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ADB:Zachariae, August Wilhelm

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Artikel „Zachariae, August Wilhelm“ von Robert Knott in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 615–617, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zachariae,_August_Wilhelm&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 07:07 Uhr UTC)
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Band 44 (1898), S. 615–617 (Quelle).
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Zachariae: August Wilhelm Z., geboren am 26. Juli 1769 zu Riesa a. d. Elbe, † am 6. Mai 1823 zu Roßleben. Z. war der Erstgeborene von sechs Kindern des Predigers M. Johann Friedrich Z. zu Riesa. Die jugendlichen Eltern – der Vater war 24, die Mutter nicht volle 17 Jahre alt, als August Wilhelm ihnen geboren wurde – sorgten bis zum 15. Lebensjahre des Sohnes selbst für seine intellectuelle und moralische Ausbildung. Von 1784 bis 1790 besuchte er die Schulpforte, nach deren Absolvirung er die Universität Leipzig bezog. Da sein Vater bereits 1786, ohne seiner zahlreichen Familie Geldmittel zu hinterlassen, gestorben war, mußte der junge Student seinen Lebensunterhalt sich im wesentlichen selbst erwerben; er fand indeß auch bald durch sein wohlanständiges Verhalten und seinen ausgezeichneten Fleiß Gönner und Wohlthäter, die sich seiner annahmen. Unter ihnen sind besonders zu nennen der damals berühmte Professor der Alterthumskunde Klausing, sowie der Kreissteuereinnehmer Weiße. Er widmete sich zunächst dem Studium der Theologie; 21/2 Jahre hatte er dieser Wissenschaft obgelegen, ja er hatte schon die Kanzel bestiegen, da befiel ihn eine so gefährliche und langwierige Brustkrankheit, daß er auf Anrathen der Aerzte diesem Berufe entsagen mußte; er wandte sich der Jurisprudenz zu. Er hatte dieses Studium noch nicht vollendet, als ihm eine Hofmeisterstelle beim Grafen Münster, Besitzer der Standesherrschaft Königsbrück, angetragen wurde, die er auch annahm. Hier scheint er dann vornehmlich infolge des Unterrichts in der Mathematik, welchen er dem schon ziemlich herangewachsenen jungen Grafen zu ertheilen hatte, dieses Studium mit jenem Eifer aufgenommen zu haben, mit dem er demselben bis zu seinem Tode oblag und das Gebiet dieser Wissenschaft zu bereichern und zu erweitern suchte. Im Mai des Jahres 1795 starb seine Mutter und nunmehr lag ihm zum nicht geringen Theil auch noch die Sorge um das leibliche und geistige Wohl der jüngeren [616] Geschwister ob. Inzwischen waren indeß die jungen Grafen Münster soweit herangewachsen, daß sie eines Lehrers entbehren konnten; Z. glückte es jedoch alsbald eine ähnliche Stelle beim sächsischen Cabinetsminister Grafen v. Hopfgarten zu erhalten. Um diese Zeit meldete er sich zum juristischen Examen, das er im Mai des Jahres 1799 auch mit dem besten Prädicat bestand. Bald darauf ging er mit dem jungen Grafen Hopfgarten als Führer auf die Universität Wittenberg, wo er die Magisterwürde erwarb. Im gräflich Hopfgartenschen Hause blieb er bis zum Jahre 1803, in welchem ihm der Erbadministrator der Klosterschule zu Roßleben, v. Witzleben, der selbst ein ehemaliger Zögling der Schulpforte war, an diese Anstalt als Lehrer der Mathematik und der neueren Sprachen berief. Sein Einfluß auf die Schüler war ein gewaltiger, nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht, sondern vornehmlich auch in ethischer. „Man schämte sich“, so berichtet uns einer seiner vorzüglicheren Schüler aus jener Zeit, der spätere Adjunctus Dr. Jacob in Pforta, über ihn, „die