ADB:Zahn, Zacharias

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Artikel „Zahn, Zacharias“ von Hugo Holstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 670–671, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zahn,_Zacharias&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:30 Uhr UTC)
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Zahn: Zacharias Z., Dramatiker des 16. Jahrhunderts. Er stammte aus Northeim, wo er am 24. Juli 1541 geboren wurde, war 1563 Lehrer in seiner Vaterstadt, 1564 in Burgsteinfurt, 1566 Rector in Osterode und wurde 1567 Pastor in Avenshausen, wo er nach 1596 starb. Seine beiden Dramen behandeln biblische Stoffe. Das erste ist betitelt: „Tragoedia Lapidati Stephani. Wie der heilige Martirer S. Stephanus vmb der Warheit vnd Bekentnis reiner Lehre von den Jüden zu Todte gesteiniget worden“. Nach der gereimten Vorrede vom 21. Februar 1584, die an alle getreuen Prediger und frommen Liebhaber des göttlichen Wortes gerichtet ist, entstand das Drama schon 1584, erschien aber erst 1589 zu Mühlhausen im Druck. Gewidmet ist es den Grafen Johann und Anton von Oldenburg. Durch fünf Acte zieht sich die Handlung hin in breiter, den Leser ermüdender Darstellung. Im ersten klagt Gott seinem Sohne und den Engeln den Fall der Welt, im zweiten und dritten werden die Vorbereitungen zu der Gerichtssitzung getroffen, in der Stephanus zur Steinigung verurtheilt wird. Die Gerichtsverhandlung und die Vertheidigung des Stephanus füllen den vierten Act. Im fünften endlich wird die Steinigung selbst und die Verherrlichung des ersten Märtyrers der christlichen Kirche behandelt. Im ganzen treten 37 Personen auf, außer dem Prologus noch fünf Prologisten. die den Inhalt jedes Actes angeben. Pluto, Charon und Cerberus sind die Vertreter des bösen Princips, sie versehen den Gerichtshof mit bösem Rathe. Auch einige komische Scenen kommen vor. Der Verfasser lehnt sich eng an den Text der Bibel an, daher kommt es, daß er sogar die Predigt des Stephanus (Apostelgesch. c. 7) in Reime bringt. Das Collegium der Schriftgelehrten mit dem Hohepriester an der Spitze behandelt er als eine moderne geistliche Behörde. Am Schlusse jedes Actes sollen lateinische Gesänge gesungen werden, von denen leider nur der Anfang gegeben ist: Audi tellus, audi magni maris nimbus, In te proiectus sum ab utero matris meae, Hinc abiens, quoniam cogor, Timor et tremor venit in Niniven, Lapidabant Stephanum. – Wie das erste, so leidet auch das zweite Drama an erheblichen Mängeln. Es behandelt den Brudermord: „Tragoedia fratricidii. Wie Cain und Abel Opffer thaten und darüber unwillig wurden, weil Abels Opffer für Gott angenem gewesen, und von seinem eigenen Bruder Caino zu Tod geschlagen worden“. Es erschien im Druck zu Mühlhausen 1590. Die Widmung vom 26. October 1589 ist an den Grafen zu Lippe und Rettberg gerichtet; es sollte eine Neujahrsgabe sein. Auch dieses Drama trägt den christlich-moralischen Charakter. Es ist „der jungen Jugend und allen Kindern zu christlichem Unterricht und Einigkeit, wie sie sich für Gott in warhafftiger Lehr und in reiner Liebe einmütig mit einander verhalten sollen“ geschrieben. Auch hier wieder ermüdende Breite. Adam und Eva erziehen ihre Kinder zur Frömmigkeit und Tugend und eine Ermahnung folgt der anderen. Serpens, Furia und Pluto stehen im Kampf mit den Engeln Raphael, Gabriel und Michael, und so [671] wird Cain zum Brudermorde verleitet. Die Trauer der Eltern um den Verlust ihres Sohnes wird ergreifend geschildert. Auch in diesem Stücke treten Prolog und Prologisten auf und am Ende der einzelnen Acte erscheinen die Anfänge von Gesängen, wie: Contingat illis, Beati omnes qui timent dominum, Wohl dem, der in Gottes Fürchten steht, Wohl dem, der nicht wandelt im Rath der Gottlosen. Im ganzen zeigt der Verfasser nur geringe dramatische Befähigung und die Dramatik des 16. Jahrhunderts hat durch seine Leistungen nichts gewonnen.

Goedeke, Grundriß II², 397, Nr. 353.