Zum Inhalt springen

ADB:Witte, Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Witte, Karl“ von Leopold Witte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 595–599, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Witte,_Karl&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 23:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Witte, Karl Friedrich
Nächster>>>
Witte, Lieven de
Band 43 (1898), S. 595–599 (Quelle).
Karl Witte bei Wikisource
Johann Heinrich Friedrich Karl Witte in der Wikipedia
Karl Witte in Wikidata
GND-Nummer 118769596
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|43|595|599|Witte, Karl|Leopold Witte|ADB:Witte, Karl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118769596}}    

Witte: Johann Heinrich Friedrich Karl W., Jurist und Danteforscher. Sohn von Karl Heinrich Gottfried W. (s. o.), geboren zu Lochau bei Halle a./S. am 1. Juli 1800. Sein Vater war daselbst Pfarrer, von dem Patron, dem Universitätskanzler v. Hoffmann, dessen Neffen der junge Geistliche mit Erfolg unterrichtet hatte, 1797 dahin berufen. Witte’s Braut, Johanna Reimmann, Schwester von Julius Reimmann, dem nachmaligen Erzieher der Prinzen Friedrich und Wilhelm von Preußen (des späteren Kaisers), mußte sich, als das junge Paar die Pfarre bezog, die Benennung „Luise“ gefallen lassen, weil ihrem Gatten in der Voß’schen Dichtung „Luise“ als das Ideal einer Pfarrfrau erschien. Die pädagogischen Künste des Vaters zeitigten in dem Sohne eine Frühreife, welche in der damaligen Zeit die Augen der gebildeten Welt auf ihn richtete und dem Knaben die Bezeichnung „Wunderkind“ eintrug. Schon bei den ersten Sprechversuchen des Kindes wurde nicht der leiseste Verstoß gegen Wortbildung oder Satzbau geduldet. Gelegentliche, in Haus, Garten und Feld von dem Vater an die täglichen Umgebungen angeknüpfte Belehrungen regten den jungen Geist früh zu scharfer Beobachtung, zum Forschen nach dem Zusammenhange der Dinge und zu verständiger Darstellung des Wahrgenommenen und Begriffenen an. Mit vier Jahren lernte er lesen; um die Mutter, bei einer längeren Abwesenheit des Vaters, zu überraschen, eignete er sich heimlich die Formen der gedruckten Buchstaben auch für die schriftliche Wiedergabe an und wurde so sein eigner Schreiblehrer, – freilich mit dem Ergebnisse einer Handschrift, welcher alle Haar- und Verbindungsstriche fehlten, und die noch des Greises Manuscripte wie gedruckt erscheinen ließ. Ein ausgesprochenes Sprachtalent des Knaben ermöglichte es dem Vater, in unglaublich kurzer Zeit die glänzendsten Resultate mit ihm zu erzielen. Französisch war die erste fremde Sprache, die Karl „lernte“; es folgte Italienisch, Lateinisch, Englisch und Griechisch; doch wurden auch Geschichte und Geographie, Naturkunde, Rechnen und Mathematik nicht vernachlässigt. Die Fortschritte des Kindes schlossen, als der Vater das Bedürfniß fremder Hülfskräfte spürte, den Besuch einer öffentlichen Schule aus. Es konnte nur an die Universität gedacht werden. Am 12. December 1809 ließ der Vater seinen Sohn in Leipzig durch den Rector der Thomasschule, Professor Rost, prüfen. Das Resultat war so überraschend, daß der Examinator in seinem amtlichen Zeugnisse bekennen mußte: „Ich halte mich überzeugt, daß es zum Wohl der Wissenschaften überhaupt, besonders aber zur Beförderung des Erziehungswesens sehr nöthig sei, diesen Knaben von seltenem Geiste, der zu allem Großen geboren ist, den Zugang zu den Vorlesungen der Professoren – welchen er unstreitig gewachsen ist – zu eröffnen und nicht etwa aus Vorurtheil ihm hinderlich zu werden, daß die Hoffnung alles des Vorzüglichen, wozu Gott ihn bestimmt zu haben scheint, zerknickt werde.