ADB:Weyr, Emil

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Artikel „Weyr, Emil“ von Gustav von Escherich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 283–284, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weyr,_Emil&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:04 Uhr UTC)
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Weyr: Emil W., geboren in Prag am 31. August 1848, wurde schon frühzeitig von seinem Vater, der als Professor der Mathematik und Physik an der Oberrealschule in Prag wirkte, zu intensiveren mathematischen Studien angeleitet. Mit einer ungewöhnlichen Vorbildung ausgestattet bezog er bereits 1865 das ständische Polytechnikum in Prag, wo er bald die Aufmerksamkeit seiner beiden Lehrer, H. Durège und W. Fiedler, auf sich zog. Schon 1867 erwählte ihn der erstere zu seinem Assistenten und in dieser Zeit entstanden auch seine beiden ersten Abhandlungen (Schlömilch, Zeitschrift f. Mathematik und Physik), die einzigen mathematisch-physikalischen Inhaltes, die er schrieb. Von da ab wandte er sich unter dem vorwiegenden Einflusse Fiedler’s ganz und ausschließlich der Geometrie zu, wo er alsbald durch zahlreiche Arbeiten, die er zumeist in den Druckschriften der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften veröffentlichte, sich als äußerst fruchtbarer Forscher hervorthat. 1869 und 1870 erschienen von ihm bei Teubner in Leipzig auch zwei selbständige Werke: „Theorie der mehrdeutigen geometrischen Elementar-Gebilde“ und „Geometrie der räumlichen Erzeugnisse“, die schon die Keime der meisten seiner späteren Arbeiten enthalten. 1870 habilitirte er sich an der Universität in Prag und in demselben Jahre wurde er auch in Anerkennung seiner Leistungen zum außerordentlichen Mitgliede der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften gewählt. Im nämlichen Jahre unternahm er auf Staatskosten eine Studienreise nach Italien, die ihn mit den meisten hervorragenden italienischen Geometern, namentlich Cremona, in engere Verbindung brachte. Nach seiner Rückkehr 1871 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor am Polytechnikum in Prag, wo er eine rastlose Thätigkeit entfaltete. Neben seinen zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten gründete er den Verein böhmischer Mathematiker, das Archiv mathematicky a fysiky und gab theils allein, theils mit seinem Bruder Eduard Uebersetzungen verschiedener geometrischer Werke Cremona’s und die „Grundzüge der Geometrie“ (3 Bde.) in böhmischer Sprache heraus. Das Jahr 1873 führte ihn zum Zwecke einer Vertiefung seiner Ausbildung abermals nach Italien und 1874 nach Frankreich, wo er auch zu Chasles in Beziehung trat. In gerechter Würdigung seiner immer mehr hervortretenden Bedeutung erwählte ihn 1875 die Akademie der Wissenschaften in Wien zu ihrem correspondirenden Mitgliede und erfolgte im selben Jahre seine Berufung als Ordinarius an die Universität in Wien, der er bis zu seinem Tode, am 25. Januar 1894, angehörte. Hier gewann er bald durch seine anregenden geometrischen Vorträge [284] großen Einfluß auf die Studirenden und trug so wesentlich zur Verbreitung und Hebung des geometrischen Unterrichts in Oesterreich bei. Um den entfachten Eifer auch über die Universität hinaus zu erhalten und den österreichischen Mathematikern einen Sammelpunkt zu bieten, half er 1889 die „Monatshefte für Mathematik und Physik“ mitbegründen. Auch wissenschaftlich blieb er bis an sein Lebensende unermüdlich thätig und stieg stetig in der Werthschätzung seiner Fachgenossen, welche wiederholt auch äußeren Ausdruck fand. So wurde er zum correspondirenden Mitgliede des R. Istituto delle scienze e lettere in Mailand, der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Lüttich, der südslavischen Akademie in Agram, 1882 zum wirklichen Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt und 1891 zum ordentlichen Mitgliede der Kaiser Franz Josef-Akademie in Prag ernannt.

W. hat durch seine Arbeiten – gegen 300 an der Zahl – die Geometrie in verschiedenen Richtungen bereichert, namentlich aber um die Theorie der Involutionen und der rationellen Curven sich verdient gemacht. In seinen letzten Lebensjahren versuchte er mit Erfolg auch die Curven höheren Geschlechtes einer rein geometrischen Behandlungsweise zugänglich zu machen.