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ADB:Wessel, Hans

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Artikel „Wessel, Hans“ von Theodor Hach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 141–142, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wessel,_Hans&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 04:34 Uhr UTC)
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Wessel: Hans W. (auch Wechsel, Wesel geschrieben), Goldschmied in Lübeck, entstammte einer Familie, in welcher im 16. Jahrhundert die Gold- und Silberarbeit heimisch war. Statius W., vermuthlich Hans Wessel’s Vater, ist als gesuchter Goldschmiedemeister von 1512–1530 in Lübeck nachweisbar, die letzten Jahre als Münzmeister. Ein vielgenannter anderer Statius W. war 1604–1614 lübeckischer Münzmeister. Hans W., dessen Geburtsjahr und Jugendzeit noch unaufgehellt ist, hat seine Lehrzeit außerhalb Lübecks durchgemacht (er kommt im Lehrlingsbuche von 1509–1620 nicht vor), war 1553 in Dänemark, wo er im Dienste des Königs Christian III. gearbeitet haben muß. Im Herbste 1553 folgte W. „mit seinem Werkzeug und Rüstung“ einem Rufe des Kurfürsten August von Sachsen, dessen Gemahlin Anna eine dänische Prinzessin war, nach Dresden und wurde am 1. September 1555 und abermals am 1. October 1558 als „Abgießer“ für Gold-, Silber- und andere Metallarbeiten, auch Gyps, angestellt, hatte auch sonst Goldschmiedearbeiten zu liefern. Der Wortlaut der Bestallung sowie ein Passierbrief vom 22. November 1558 erklärt es, daß W., der sich jedesmal auf Erfordern und Kosten des Kurfürsten zu diesem zu verfügen hatte, gleichzeitig, während er im Dienst stand, doch auch in Lübeck thätig sein konnte, wo er von 1556–1561 und 1566–1580 vielfach Lehrlinge in seine Werkstatt nahm. In dem Passierbriefe rühmt der Kurfürst Wessel’s Geschicklichkeit, der so sehr in der fürstlichen Gunst war, daß er im Februar 1560 eine Einladung zur Hochzeitsfeier seiner Tochter mit dem Lübecker Münzmeister Joachim Dalemann an den Kurfürsten richten durfte, welcher mit Bedauern erklärte, nicht Folge geben zu können. Als W. im selben Jahre nach Dresden zurückkehrte, brachte er aus Lübeck außer zwei bestellten Instrumenten ein Trinkgeschirr mit, welches „wie ein Roß“ gemacht war. Die Gunst beruhte wesentlich auf der Mitwirkung Wessel’s bei der Ausführung des großartigen Grabmonumentes, welches Kurfürst August seinem 1553 gefallenen Bruder Moritz im Dom zu Freiberg zu setzen beschlossen hatte. Von W. selbst rühren zwar [142] nur die zehn, den Sarkophag tragenden in Messing gegossenen Greifen her, im übrigen war er der Beirath und Vermittler zwischen den ausführenden Künstlern. Ueber die Abrechnung der Kosten gerieth er mit seinem Gönner in Zwiespalt, sodaß dieser sich schließlich am 5. Mai 1563 mit Beschwerde an den Rath von Lübeck wandte. Der weitere Verlauf ist aus den Acten nicht ersichtlich.

In Lübeck gerieth W. als Anhänger des Physicus Lambert Friedland, welcher einen seit 1568 mit dem geistlichen Ministerium über die Erbsünde und Abendmahlslehre entbrannten Streit 1574 wieder angefacht hatte, mit der Geistlichkeit und Obrigkeit in Mißhelligkeiten, die ihn mit anderen angesehenen Gewerbetreibenden schließlich vor die Wahl stellten, ins Gefängniß oder aus der Stadt zu wandern. W. zog nach Wismar, erwirkte dann 1579 zwar eine commissarische Verhandlung in Lübeck, blieb aber als „stolzer, hoffärtiger, ungebrochener Kopf“ (wie ihn der Superintendent nannte) bei seiner Meinung und sollte fernerhin die Stadt meiden. Trotzdem traten im Herbst, wie im Sommer 1580 noch Lehrlinge bei ihm ein. Im J. 1585 soll er für den Administrator des Stifts Ratzeburg Münzen geprägt haben (Masch, Geschichte d. Bisth. Ratzeburg; Lübeck 1835, S. 519). Vor Johannis 1587 war W. jedenfalls todt, da „Cathrina seligen hans wessels hußfru“ genannt wird. In den Jahren 1571 bis 1576 waren ihm vier Kinder verstorben, ob außer der an den Münzmeister J. Dalemann verheiratheten Tochter noch Kinder ihn überlebt haben, ist unbekannt. Jedenfalls war Hans W. ein bedeutender Künstler nicht nur im Goldschmiedefache, sondern er war auch überdies, wie es in einer Urkunde heißt, im Stande „ettliche sonderliche vnd verborgene nutzliche Kunst“ zu lehren.

Ueber einen zweiten Goldschmied Hans Wessel, der 1553 bei dem Meister Jacob Bruns in Lübeck in die Lehre trat, hat sich bisher nichts weiter feststellen lassen.

Goldschmiedeacten im Staatsarchiv zu Lübeck. – Zeitschrift f. Museologie, Jg. 5 (1882), N. 2, S. 11. – Neues Archiv f. Sächsische Geschichte u. A., Bd. 4 (1883), S. 122 ff. – Beschreibende Darstellung der Bau- und Kunstdenkmäler des Königr. Sachsen, Heft III (Amtshauptmannschaft Freiberg), S. 41. – Cornel. Gurlitt im Kunstgewerbeblatt, N. F. III (1887), S. 218 ff., 240 f. – Starcke, Lübeckische Kirchenhistorie (an den im Register angeführten Stellen).