ADB:Zierenberg, Tilemann vom
Leibniz’ Scriptores rerum Brunsv. T. II, s. 88–103 wieder abgedruckt wurde. Jener Druck ist nach den Typen von dem Senator Culemann in Hannover dem Magdeburger Drucker Mauritius Brandis zugeschrieben und etwa in das Jahr 1494 gesetzt worden. Von dem Verfasser ist so gut wie nichts völlig sicher bekannt. Er unterzeichnet die Vorrede seines Werkes, die er an einen Neffen Ludwig richtet: Ex H. Anno salutis nostre 1494 Idibus Junii. Er wird es also wol in Hildesheim, wofür auch der Inhalt der Schrift spricht, verfaßt haben. Ein Hildesheimer braucht er deshalb noch nicht unbedingt gewesen zu sein; die Ableitung des Namens Zierenberg von Mons speciosus als dem Moritzberge bei Hildesheim hat Grotefend wenigstens [205] mit Recht zurückgewiesen. Aber eine Familie des Namens kommt dort allerdings vor: „Hans van dem Syrenberge“, ein Kürschner, der 1421 in Hildesheim begegnet (Urkb. d. Stadt Hildesheim, Th. VI, S. 169 u. 170). Die Stadt Braunschweig ist dem Verfasser jedenfalls auch nicht unbekannt gewesen. Was und wie er von ihr erzählt, läßt es mir nicht unwahrscheinlich vorkommen, daß er vordem als Fremder, und zwar als Schulmeister, dort gelebt hat. Die Art, wie er von den in dieser Stadt betriebenen Studien, der Bezahlung der Lehrer spricht, macht dies sehr glaublich. Dann wäre die Angabe, die Heinr. Meibom in seiner Ausgabe der Bünting’schen Chronik (Magdeb. 1620) im catalogus auctorum macht: „Telamonius Ornatomontanus Ludimagister Brunsvicensis“ völlig richtig und auch die Vermuthung bei Leibniz’ Script. III, 677 dürfte zutreffen, daß der „Tilemannus archiregens“ des Braunschweigischen Gymnasiums, den Heinr. Bogher in dieser Zeit nennt, mit jenem Telomonius Ornatomontanus identisch sei. Recht wohl zusammen reimen lassen sich damit die urkundlichen Nachrichten, die C. L. Grotefend von einem „mester Tilemann vame Tzirenberge“ (Tilemannus de Cirenberch) aus Einbeck erbringt. Dieser wird in den Jahren 1485 und 1491 als Ehemann einer Frau Olegard, Wittwe eines jungen Bothen, in Einbecker Urkunden genannt. Auffallender Weise begegnet uns nun aber dieselbe Frau Olegard als Wittwe Jungen Bothen, sogar mehrere Male im J. 1489, dann aber auch später 1508, 1510 ff., ohne daß ihres zweiten Gatten dabei gedacht würde. Ihr Verhältniß muß ein sehr sonderbares gewesen sein. Lebten die Gatten zeitweise getrennt? War die Ehe später vielleicht ganz aufgelöst? Dann wäre es leicht erklärlich, wenn Tilemann sich in Braunschweig und Hildesheim aufhielt, während Olegard offenbar immer in Einbeck lebte. Sie war eine geborene Scherff (Schreff?), hatte einen Bruder Hermann Scherff, der Geistlicher war, und eine Schwestertochter Alheid Arndes, erst Klosterjungfrau, seit 1519 Aebtissin zu Höckelheim; am 16. Mai 1522 erwähnt letztere sie als todt. Die Bezeichnung „mester“ für Tilemann vom Z. läßt sich ebenso gut auf einen Schulmeister wie auf einen Arzt oder Chirurgen, den Grotefend in ihm vermuthet, anwenden. Auch das ganz gute Latein, das er schrieb, würde sich noch mehr für jenen als für diesen geltend machen lassen. Hoffentlich gelingt es noch einmal, in Universitätsmatrikeln oder anderen sicheren Quellen zuverlässige Nachrichten über Zierenberg’s Herkunft und Stellung zu gewinnen.
Zierenberg: Tilemann vom Z., Chronist aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. So wird wol mit Recht der latinisirte Name Telomonius Ornatomontanus erklärt, der Name des Verfassers einer Beschreibung des Kampfes der Stadt Braunschweig mit ihren Herzögen im J. 1492 (Brunsvicii belli novissima gesti descriptio), einer für die Localgeschichte wichtigen Quelle, die zuerst in einem seltenen Incunabeldrucke erschien und dann in- Vgl. Leibniz’ Scriptores rerum Brunsv. II, S. 13 f., III, S. 677. – C. L. Grotefend in der Zeitschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1863, S. 179 ff., 1867, S. 155 ff.