“ Dieses Zeugniß wurde dem Minister in Dresden vorgelegt, und daraufhin die Erlaubniß ertheilt, daß der Neunundeinhalbjährige als Student der Philosophie immatriculirt würde! Am 18. Januar 1810 verpflichtete ihn der Rector Kühn durch Handschlag auf die Universitätsgesetze. Die Eltern konnten ihr Kind aber auf der Hochschule nicht allein lassen. [596] Es gelang dem Vater, nach einer persönlichen Vorstellung bei König Jerôme in Kassel, von seinem Pfarramt auf drei Jahre entbunden zu werden; das Königreich Westfalen zahlte ihm sogar für diese Zeit eine Jahresunterstützung von 2000 Frcs., aber unter der Bedingung, daß der Sohn die Landesuniversität Göttingen bezöge. Auch nach der Aufhebung dieses Napoleonischen Staates hielten die Erben sich an die Verpflichtung gebunden und gewährten Urlaub und Pension noch auf ein viertes Jahr. – In Göttingen studirte der junge W. Geschichte, Philologie, Naturgeschichte, mit besonderer Liebe aber Mathematik mit ihren Hülfswissenschaften. Anfang 1813 veröffentlichte er auf Veranlassung seines Lehrers Thibaut seine erste Schrift über ein Problem der höheren Mathematik „Conchoidis Nicomedeae aequatio et indoles“. Sie war dem Könige Jerôme gewidmet, der auf Grund derselben den General Alix nach Göttingen sandte, um, allerdings vergeblich, den jungen Verfasser mit Gewalt als Lieutenant der Artillerie für die königlichen Truppen zu werben. Während der Osterferien 1814 besuchten Vater und Sohn auf einer ihrer vielen Fußreisen auch Gießen. Mehrere Professoren der philosophischen Facultät kamen mit dem Studiosus gelegentlich in wissenschaftliche Gespräche, die sich auf immer weitere Gebiete ihres Faches erstreckten und zuletzt lateinisch geführt wurden. Am 11. April lud der Decan Schaumann Vater und Sohn zum solennen Facultätsdiner, bei welchem der gelehrte Gastgeber mit einem Male sich erhob und den Jüngling „Carole Witte, doctor noster!“ anredete; „ich zeige Ihnen officiell an, daß die philosophische Facultät Ihnen gestern per unanimia die Würde eines Doctors der Philosophie decretirt hat. Was Sie sind, habe ich mit dem Publikum schon lange gewußt; aber wie Sie sind, was Sie schon geworden, das habe ich erst in diesen Tagen, den glücklichen, anschaulich erkannt und mich inniglich gefreut. Es macht mir ein seltenes Vergnügen, Ihnen zuerst das Salve doctor noster! sagen zu können.“ Nun siedelte die Familie nach Heidelberg über, wo W. das Rechtsstudium betreiben sollte, da er unmöglich schon eine selbständige Stellung übernehmen konnte. Auf dem Zuge der beiden Kaiser, des österreichischen und des russischen, gegen Napoleon im Sommer 1815, wo sie auch Heidelberg berührten, fand Alexander ein solches Wohlgefallen an dem ihm vorgestellten jungen Doctor, daß er ihm durch seinen Adjutanten alles Ernstes anbieten ließ, er solle in des Kaisers nächster Umgebung bleiben und sein Lebenlang als des Kaisers Freund und Schützling behandelt werden. Auch diesmal war die Ablehnung nicht leicht. – Am 20. August 1816 schloß W. seine juristischen Lernjahre mit einer regulären Doctorpromotion ab; seine Dissertation behandelte den Ususfructus. An der 1810 neugegründeten Berliner Universität wollte er sich nunmehr als Privatdocent habilitiren; aber Facultät und Studentenschaft machten Schwierigkeiten. Die Probevorlesung am 25. Januar 1817 über „das Schicksal der Mitgift nach