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ADB:Zeise, Heinrich (evangelischer Theologe)

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Artikel „Zeise, Heinrich (evangelischer Theologe)“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 2–3, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zeise,_Heinrich_(evangelischer_Theologe)&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:27 Uhr UTC)
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Zeise: Heinrich Z., evangelischer Theologe, † 1794. Z. wurde am 18. März 1718 zu Hadersleben im Herzogthum Schleswig als Sohn eines dortigen Apothekers geboren, erhielt seine Vorbildung in der lateinischen Schule seiner Vaterstadt und bezog 1736 die Universität Jena, um Theologie zu studiren. Hier schloß er sich besonders dem Prof. Walch an. Nach Vollendung seiner Studien hielt er sich theils in seiner Heimath, theils, um sich in der dänischen Sprache zu vervollkommnen, in Kopenhagen auf, wirkte darauf zwei Jahre als deutscher Cabinetsprediger bei dem General Grafen von Holstein und wurde 1746 Nachmittagsprediger in dem adeligen St. Johanniskloster vor Schleswig. 1750 kam er nach Altona, wohin ihn der Graf Reventlou berief. Als Kanzelredner fand er viel Zuhörer, zumal aus den niederen Volksclassen, für die er sich nicht scheute, wichtige Wahrheiten, die er ihnen von der Kanzel herab einschärfen wollte, in plattdeutscher Mundart vorzutragen, obgleich dieses Verfahren Sensation machte, manche Neugierige reizte und Anlaß zum Spott gab (Döring, s. unten, S. 576). In seiner Denkweise verband er Kirchlichkeit und Aufklärung, erwies sich aber in seinem gesammten Leben als ein ehrenwerther kräftiger Charakter. Mit regem wissenschaftlichen Sinne verband er einen großen Fleiß im Lesen und Studiren. Seine Bibliothek, die gegen 8000 Bände zählte, umfaßte die verschiedenartigsten Wissenschaften. Z. war zweimal verheirathet; zuerst mit einer Tochter des Propstes Bolten in Altona, die er 1752 zur Ehe nahm, aber schon im folgenden Jahre durch den Tod verlor; zwei Jahre darauf heirathete er eine Tochter des Licentiaten Wiese in Hamburg, von deren Seite er nach dem Tode ihrer Eltern ein beträchtliches Vermögen erbte; einen großen Theil desselben wendete er auf die Erziehung seiner zahlreichen Kinder. Die letzten zehn Jahre seines Lebens war Z. durch ein immer mehr zunehmendes Brustübel sehr geplagt. Am Trinitatissonntage 1793 predigte er zum letzten Male und nahm im Vorgefühle seines Todes für immer Abschied von seiner Gemeinde. Er starb indeß erst am 16. März 1794, nach neunmonatlicher Schlaflosigkeit und dadurch verschlimmerten unbeschreiblichen Leiden. Am 22. März wurde er beerdigt, seinem Wunsche gemäß nicht in der Kirche, sondern auf dem Gottesacker neben seiner ersten Gattin und acht ihm vorangegangenen Kindern, ohne Geläute und andere Ceremonien, aber unter großer Betheiligung der Bewohner von Hamburg, Altona und Umgegend.

Schriften sind von ihm wenige veröffentlicht, weil er mit Absicht auf die Herausgabe von Predigten meist verzichtete, da Deutschland nach seiner Meinung an guten und schlechten Erbauungsbüchern keinen Mangel habe. Es erschienen: [3] „Weg und Kraft zum göttlichen Leben und Wandel“ (Hamburg 1759); „Hindernisse der Seligkeit in zwölf Predigten“ (Halle 1766, Nachschriften eines Freundes Zeise’s, aber schließlich mit Bewilligung Zeise’s in den Druck gegeben); „Anticludius S–ml–ro, B–rthio, J–r–s–l–mo u. s. w. in sieben und vierzig Briefen eines interessanten und unterhaltenden Inhalts für Christen und Mitchristen an einen Freund“ (Altona 1788; in der Vorrede nennt sich Z. bloß Herausgeber dieser polemischen Schrift). In der Allgem. Deutschen Bibliothek und in Meusel’s Gelehrtem Deutschland werden ihm noch beigelegt: „Nichts von Ungefähr“ (Magdeburg 1766–68, 4 Theile) und „Neue Sammlung auserlesener Predigten vom Verfasser von Nichts von Ungefähr“ (Frankfurt und Leipzig 1768). Aber Z. hat die Autorschaft an beiden abgelehnt (Döring, s. unten).

Zeise’s Bildniß, nach einem sehr ähnlichen Gemälde von F. C. Löhr, hat Fritzsch zu Hamburg (1788) in Kupfer gestochen. (Mittheilung von Döring.) – Vgl. Meusel’s Gelehrtes Deutschland. – Heinr. Döring, Die deutschen Kanzelredner des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Neustadt a. d. Orla 1830, S. 574–579.