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ADB:Büsching, Johann Gustav Gottlieb

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Artikel „Büsching, Johann Gustav Gottlieb“ von Alwin Schultz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 645–646, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:B%C3%BCsching,_Johann_Gustav_Gottlieb&oldid=- (Version vom 15. Dezember 2024, 22:29 Uhr UTC)
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Band 3 (1876), S. 645–646 (Quelle).
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Büsching: Johann Gustav Gottlieb B., Sohn des bekannten Geographen Anton Friedrich B. (s. o.), geb. 19. Sept. 1783, † 4. Mai 1829 als Professor der Alterthumswissenschaften an der Breslauer Universität. In Halle und Erlangen studirte er Jura und wurde 1806 als Referendarius im Staatsdienste angestellt. Neben seinen juristischen Studien beschäftigte er sich eben so eifrig als erfolgreich mit der Sammlung und Erforschung der litterarischen Denkmäler des deutschen Mittelalters; die Ausgabe der „Deutschen Gedichte des Mittelalters“ (1808) und der „Grundriß zur Geschichte der deutschen Poesie von den ältesten Zeiten bis ins 16. Jahrhundert“ (1812), die er beide gemeinsam mit Friedrich v. d. Hagen arbeitete, sichern ihm eine ehrenvolle Stelle unter den älteren Vertretern der deutschen Philologie und Litteraturgeschichte. Diesem Studienkreise wurde er entzogen, als er 1810 das Commissorium übernahm, nach Schlesien zu gehen, dort die aufgehobenen Klöster zu bereisen und alle darin vorhandenen Archivalien und Kunstwerke nach Breslau zu bringen. Er hat die Ergebnisse dieser Untersuchungen in einer Schrift: „Bruchstücke einer Geschäftsreise durch Schlesien 1810–12“ (1813) veröffentlicht. Die Gründung eines schlesischen Provinzial-Archivs, in dem alle die vorgefundenen Documente untergebracht werden sollten, wurde ihm übertragen und er 1811 zum Archivar ernannt. Die Sichtung und Ordnung der übergroßen Menge von Archivalien nahm gleichwol seine Arbeitskraft keineswegs ausschließlich in Anspruch, er gewann noch Zeit die von ihm gemachten Studien in weiteren Kreisen zu verbreiten. Die Herausgabe der Urkunden des Klosters Leubus, Abhandlungen über die älteren schlesischen Siegel, auf deren kunst- und culturgeschichtliche Bedeutung er zuerst hinwies, die Veröffentlichung der schlesischen Zeitbücher (der Chronik des Nikolaus Pohl, 1813–19) und viele andere Schriften beweisen seinen unermüdlichen Eifer auf [646] diesem Gebiete der Wissenschaft, das seinem ursprünglichen Studienkreise so fern lag. Er gründete den Verein für schlesische Geschichte, veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in den schlesischen Provinzialblättern, die er nach Streit’s Tode bis zu seinem Ende redigirte, gab die „Wöchentlichen Nachrichten für Freunde der Geschichte“ (1816–19) heraus und wußte dadurch auch im großen Publicum Interesse für das Studium vaterländischer Geschichte zu erwecken. 1816 habilitirte er sich als Privatdocent an der Breslauer Universität, wurde schon im folgenden Jahre außerordentlicher, im J. 1823 ordentlicher Professor der Alterthumswissenschaften. Ueber alle Gebiete der älteren deutschen Kunst- und Culturgeschichte hat er nicht nur gelesen, sondern auch zahlreiche Arbeiten veröffentlicht, so 1817 „Ueber die achteckige Gestalt der Kirchen“, 1819 die „Reise durch einige Münster und Kirchen Deutschlands“, 1823 die „Beschreibung des Deutschordensschlosses Marienburg“, 1825 „Die Alterthümer von Görlitz“, 1826 „Das Grabmal des Herzogs Heinrich IV. von Breslau, des Minnesängers“. Die culturhistorischen Studien förderte er durch die Herausgabe der Autobiographien des Götz von Berlichingen (1810) und des Hans von Schweinichen (1820 bis 1822), auch über „Der Deutschen Leben, Kunst und Wissen im Mittelalter“ (1818–19) und über „Ritterzeit und Ritterwesen“ (1823) hat er schätzenswerthe größere Abhandlungen veröffentlicht. Die größten Verdienste erwarb er sich jedoch um das von ihm begründete akademische Museum schlesischer Alterthümer. Besonders waren es die heidnischen Gräberfunde, die sein höchstes Interesse erregten und deren Sammlung er sich mit besonderem Eifer angelegen sein ließ. Durch seine Schrift: „Ueber die heidnischen Alterthümer Schlesiens“ (1820–24) und die „Blätter für die gesammte schlesische Alterthumskunde“ (1820–22) suchte er in den weitesten Kreisen Verständniß für die Bedeutung dieser früher nur als Curiositäten betrachteten Fundstücke zu verbreiten, und sein Verdienst ist es, das Material wenigstens gesammelt zu haben, auf Grund dessen die schwierigen Fragen der Herkunft jener Funde etc. vielleicht dereinst gelöst werden. Krankheit veranlaßte ihn 1825 seine Stellung am Archive aufzugeben; selbst längerer Aufenthalt im schlesischen Gebirge, wo er 1823 die Ruinen der reizenden Kynsburg im Weistritzthale angekauft und ausgebaut hatte, vermochte seine von anstrengenden Arbeiten geschwächte Gesundheit nicht zu kräftigen und so starb er im besten Mannesalter. Mögen manche seiner Arbeiten heute, wo seit beinahe fünfzig Jahren auf Grundlage seiner Untersuchungen fortgebaut wurde, veraltet sein: das Verdienst kann ihm keiner streitig machen, daß er mit rastlosem Fleiße für die gesammte deutsche Alterthumswissenschaft unablässig thätig gewesen ist und auf einigen Gebieten derselben bahnbrechend und grundlegend wie wenige seiner Zeitgenossen und Nachfolger gewirkt hat.

Breslauer Zeitung 1829. Nr. 108. Nekrolog der Deutschen. VII (1829) I. 409 ff. Nowack, Schlesisches Schriftstellerlexikon III.