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ADB:Zeppelin, Max Graf von

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Artikel „Zeppelin, Max Graf von“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 83–84, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zeppelin,_Max_Graf_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:02 Uhr UTC)
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Zeppelin: Max Graf von Z., geboren am 6. August 1844 zu Stuttgart als Sohn des Grafen Karl v. Z., damals Hofmarschalls des Kronprinzen Karl von Württemberg, † am 3. December 1897 zu Stuttgart. Der junge Graf wandte sich nach den üblichen humanistischen Studien den Naturwissenschaften zu, trieb in Hohenheim und auf den Hochschulen von Tübingen, Straßburg, München, Freiburg mit Vorliebe Naturgeschichte und promovirte in Freiburg mit einer zoologischen Arbeit über Ctenodrilus monostylos. Er hatte über dem Mikroscop weder die Leibesübungen noch die Freuden des Studentenlebens vergessen; natürliche Heiterkeit und gesellschaftliche Talente machten ihn zu einem flotten Corpsburschen. An einige vorwiegend zoologischen Studien gewidmete Aufenthalte in Helgoland schlossen sich Reisen und Jagdausflüge nach Skandinavien. Aus der Vorliebe für die nordische Natur ging auch die Theilnahme an der von Prof. R. Baur geleiteten und von dem Polarfahrer Bade begleiteten Spitzbergen-Expedition von 1891 hervor. Bade’s Vorträge hatten in Stuttgart ein lebendiges Interesse für polare Dinge erweckt, dem der Plan der kleinen Expedition entsprang. Hinter dem Drang nach Norden stand die Erwägung der Nothwendigkeit der Rückkehr Deutschlands in die Fanggründe der Hochseefischerei, wo einst die Hamburger Walfischfänger neben den holländischen das Meer beherrschten. Ein Bergingenieur war mitgenommen worden, um Kohlenlager auf der Bäreninsel und in Spitzbergen zu prüfen. Als praktischer Erfolg erschien aber den Reisenden vor allem die starke Zunahme des Interesses an der Hochseefischerei, die sich unmittelbar an die von manchen Seiten belächelte schwäbische Polarfahrt anschloß. Graf Z. hat sich darüber in den Schlußworten seiner als Manuscript gedruckten „Reise-Bilder aus Spitzbergen, Bären-Eiland und Norwegen“ (1892) offen ausgesprochen. Dieses kleine Buch gibt eine fesselnde Schilderung der Reise in Auszügen aus den Reisetagebüchern. Unmittelbarkeit der Beobachtung, Ungeschminktheit der Wiedergabe, Feinheit der Naturempfindung zeichnen es aus. Der Leser freut sich mit dem Erzähler an den Jagderlebnissen, theilt sein Interesse an der reichen nordischen Thierwelt, wenn ihm auch manche genauere Angaben des Zoologen gleichgültig sind, und ist gerührt von dem Widerstreit zwischen Sammeleifer und mildherziger Thierfreundlichkeit. Die kleinen Monographien von Bären-Eiland, vom Eisfjord, über das spitzbergische Rentier u. A. entwerfen anziehende Bilder. Am reichsten ist aber das Buch an Schilderungen aus dem Thierleben. Es ist zu bedauern, daß Z. sie nicht zu einer Gesammtschilderung verbunden hat. 1892 finden wir den Waidmann in den Jagdgründen von Wyoming und den Naturfreund am Großen Cañon des Coloradoflusses, im Yellowstone Park und in Südkalifornien; die zuerst in „Vom Fels zum Meer“ veröffentlichten Schilderungen wurden 1896 in einem Sonderabdruck vereinigt. Auch hier unbefangene, naive Erzählung von Erlebnissen, die in der Summe wenig bedeutend sind, aber durch die Persönlichkeit des Erzählers unsere Theilnahme gewinnen. Neben diesen für Freunde zusammengefaßten Schilderungen sind einzelne Aufsätze und Vorträge in die Oeffentlichkeit gelangt. Persönlich trat Z. mit Fach- und Strebensgenossen auf den wissenschaftlichen Congressen in Beziehung und förderte, wo er konnte, das wissenschaftliche Leben in seiner württembergischen [84] Heimath. Auf dem jenaischen Geographentag im April 1896 wurde Z. von einem schweren Bronchialkatarrh befallen, von dem er sich nicht mehr vollständig erholt hat. Er stellte zwar selbst nach wie vor die höchsten Anforderungen an seine Leistungsfähigkeit und mochte daher nach außen den Eindruck des Genesenen machen. Aber der Schlaganfall, dem er am 3. December 1897 erlag, fand nicht mehr den elastischen Körper von früher. Eine große Trauergemeinde, in der die höchsten Kreise, die Wissenschaft, das schlichte Bürgerthum und studentische Corporationen vertreten waren, geleitete den Mann zu Grabe, der in allen Ständen sich Freundschaft und Verehrung zu gewinnen gewußt hatte. Einer der ihm Nächststehenden, Professor Richard Baur, sagte von ihm in seinem Nachruf: Die mit vielen und hohen Orden geschmückte Brust barg einen noch höheren Schatz: ein von unendlicher Güte beseeltes, jederzeit opferwilliges goldenes Herz, feind jedem falschen Scheine, furchtlos gegen jeden Unterdrücker menschlichen Rechts; treu seinem Fürsten, seinem Vaterland, treu vor Allem seinen Freunden und der Wissenschaft.

Prof. R. Baur’s Nachruf in der Nordd. Allg. Ztg., December 1897.