viele Mühe des trefflichen, geliebten Lehrers nicht wenigstens mit einer gleichen Aufmerksamkeit in den Lehrstunden zu vergelten“. Zu gleicher Zeit mit seiner Anstellung in Roßleben scheinen seine Gedanken über Aëronautik entstanden zu sein, aus welchem Gebiete er von jener Zeit an in ausgedehntestem Maße sowol schriftstellerisch wie experimentell thätig war, und wenngleich seine diesbezüglichen Arbeiten getheilte Aufnahme und Beurtheilung fanden, so haben doch Kenner seinen Ausführungen und Ideen Gründlichkeit und Folgerichtigkeit niemals abgesprochen. Auch erhielt er mehrmals während seiner Unternehmungen erfreuliche Beweise aufmunternder und belohnender Aufmerksamkeit. Im Jahre 1805 ward ihm z. B. vom König Friedrich August zu Sachsen, seinem damaligen Landesherrn, eine Unterstützung von 200 Thalern zur Fortsetzung seiner Versuche, nebst einem anerkennenden Handschreiben zugestellt. Im J. 1807, in dem sein Buch „Elemente der Luftschwimmkunst, hergeleitet aus dem Fluge der Vögel und dem Schwimmen der Fische“ (Wittenberg, gr. 8° mit 1 Kupfer) erschien, schrieb der damalige Coadjutor von Mainz, nachheriger Fürst-Primas von Dalberg, der früher ähnliche Ideen verfolgt hatte, einen sehr billigenden und fachkundigen Brief an ihn, worin er ihn ebenfalls zur Fortsetzung seines Strebens aufforderte. Ein Theil von seinen hierher gehörigen Bemerkungen findet sich auch in seiner Schrift „Jacob Degen’s Flugmaschine beurtheilt“ (Leipzig 1808, gr. 8° mit 1 Kpfr.) [cf. Baumgärtner’s Magazin der Erfindungen Bd. VIII, St. 2]. Hier hat er sehr gründlich jene von dem Uhrmacher Degen in Wien bloß auf gut Glück und ohne Berücksichtigung der einschlägigen Naturgesetze angestellten Flug- und Luftfahrversuche angefochten und ihre Unhaltbarkeit bewiesen. Unter den mehreren von ihm zur praktischen Prüfung seiner Ideen angestellten Versuchen mit dem Fallschirm sind besonders zwei hervorzuheben; der eine, den er auf der Sternwarte zu Leipzig im Sommer 1821 ausführte und der u. a. von zwei sehr bewährten Zeugen, den Professoren Gilbert und Mollweide (vgl. Leipz. Literaturztg. 1822, Nr. 166) als preiswürdig anerkannt wurde, und sodann der im J. 1822 von dem hohen Wendelstein herab an dem Ufer der Unstrut bei Roßleben mit ebenso entsprechendem Erfolge angestellte. Von seinen litterarischen Arbeiten auf diesem Gebiet ist dann noch seine letzte Schrift besonders bemerkenswerth „Geschichte der Luftschwimmkunst von 1783 bis zu den Wendelsteiner Fallversuchen“ (Leipz. 1823), in der er eine ausführliche historische Uebersicht der Leistungen auf diesem Gebiet dem Publicum vor Augen führte. Der Abdruck der Schrift hatte eben begonnen, als ihn der Tod aus diesem Leben abrief. Er hinterließ eine trauernde Wittwe und sechs zum Theil noch unmündige Kinder. Von seinen Schriften, die uns beweisen, daß er auch noch auf anderen Gebieten thätig war, heben [617] wir in Ergänzung der bereits angeführten hervor: „Systematische Darstellung der Erscheinungen beim sphärischen Hohlspiegel“ (Leipzig 1812); „Flugeslust und Flugesbeginnen“ (ebd. 1821, 2. Aufl. 1822); „Ein flügelartiges Schiffsruder und Versuche mit ihm“ (Gilb. Ann. XLII, 1822); „Das Glashäutchen. Eine Schrift zur Belehrung für Landwirthe“ (Leipzig 1822); „Gedächtnißtafel nebst Anleitung zu deren Gebrauche, für den ersten Unterricht in der lateinischen Sprache“ u. s. w. (Leipzig 1818, 2. Abdruck 1821).

Neuer Nekrolog d. Deutschen. 1. Jahrgang, 1823. – Archiv f. Philologie u. Pädagogik (Seebode). 1. Jahrgang, 1824. – Meusel, Das gelehrte Teutschland. Lemgo 1827. – Poggendorff, Biogr.-litt. Handwörterbuch.