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ADB:Streit, Karl Konrad

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Artikel „Streit, Karl Konrad“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 564–565, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Streit,_Karl_Konrad&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 02:43 Uhr UTC)
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Streit: Karl Konrad St., Regierungsrath, schlesischer Schriftsteller, † 1826. Geboren zu Groß-Glogau am 2. März 1751 als Sohn des dortigen Criminaldirectors Joh. Konr. St. ward er zuerst in seiner Vaterstadt unterrichtet, dann auf dem Pädagogium zu Bunzlau, von wo er zu seinem Großvater nach Hirschberg entwich und endlich seit 1766 in dem Pädagogium zu Züllichau, dessen Director, Consistorialrath Steinbart den lebhaften aber talentvollen Knaben liebgewann und ihn 1768 mit rühmlichem Zeugniß zur Universität Frankfurt a. O. entließ, auf der er bis Ostern 1772 die Rechte studirte. Darauf trat er als Hofmeister im Hause des Generals v. Tauentzien zu Breslau ein und erhielt durch den letzteren bereits 1773 die Stelle eines Auditeurs und Regimentsquartiermeisters. Schon damals gab er ein theatralisches Wochenblatt heraus, vertrat die schönen Wissenschaften in Klose’s Breslauischen Nachrichten und stellte 1776 in der ausgesprochenen Absicht, der geringen Beachtung, welche das geistige Leben Schlesiens in dem übrigen Deutschland fand, entgegenzuwirken, sein „Gelehrtes Schlesien“ zusammen. Als 1778 der bairische Erbfolgekrieg ausbrach, vermittelte Tauentzien, da ihm Streit’s Körperconstitution nicht kräftig genug schien, als daß er dem Regimente hätte in den Krieg folgen können, die Uebernahme desselben in die Verwaltung als Secretär bei der Breslauer Kriegs- und Domänenkammer, unter dem Titel eines Kammerreferendars, der ihn als akademisch gebildeten Mann qualificirte. Hier eifrig und erfolgreich thätig, fand er noch Muße zu litterarischen Arbeiten. 1778 erschien von ihm eine „Allgemeine schlesische Bibliothek“, und kleine Novellen aus seiner Feder fanden beifällige Aufnahme und erlebten z. Th. mehrere Auflagen. Das Bedeutungsvollste war, daß er in Ausführung eines 1784 in schlesischen Gelehrtenkreisen unter lebhafter Befürwortung des Philosophen Garve entsprungenen Planes die Leitung einer schlesischen Monatsschrift übernahm, „welche das dem engeren Heimathlande Gehörige an Geschichte, Statistik und Landeskunde zur Unterhaltung und wissenschaftlichen Belehrung bearbeiten und im Anhange sowie im chronistischen Theile entsprechend dem Sinne der Schlesier bis in die persönlichen und Familieninteressen ihre verbindenden Fäden ziehen sollte“. Diese 1785 gegründeten schlesischen Provinzialblätter haben dann, trotz alles Elends der Franzosenzeit, 64 Jahre bestanden und so fest in der Erinnerung der Schlesier gehaftet, daß ihre nochmalige Wiederbelebung auf längere Zeit gelingen konnte. Sie sind bald zu großem Einfluß gelangt und eine Stimme des Landes geworden, wie solche [565] kaum eine andere Provinz aufweisen kann; alle in den schlesischen Grenzen geschätzten Namen fanden sich in diesen Blättern vertreten. St. hat dieselben (bis 1812 im Verein mit dem schlesischen Geographen Zimmermann) 41 Jahre lang bis an seinen Tod redigirt, und wenn er mehr als dem Gelehrten lieb war, dem bloß nach leichter Unterhaltung verlangenden Geschmacke des großen Publicums nachzugehen schien, so konnte er dagegen anführen, daß die von ihm im Anschlusse an die Provinzialblätter 1792 begonnene strenger wissenschaftlich gehaltene „Schlesische Monatsschrift“ nur einen Jahrgang erlebt hat.

Ein weiteres Verdienst erwarb sich St., indem er 1798 die Leitung des damals in den Besitz einer Actiengesellschaft übergegangenen Breslauer Theaters übernahm. Holtei schreibt über diese Zeit: „Das Theater unter Streit’s Leitung auf einer Kunsthöhe wie niemals weder vor noch nach ihm behauptete einen anerkannten Rang in Deutschland. Er hat ihm einen Theil seines Vermögens geopfert.“ Auch die Gründung eines „Lesemuseums“, wo Zeitschriften und Bücher auslagen, verdankt Breslau der Anregung und Organisation Streit’s. Das Institut vereinigte Alles, was hier auf Bildung Anspruch machte, und die Bibliothek des Streit’schen Lesezirkels galt Jahrzehnte lang für die besteingerichtete Büchersammlung.

St. ward 1802 Kanzleidirector und 1809 Regierungsrath. Sein 25jähriges Dienstjubiläum brachte ihm mit dem Rothen Adlerorden III. Classe die Ernennung zum Ehrendoctor seitens der nach Breslau verpflanzten Viadrina. 1826 trat er aus dem Staatsdienste zurück und starb in demselben Jahre am 21. September.

Biogr. von Büsching in den Schles. Provinzialbl. LXXXV, 1 u. von Th. Oelsner, Rübezahl. 1871. S. 157.