ADB:Zimmermann, Friedrich Albert
[261] auszuzeichnen, und eine Arbeit über die schlesische Steuerverfassung lenkte die Blicke des schlesischen Ministers v. Hoym auf ihn. Hoym stellte ihn 1771 als Calculator an und empfahl ihn auch zur Mitwirkung an der Einführung der preußischen Steuerverfassuyg in der neuerworbenen Provinz Westpreußen, welches Auftrags er sich in ausgezeichneter Weise entledigte, allerdings nicht ohne Schaden für seine Gesundheit, insofern die allzu gehäufte Arbeitslast eine nervöse Ueberreizung, die sich besonders nach der religiösen Seite hin äußerte, bei ihm hervorrief. Nach deren endlicher Ueberwindung begann er in seine schlesische Heimath zurückgekehrt hier bald wieder eine umfassende Thätigkeit; im Vereine mit dem Kriegsrathe Leo führte er den hoch zu preisenden Gedanken König Friedrich’s, die Gründung des ersten schlesischen Armenhauses durch, das 1779 zu Kreuzburg vollendet ward. Bald darauf begann er das Hauptwerk seines Lebens, das unter dem bescheidenen Titel: „Beiträge zur Beschreibung Schlesiens“ in 13 starken Octavbänden von 1783–96 erschienene, auf amtlichen Nachrichten beruhende und daher noch heute höchst schätzbare große topographische Werk, daneben noch weiterer litterarischer Thätigkeit obliegend, wie er denn 1785 sich mit C. K. Streit (s. A. D. B. XXXVI, 564) zur Herausgabe der schnell zu großem Ansehen gelangenden Schlesischen Provinzialblätter verband. Dabei war er gleichzeitig auch amtlich sehr in Anspruch genommen und hat bei der Breslauer Kammer lange Jahre hindurch gewisse Decernate mit einer Selbständigkeit, der kaum noch etwas Subalternes anhaftete, geleitet, u. a. auch die Judensachen, wo er denn noch Gelegenheit gefunden hat, sich den Dank der Juden durch eine Verbesserung der Lage von deren Gemeinden zu erwerben (1790).
Zimmermann: Friedrich Albert Z., schlesischer Geograph und verdienter Beamter 1745–1815. Geboren zu Lüben am 30. Mai 1745 als der Sohn des dortigen Stadtdirectors sah er sich, als nach dem frühen Tode des Vaters (1749) der 7jährige Krieg seine Mutter in eine sehr bedrängte Lage brachte, genöthigt, den Plan eines Universitätsstudiums aufzugeben und mit einer subalternen Laufbahn zu vertauschen. Doch vermochte er sich auch hier1793 ward er zur Mitarbeit an der Organisation der neu erworbenen polnischen Provinzen nach Südpreußen gesendet und dann nach der dritten polnischen Theilung 1795 nach Warschau, wo er dem General v. Favrat ein erwünschter Helfer ward. Hier brachte ihn eine schwere Krankheit an den Rand des Grabes. Der Minister Graf Hoym zog Z. von jener Zeit an noch mehr an sich und ernannte ihn schließlich 1804 zu seinem Geheimsecretär.
In der dann folgenden traurigen Kriegszeit hat Z. noch Gelegenheit zu einer besonders patriotischen Handlung gefunden. Als im Januar 1807 die Capitulation Breslaus entschieden war, faßte er den Gedanken, „noch Etwas für die Zukunft zu retten“, und nachdem er Hoym’s Zustimmung eingeholt und einige patriotische Beamten ins Vertrauen gezogen, ging er, nicht geschreckt durch die vom Feinde bei einer Entdeckung drohenden schweren Strafen, daran, die ihm erreichbaren öffentlichen Cassen zu leeren und die Beträge durch entsprechende Buchungen und z. Th. fingirte Quittungen als bereits früher verausgabt darzustellen, ja als bei dem eiligen Einpacken zwei Cassenscheine à 100 Thaler abhanden gekommen waren, ersetzte er diese stillschweigend aus den eigenen sehr beschränkten Mitteln. Wie verhältnißmäßig gering auch die so gerettete noch nicht 100 000 Thaler erreichende Summe war, so erschien sie doch bei der herrschenden großen Geldnoth in Berlin recht willkommen (Schles. Zeitschrift XXVII, 232 ff.). 1808 ward Z. zum Regierungsrath ernannt und nach Berlin berufen zu den Abmachungen mit dem bekannten französischen Finanzbevollmächtigten Daru, darauf 1809 nach Königsberg, wo er thatsächlich an der Spitze des Rechnungswesens gestanden hat.
Später nach Breslau zurückgekehrt und 1814 noch durch den Geheimerathstitel geehrt ist er hier am 27. März 1815 nach einer kurzen aber äußerst schmerzhaften Krankheit gestorben. Zeitgenossen haben neben seiner staunenswerthen Arbeitskraft und seiner ausgebreiteten Kenntniß, die ihn speciell im Steuerfache als eine Autorität erscheinen ließ, auch seinen liebenswürdigen Charakter gerühmt, der selbst die Gegner, denen er um der Sache willen wol [262] mit einer gewissen Lebhaftigkeit entgegentreten konnte, leicht wieder versöhnte, und speciell auch das große Wohlwollen, das er den ihm unterstellten Beamten bei jeder Gelegenheit bewies.
- Biographie in den Schles. Provinzialbl., Juni 1815, wo auch die kleineren Schriften Zimmermann’s, einschließlich seiner in den Provinzialblättern selbst enthaltenen Aufsätze, sich verzeichnet finden.