getrennter Ehe mit Berücksichtigung sowol des vorjustinianischen, wie des justinianischen Rechtes“ verlief äußerst stürmisch; das größte Auditorium mußte noch mit der Aula vertauscht werden, um die zugeströmten Massen der Zuhörer zu fassen. In der ersten Viertelstunde konnte der junge Docent vor lauter Scharren, Pfeifen, Schreien, Trampeln und Pochen nicht zu Worte kommen. Zuletzt schlug er die mitgebrachten Scripturen zu und rief in die stürmische Versammlung hinein: „Ich werde meine Vorlesung Männern vortragen, die humaner denken, als Sie“. Das beschwichtigte die Masse, und unter donnerndem Applaus ließen sie nun den Jüngling frei und ohne Manuscript seine Vorlesung zu Ende halten. – König Friedrich Wilhelm III. aber wollte den auch von ihm und seinem ganzen Hause auf das wohlwollendste begünstigten jungen Menschen nicht noch einmal derartigen Auftritten aussetzen und ebnete alle Schwierigkeiten, indem er seinen Schützling hochherzig auf Kosten [597] der königlichen Schatulle mehrere Jahre in Italien reisen ließ. Damit entschied sich die Zukunft Witte’s auch in der für ihn bedeutsamsten Beziehung: er lernte italienische Kunst und Litteratur im Lande selbst kennen und fand zuletzt in Dante den congenialen Meister, dessen Verständniß und Einführung in die deutsche Welt er ein ganzes Mannes- und Greisenleben widmete. Eine Zeit lang trug er sich in Italien mit dem Gedanken, ausschließlich Kunstgeschichte zu studiren und zu lehren; das Handexemplar der elf Bände Vasari zeugt von allerfleißigster Arbeit auf diesem Gebiete. Aber die Jurisprudenz hielt ihn doch in ihren Banden, während die wahlverwandtschaftliche Liebe Dante zufiel. – 1821 im Herbst kehrte W. nach Deutschland zurück und wurde von der Regierung unterstützter juristischer Privatdocent in Breslau. 1823 erhielt er daselbst die außerordentliche, 1829 die ordentliche Professur. Der Freundeskreis in Breslau entwickelte seine geselligen Gaben zu reichen Blüten und Früchten. Sprudelnd von Geist, in Scherz und Ernst gebend und nehmend, mit Schall, Holtei, Steffens, Scheibel u. A. in intimstem Freundesverkehr und wissenschaftlichem Austausche, gestaltete er sein Leben in Arbeit und Erholung zu einem selten genußreichen und befriedigenden. Die tiefe religiöse Grundlage seines Gemüthes, die in Italien durch fromme Katholiken eine eigenthümliche Pflege erhalten hatte, in späteren Jahren aber sich immer klarer und bewußter zu einem überzeugungstreuen, festen, aber milden Protestantismus ausbildete, blieb auch in dem Kreise der stürmischen Geister Breslaus sein schützender Halt und bewahrte ihn vor einem Cultur des Genius, dem seine Genossen nicht immer entrannen. Eine im December 1825 geschlossene Ehe trennte der Tod der jungen geistvollen Frau schon nach sechs Wochen. Die furchtbare Erschütterung machte für den so früh Verwittweten eine völlige Ausspannung dringend nöthig. Das geliebte Italien nahm ihn auf und brachte endlich Genesung für Leib und Seele. Die das erste Mal schon in Italien betriebenen juristischen Studien über die Geschichte des Römischen Rechts, zumal über das Verhältniß der römischen Juristen vor Justinian und der byzantinischen Rechtsquellen, setzte er auch jetzt fort. Den „Abhandlungen aus dem Gebiete des römischen Rechts“ (Berlin 1817) hatte sich 1824 eine Arbeit „De Castrensibus haereditatibus disputatio“ angeschlossen. 