ADB:Widenman, Barbara
Friedrich Hoffmann und bei einer Empfehlung schmerzstillender Pillen mit Mohnsaft sagt sie „wollten mir aber einige widrig gesinnete einwenden, daß dergleichen Sachen über den Weiberstand hinauslauffe: So haben sie Gedult und vernehmen was der alte redliche und gelehrte Hippocrates seinen Schülern befiehlt und einschärfet; und welches auch der aufrichtig-gelehrte und hochbelobte Herr Doctor Friedrich Hoffmann in seiner öffentlich gehaltenen Physical- und medicinischen [343] Abhandlung von Haußmitteln nachdrücklich bekräftiget; naemlich daß die Medici denen Frauen Glauben beymessen sollen in solchen Dingen, die bei der Geburt und andern weiblichen Zufällen vorfallen; Ja der sonst hochtrabende Galenus selbsten hat sich nicht geschämet, hierinnen von vernünftigen und erfahrenen Frauen zu lernen“. Außerdem redet sie ihren Berufsschwestern ernstlich zu, etwas Tüchtiges zu lernen und betont wiederholt, daß die Ursachen schwerer Geburten nicht bloß an der Kreißenden und dem Kinde, sondern namentlich oft an der Unwissenheit der Hebammen lägen. Sehr anerkennenswerth ist ihr Urtheil über die Verwerflichkeit der sogenannten wehentreibenden Mittel. Zwanzig Abbildungen sind dem Werke beigegeben, darunter die eines Geburtsstuhles, von dem sie ausdrücklich erwähnt, daß er zwar von ihr am tauglichsten befunden, aber gleichwol sehr verbesserungsfähig sei und „daß eine kreißende Frau ebenso glücklich ohne Kreißstuhl als mit oder in demselben entbunden werden könne“. Man sieht Frau Barbara war eine sehr erfahrene, energische und für die damalige Zeit vorurtheilsfreie Person.
Widenman(nin): Barbara W., geboren 1695 ?, † ?, ist die Verfasserin einer „Kurzen Anweisung christlicher Hebammen“, welche in erster Auflage 1738 erschien und in zweiter Ausgabe 1751 (bei J. J. Lotter’s sel. Erben). In der Einleitung zu dieser für die damalige Zeit trefflichen Anweisung, welche dem wohllöblichen Bauamt der freien Reichsstadt Augsburg, ihrer vorgesetzten Behörde gewidmet ist, erwähnt die Verfasserin, daß sie früher auf dem Lande prakticirt habe und seit dem 29. Januar 1729 zur freien Praxis in Augsburg berechtigt und einige Jahre später als eine Führerin der dortigen Hebammen ernannt worden sei. Weiter erzählt sie in der Vorrede an ihre Berufsschwestern, daß sie von ihrem Manne, dem Augsburger Augen-, Schnitt- und Wundarzt, „alle notwendige und so viel Wissenschaft erlanget, welche von einer Christlichen gewissenhaften, vernünftigen, erfahrenen, wohlgeübten Hebamme immer mögen erfordert werden“. Sie scheint etwa 1719 in die Praxis eingetreten zu sein, denn 1738 spricht sie davon, daß sie in ihrer 19jährigen Praxis bereits mehr als 1800 Schwangern in Kindesnöthen beigestanden habe. Auch bemerkt sie, daß sie eine Mutter sei, „die in 21 Jahren 15 Kinder von einem Vater, ihrem lieben Ehemann, frisch und gesund zur Welt geboren habe“. Ihr Mann hat ihre Erfahrungen in der Geburtshülfe zu Papier gebracht, wie sie selber angibt (Vorrede Blatt 2) und wie auch aus einer Reihe lateinischer Ausdrücke zu entnehmen ist, die in dem Werkchen vorkommen. Uebrigens ist sie sehr belesen, denn sie citirt wiederholt Deventer’s Werk, ferner die Schriften von