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ADB:Winkler, Joseph

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Artikel „Winkler, Joseph“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 452, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Winkler,_Joseph&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:37 Uhr UTC)
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Winkler: Joseph W., Landschaftsmaler, wurde um das Jahr 1839 zu Traunstein in Oberbaiern geboren. Ende der fünfziger Jahre siedelte er nach München über und erregte hier durch seine bedeutenden Gaben großes Aufsehen. Er hospitirte nur vorübergehend an der Akademie der bildenden Künste und suchte sich auf eigene Faust auszubilden. Wer seine meist flott hingeworfenen Kohlezeichnungen sah, war erstaunt über den regen Schönheitssinn und die reiche Phantasie, die aus ihnen sprach, gleichzeitig mußte er aber auch bemerken, daß es ihnen in formeller Hinsicht an Durchbildung und Sicherheit fehlte. W. wies mehrere Anerbieten, ihn bei seiner Ausbildung zu unterstützen, zurück und schloß sich nur an den aus Baden stammenden Maler Erxleben an, mit dem er eine Zeit lang Naturstudien in den bairischen Alpen machte. Das erste Debut Winkler’s im Münchener Kunstverein verunglückte, da seine Landschaft mit biblischer Staffage mißfiel. Ein darauffolgendes Oelbild, das den Dachstein im Salzkammergut darstellte, wurde günstiger aufgenommen, und als er im nächsten Jahre einen riesigen Carton: die Etaler Bärenhöhle und eine mit der Taufe im Jordan staffirte heitere Landschaft ausstellte, blieb die Anerkennung nicht aus. Leider verfiel W. damals auf den Gedanken, eine neue Farbentechnik zu erfinden und eine neue Farbenscala aufzustellen. Damit verdarb er die beste Zeit und gerieth in Noth, aus der ihn das Eingreifen einer britischen Lady befreite, die ihn für eine Reise um die Welt engagirte. Die Reisenden kamen jedoch nur bis Italien und Malta. Im Winter 1869 lebte W. in Rom, wo Adolf Stahr mit ihm zusammentraf. Nach München kehrte W. im Herbste desselben Jahres zurück. Er malte wieder Bilder nach Hochgebirgsmotiven und verrieth in keiner Weise einen Einfluß Italiens auf seine Kunst. Während des Krieges von 1870 und 1871 hielt er sich in Frankreich auf und brachte nun mehrere Winterbilder mit Staffage aus dem Kriegsleben zur Ausstellung. Das letzte Bild von seiner Hand, das der Münchener Kunstverein ankaufte, stellte eine Sägemühle im Winter dar. Bald darauf kam er in unaufgeklärter Weise ums Leben. Er wurde ertrunken an der sogenannten Kohleninsel in der Isar bei München aufgefunden und am 5. Juli 1877 beerdigt.

Vgl. Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunstvereins in München während des Jahres 1877. München 1878. S. 72, 73.