1826 erschien eine Abhandlung „De diversis regulis iuris antiqui“ (1830); „die Leges restitutae des Justinianischen Codex verzeichnet und geprüft“ (1831); „De Guilelmi Malmesburiensis codice legis Romanae Visigothorum dissertatio“ (1834). Zu Ostern siedelte W., nachdem er sich zum zweiten Male mit der Tochter eines altschlesischen Adelsgeschlechtes, Auguste v. Gilgenheimb, vermählt hatte, als Professor des Römischen Rechts nach Halle über, dem er als geliebter und geachteter Lehrer, als allezeit gefälliger und geschätzter College, als treuer und in der Revolutionszeit muthig an die Spitze des „Preußenvereins“ tretender Patriot und königstreuer Conservativer, als frommer Christ und Kirchenältester, mit Orden und Auszeichnungen übersäter Gelehrter und liebevoller Haus- und Familienvater noch fast ein volles halbes Jahrhundert angehörte, bis ein sanfter Tod am 6. März 1883 dem reichen und überaus glücklichen Leben ein Ende machte. In Halle erschien von juristischen Büchern Witte’s 1838 das noch gegenwärtig geschätzte und citirte „Preußische Intestat-Erbrecht aus dem gemeinen Deutschen Recht entwickelt“ (1840); „Novellae Constitutiones Imperatorum Byzantinorum“ (1853); „Ricardus Anglicus, Ordo iudiciarius, ex cod. Duacensi olim Aquicinctino nunc primum editus“, zu dessen Ausarbeitung er auf mehrere Monate nach Douai selbst übersiedelte. Die letzte juristische kleine Arbeit war eine 1858 gedruckte akademische Rede „De Friderici primi regis circa ius patrium excolendum meritis“. Die weitaus größte Zahl der litterarischen Productionen Witte’s aber gehörte der italienischen Litteratur, [598] im besonderen Dante an. Wol übersetzte er 1827 auch Boccaccios Decamerone (3. Aufl. 1859, 3 Bände). Doch der Florentiner „Unergründliche“ fesselte ihn dauernder und zu tieferer Hingabe von Herz und Lebenskraft. Bezeichnend ist es, daß schon seine erste Arbeit über Dante die Grundgedanken aussprach, welche er dann sein Lebenlang festgehalten und in Bezug auf den inneren Zusammenhang der Dante’schen Werke tiefer begründet hat. Es ist dies der im Hermes 1824 erschienene Aufsatz „Ueber das Mißverständniß Dante’s“. Das Wichtigste daraus darf hier wohl angeführt werden. „Schon in den Jahren der Kindheit entbrannte Dante’s unschuldiges Herz in Liebe, und so ganz richtet sie ihn zum Himmel, mit so reiner Frömmigkeit durchdringt sie ihn, daß wir es erklärlich finden, wenn manche gezweifelt haben, ob wirklich eine Erdentochter diese heilige Flamme entzündet, oder ob Dante selbst die gläubige und freudige Liebe seiner jungen Brust zum göttlichen Vater in seiner ‚beseligenden Beatrice’ verkörperte. Die Vita nuova ist das Buch dieser kindlichen und von keinem Zweifel getrübten Frömmigkeit, die keinen Wunsch kennt, als ewiges, preisendes Anschauen der Wunder der Gnade“. „Als indeß Dante die vollen Mannesjahre erreicht hat, wird Beatrice ihm entrissen. Lange klagt er um sie, wie um die verlorene Unschuld; endlich aber verlockt auch ihn neuer Reiz. In den Blicken eines holden Mädchens glaubt er Beatrices Liebe und Erbarmen wiederzufinden, sie verspricht ihn theilnehmend zu trösten; aber bald verdrängt das Blitzen ihrer Augen das Andenken der Verstorbenen, und sie nimmt sein ganzes Herz ein. Sie ist die Philosophie. Das Amoroso Convivio ist dieser schmerzensreichen Liebe gewidmet. Unruhig und qualvoll ist sie, denn der Friede kindlicher Ergebung ist aus seiner Brust gewichen …“ „ „Da erweckt die Gnade Gottes den Strahl der Religion aufs Neue in seiner Brust; er bereut, den Uebermuth der Philosophie in sich beherbergt zu haben; der alte Glaube, die alte Liebe zu seiner Beatrice erwachen in neuer Tiefe etc.