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ADB:Wolny, Gregor

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Artikel „Wolny, Gregor“ von Václav Kratochvíl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 161–162, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolny,_Gregor&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 13:38 Uhr UTC)
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Wolny: Gregor W., Geschichtschreiber. Als Sohn eines Tuchmachers in Freiberg am 20. December 1793 geboren, besuchte er in seiner Vaterstadt das Gymnasium, studirte in Brünn Philosophie (1811) und widmete sich in Olmütz (1812–1815) der Theologie. Im J. 1816 trat er in den Benedictinerorden im Kloster Raigern in Mähren, wo er auch sein Leben als Subprior beendete (3. Mai 1871).

Die Anregung zu historischen Studien hatte er schon von seinen Lehrern in Brünn empfangen; das Kloster, dessen Capitular er geworden, war ein günstiger Boden für seine weitere Entwickelung auf diesem Gebiete. Zählte es doch unter seinen Mitgliedern mehrere ganz bemerkenswerthe Historiker. Um nur einen zu nennen, so war Bonaventura Piter, der Autor des Thesaurus absconditus, seu vita s. Guntheri, Propst von Raigern; sein Sammelfleiß hatte schon in der Mitte des XVIII. Jahrhunderts ein staunenswerthes Material zur Herausgabe eines böhmisch-mährischen Diplomatars und zu einem Corpus scriptorum Bohemiae zusammengebracht. Da das Kloster Raigern das Brünner Gymnasium mit Lehrkräften zu versehen hatte, wurde W., als im J. 1821 an diesem Gymnasium eine Professur der Weltgeschichte und der Philologie neuerlich zu besetzen war, mit dieser Lehrkanzel betraut. Mehr als zwanzig Jahre wirkte er rühmlichst in dieser Stellung, bis er (im J. 1843) sein Amt in die Hände seines Schülers P. Beda Dudik legte, des späteren berühmten Historiographen Mährens. Von da an widmete er sich daheim im Kloster ganz seinen historischen Arbeiten, die er bereits in Brünn, dem Vorbilde Hormayr’s folgend, mit der Herausgabe des „Taschenbuch für Geschichte Mährens und Schlesiens“ (1826–1828) rühmlich eingeleitet hatte. Den Mittelpunkt aller historischen Bestrebungen in Mähren bildete schon damals, wie noch heute, die historisch-statistische Section der k. k. mähr. Gesellschaft zur Beförderung der Landwirthschaft, Natur- und Landeskunde. Aus diesem Kreise sind Männer wie Boczek, Chytil, Chlumetzky, Dudik und d’Elvert hervorgegangen und ihnen schloß sich auch W. engstens an. Während nun Boczek das mähr. Diplomatar, Dudik die politische Geschichte Mährens bearbeitete, wählte W. als Feld seiner Thätigkeit die Topographie. Sein erstes großes Werk „Markgrafthum Mähren, topographisch, statistisch und historisch geschildert“, erschien in Brünn 1835–1842 in 6 Bänden. Doch schon beim Sammeln des Materials zu diesem Buche fühlte er bei der Ausgedehntheit des Stoffes die Nothwendigkeit, in einer neuen Arbeit das topographische Thema noch mehr zu beschränken, und so entstand nach 20jähriger Arbeit das neunbändige Werk: „Kirchliche Topographie von Mähren, meist nach Urkunden und Handschriften“, Brünn 1855–1866. Die Bedeutung dieser Werke liegt vor allem in der mit bienenhaftem Fleiße gesammelten Menge historischen wie statistischen Materials. Tausende von Urkunden, die ihm die Landtafel und die reichen Bestände der mährischen Klöster, vorzugsweise aber die Archive des Olmützer Bisthums und Capitels geliefert hatten, officielle amtliche Statistik, ergänzt durch Berichte der Patrimonial- und kirchlichen Behörden, die ihm in höherem Auftrag zur Verfügung gestellt wurden, waren ihm jene fast unversiegbaren Quellen, aus deren Tiefen er in vollem schöpfen konnte, um die genaue Schilderung des Landes Mähren zu bieten. Fand der im Stillen arbeitende Benedictinermönch wohl schon im eigenen Bewußtsein, für die Wissenschaft, wie für sein Vaterland tüchtiges geleistet zu haben, hinlängliche Befriedigung, so sollte ihm doch auch die Anerkennung der Mitwelt nicht vorenthalten bleiben. Wir erwähnten bereits seine Berufung zur Stelle eines Subpriors im Stifte; die Universität Prag ehrte ihn durch Verleihung des Ehrendoctorats der Philosophie, der Bischof von Brünn, sein Diöcesan, durch den Titel eines Consistorialrathes; [162] die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien nahm ihn in die Reihe ihrer correspondirenden Mitglieder auf und zahlreiche in- und ausländische wissenschaftliche Gesellschaften folgten diesem Beispiele.

Sein Wirken und seine Persönlichkeit haben viel dazu beigetragen, daß unter allen Ländern Oesterreichs Mähren auf dem Gebiete der historischen Forschung einst im Vordergrunde stand.

C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon, Wien 1889. Th. 58. – J. Chmel im Notizenblatte zum Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen. Jhrg. 1855, 1858.