genoß Wessely ungesucht allgemeine Hochachtung; diese galt ebenso dem liebenswürdigen Kunstgenossen, wie dem musterhaften Familienvater. In fachlicher Richtung, für die Holzbildhauerei, entstand durch seinen Tod in Prag eine nicht leicht wieder auszufüllende Lücke.

Bohemia, 26. Oct. 1892. – Eigene Aufzeichnungen.