“ „Hier beginnt die Göttliche Komödie. Es ist das allgemeine und ewig wahre Epos unseres geistigen Lebens u. s. f.“ Kritische Arbeiten über den Text des Convivio (1825), eine Herausgabe von Dante’s Briefen mit Anmerkungen (1827) über die ältesten Commentatoren Dante’s (1828), über die ungedruckten Briefe Dante’s (1828), über Handschriften der D. C. in Paris (1836); mehrere kleinere Aufsätze übergehe ich. 1842 erschien die Uebersetzung der lyrischen Gedichte Dante’s mit Erläuterung, die W. in Gemeinschaft mit Kannegießer herausgab. Jahrzehnte hindurch aber arbeitete er an dem großen Werke seines Lebens, einer kritischen Ausgabe der Göttlichen Komödie, wozu er in allen Bibliotheken Europas Textvergleichungen anstellte und anstellen ließ, unter Zugrundelegung des III. Gesanges der Hölle, dessen Varianten ihm die Handhabe boten, die Manuscripte in bestimmte Classen zu theilen und auf Grund der als besonders vorzüglich oder charakteristisch erkannten den Text mit Angabe der bedeutendsten Abweichungen zusammenzustellen. Das große Werk erschien 1862 in Berlin: „La Divina Commedia di Dante Allighieri, ricorretta sopra quattro dei più autorevoli testi a penna“; die Quartausgabe enthielt eine ausführliche kritische Einleitung, die Octavausgabe (ebendaselbst 1862) gab bloß den italienischen Text. Aber auch eine Uebersetzung des unsterblichen Gedichtes war seit lange von ihm vorbereitet. Der unvergleichliche Kenner Dante’s, der die ganze Göttliche Komödie so gut wie auswendig wußte, benutzte seine jährlichen Herbstreisen nach der Schweiz und Italien, um auf einsamen Alpenwanderungen, in langen Wagenfahrten Gesang auf Gesang zu übertragen. Im Jubeljahre Dante’s, 1865, erschien „die Göttliche Komödie des D. A. übersetzt“; die Einleitung zu dieser gleichfalls in Quart und Octav, mit der gleichen Paginirung wie der italienische Text erschienenen Uebersetzung „ist in ihrer Kürze wol das Beste, was zur Erklärung der Göttlichen Komödie geschrieben ist“ (Franz v. Löher). Den Achtzigern nahe, [599] vollendete er die 1863, 1867 und 1871 begonnene Bearbeitung der Monarchia, codd. mss. ope emendata (1874), und der Vita Nuova (1876). Seine zerstreuten Danteaufsätze sammelte er unter Beifügung neuer Arbeiten in den werthvollen zwei Bänden „Dante-Forschungen“ (1869 und 1879). Im J. 1878 gründete er die Deutsche Dante-Gesellschaft, deren erste drei Jahrbücher er herausgab. Ein Meister der eleganten Rede konnte er 1858 auch eine Reihe von in der Form classischer und im Inhalte bedeutender Vorträge unter dem Titel „Alpinisches und Transalpinisches“ zusammenfassen. Bei einer kritischen Arbeit über eine Dantehandschrift überraschte den unermüdlichen Greis der Tod. „Faßt man alles zusammen“, sagt Franz v. Löher, „was zur Berichtigung, Erklärung und Uebersetzung von Dante’s Werken vor W. geschehen ist, so darf man beinahe sagen, dieser eine Mann hat mehr gethan, und durch ihn ist die Hauptarbeit gethan“.

Vgl. „Ein wunderbares Jugendleben. Erinnerungen an Karl Witte“, von dem Unterzeichneten. Daheim 1883, Nr. 36. – Franz v. Löher, Karl Witte. Beilage zur Allg. Zeitung 1884, Nr. 356 u. 357. – Carlo Witte, Ricordi di Alfredo Reumont, archivio Storico Italiano, tomo XVI, 1885, mit einem vollständigen Verzeichniß der Schriften Witte’s. – Sulla vita e sugli scritti di Carlo Witte, cenni di Carlo Vassallo, Firenze 1884. – Worte am Sarge unseres lieben Vaters, des Geh. Justizrathes Prof. Dr. Karl Witte, am 9. März 1883 gesprochen von seinem Sohne Prof. Leopold Witte, geistlichem Inspector in Pforta.