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ADB:Zierl, Lorenz

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Artikel „Zierl, Lorenz“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 205–207, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zierl,_Lorenz&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 19:05 Uhr UTC)
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Zierl: Lorenz Z., Dr. med. et philos., o. Professor an der Universität zu München und Secretär im Generalcomité des bairischen landwirthschaftlichen Vereines, † am 17. September 1844 zu Lindau am Bodensee. Als Sohn eines Chirurgen zu Furth im bairischen Walde am 23. Juli 1797 geboren, wurde er schon früh als ein sehr begabter Knabe geschätzt und zur Vorbereitung für einen höheren Beruf ausersehen. Sein Vater ließ ihn demgemäß das Gymnasium in Regensburg besuchen, bis er die Reife zum wissenschaftlichen Studium erlangt hatte. Von dort wandte er sich im Herbst 1814 nach Landshut, um an der bairischen Landesuniversität Medicin zu studiren. Bei seinem großen Eifer und den ihm eigenen vorzüglichen Fähigkeiten gelang es ihm, außer den medicinischen auch naturwissenschaftliche Studien mit solchem Erfolge zu betreiben, daß er dieselben mit der Lösung zweier Preisaufgaben, deren eine die medicinische, deren andere die philosophische Facultät gestellt hatte, beschließen konnte. Auf Grund dieser Leistungen von beiden Facultäten mit dem Doctorgrade beliehen, verdankte er einer solchen Auszeichnung auch noch die Zuwendung eines Stipendiums, womit er zugleich veranlaßt wurde, sich behufs Verfolgung besonderer Studienzwecke [206] nach Paris zu begeben. Nach Jahresfrist von dort zurückgekehrt übernahm er vorerst in München eine ärztliche Praxis, bewarb sich aber, als im J. 1822 die Errichtung einer landwirthschaftlichen Lehranstalt in Schleißheim ins Werk gesetzt wurde, um einen Lehrauftrag für Chemie, welcher ihm auch mit einer entsprechenden Anstellung im Dienste jener Anstalt überwiesen wurde. Hier widmete er sich alsbald der Aufgabe, die Beziehungen der Chemie zu den landwirthschaftlichen Nebengewerben aufzuklären und daraus Nutzanwendungen für den Betrieb derselben herzuleiten. Obwol ihm schon 1824 durch eine Aenderung in der Organisation der genannten Fachschule die Gelegenheit zur Ausübung seines Lehrauftrages wieder entzogen werden mußte, so blieb er jedoch einstweilen noch in Schleißheim, um auf jenem Gebiete der Technik weiter zu forschen, wobei ihm die Mitwirkung des Professors und Akademikers Fuchs zustatten kam. – Im J. 1826 folgte er einem Rufe an die zu jener Zeit von Landshut nach München verlegte Universität, wo er nunmehr einen Lehrstuhl für Landwirthschaft und technische Chemie zu übernehmen hatte. Fand er hier für seine wissenschaftlichen Bestrebungen auch neue Anregung, so pflegte er doch die Beziehungen zu dem verlassenen Wirkungskreise weiter, indem er eine Serie von „Jahrbüchern der landwirthschaftlichen Institute von Schleißheim u. s. w.“ in Verbindung mit deren Director Schönleutner herausgab und überdies einen bis dahin nur dilatorisch behandelten Plan, hinsichtlich der Nutzbarmachung des Schleißheimer Moores, nunmehr der Verwirklichung entgegenzuführen suchte. Er hatte auf Grund von wiederholt angestellten Versuchen die Ueberzeugung gewonnen, daß jene Moorlager eine vorzügliche Ausbeute an Brenntorf für München liefern würden, und gab nun dem Drange, an der Förderung der materiellen Interessen mitzuwirken, weitere Folge, indem er zur Gründung einer Actiengesellschaft schritt, welche sich die Versorgung der Stadt München mit wohlfeilem Brennmaterial zur Aufgabe stellen sollte. Nachdem er die Leitung dieses Unternehmens 1832 selbst in die Hand genommen und bis 1835 unter erschwerenden Umständen durchgeführt hatte, sah er sich jedoch durch ungünstige Gestaltung der finanziellen Ergebnisse genöthigt, davon zurückzutreten, worauf er zunächst Anlaß nahm, seine dabei in technischer Hinsicht gewonnenen Erfahrungen in einer Schrift: „Ueber Gewinnung und Benützung des Torfes in Bayern“, niederzulegen. In Anerkennung seiner Bestrebungen auf wirthschaftlichem und technischem Gebiete wurde er 1836 zum Mitgliede des Generalcomité des bairischen Landwirthschaftlichen Vereines erwählt und mit der Redaction des von demselben herausgegebenen Centralblattes betraut. An dieser Stelle widmete er sich mit ganzer Kraft der Aufgabe, zur Hebung der Landwirthschaft beizutragen und solchem Zwecke durch Verbreitung von Kenntnissen mittels Wort und Schrift, sowie durch Förderung des landwirthschaftlichen und technischen Unterrichtswesens zu dienen. Von gleichen Motiven geleitet gab er mehrere Schriften heraus, unter denen besonders erwähnenswerth sind: seine „Lehre vom Landbau“, welche von 1837 bis 1843 drei Auflagen erfuhr, ferner sein „Lehrbuch der Chemie in ihrer Anwendung auf Landwirthschaft und Gewerbe“, das ebenfalls bis 1842 in zweiter Auflage erscheinen konnte, und „Die bairische Braunbierfabrikation und die Untersuchung des Bieres durch das Fuchs’sche Hallymeter“, M. 1843. Außerdem schrieb er zahlreiche Artikel für das von ihm redigirte Centralblatt und war zuletzt noch mit der Abfassung einer Festschrift für die in München auf den Herbst 1844 vorzubereitende Wanderversammlung deutscher Land- und Forstwirthe beschäftigt, als ihn auf einer Erholungsreise nach Lindau der Tod ereilte. – War es ihm erst spät vergönnt gewesen, seine tüchtig geschulte Kraft in den Dienst eines der Anregung und Aufklärung sehr bedürftig gewordenen Berufes zu stellen, so genügte jedoch die ihm gelassene Frist, um nicht nur ungetheilte [207] Anerkennung seiner Leistungen, sondern auch dankbare Verehrung in den interessirten Berufskreisen zu finden.

Vgl. Centralblatt des Landwirthschaftlichen Vereins in Baiern, Jahrg. 1844, S. 518.