Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert/Pulvergeschosse
Die Belagerer bedienten sich nicht bloß der alten Wurf- oder Schleudermaschinen, sondern auch der Pulvergeschosse.
Schon haben wir oben bei der Belagerung des Schlosses zur Dick die Geschworenen von Aachen um Pulver „kruyt zur bussen“ schreiben sehen. In der alten Reichsstadt war das Pulver damals längst schon bekannt, wenn auch noch wenig im Gebrauch. Die erste Erwähnung desselben geschieht im J. 1346 unter den Bürgermeistern Gerart Chorus und Christian Leonis mit den Worten: „It. pro una busa ferrea ad sagittandum tonitrum 5 schilde et illam busam habet adhuc Ar. Schiffelart.“ „Für ein eisernes Rohr um den Donner zu schleudern 5 Schildgulden (ungefähr 21 Thlr. nach unserm Gelde), und jenes Rohr hat bis jetzt Arnold Schiffelart.“ Daß hier von einem Pulvergeschoß Rede ist, geht klar aus dem folgenden Posten hervor. „Item pro salpetra ad sagittandum cum busa illa 7 s.“ (Für Salpeter zum Schießen mit jenem Rohr.) Wir haben aber nicht an eine Handbüchse, sondern an ein dickes, einer Kanone ähnliches Rohr zu denken, da der Wagner ein Gestelle dazu verfertigt: „It. magistro Petro carpentario de ligneo opere ad eandem busam.“ (Dem Wagner Meister Peter für Holzarbeit zu jenem Rohre). – In den späteren Rechnungen des 14. Jahrhunderts geschieht des Pulvers keine Erwähnung mehr, und wo von Schützen Rede ist, können wir nur Bogenschützen darunter verstehen, indem zugleich mit denselben immer auch Auslagen für Armbruste, Pfeile u. s. w. vorkommen. So wird des Roederchiin, des „bussenmeisters“, wie er in der Ausfahrtsrechnung heißt, im ersten Monat der Jahresrechnung von 1385 mit folgenden Worten gedacht: „It. Roederchiin sich vunffdrum (er mit 4 andern,) 12 dage, die armbrust zu lymen, zu senen, zu wischen up deme huse (auf dem Rathhause) ind up alle porze… ind van der groser senen ind van den wapenroecken zu reyngen van den motten.“ Zu seinem Amte gehörte es für alle Armaturgegenstände zu sorgen. „It. den [59] selven Roederchiin van den groyssen tenten ind van den pauwelunen (Schirme, kleine Zelte, pavillon) zu ermachen (herzustellen) so liiwoit, so koegeleir, so garne, so leeder“ u. s. w. Bei Belagerungen wie hier und zur Dicke sehen wir bussen mit Pulver in Anwendung kommen, d. h. Rohre von bedeutender Weite, indem jede Steinkugel dazu 3 Schillinge kostete. Diese wurden ebenso wie die Steine für die Blide (wovon wir gleich reden werden), zu Nydeggen gebrochen: „Item kosten die blidensteyne ind bussensteyne, der war blidensteyne 280 ind bussensteyne 109, kosten zu brechen dat stuc 3 Schillinge ind zu rumen.“ „It. kosten die blidesteyne ind bussensteyne zu vuren van Nideggen zu Riifferscheit alwege 9 steyne 7 M. Coels summa 302 M. 4 S. Coels, val. 90 gul. 27 S. val. ayn Eyschen gelde (in Aachener Geld), 340 M.“ – Aus diesen Transportkosten kann man schon auf den nicht unbedeutenden Umfang der bussensteyne schließen. Das nöthige Pulver fertigte Röderchiin der Bussenmeister an und zwar in Kübeln. „It. Roederchiin eyrstwerff (zum ersten Male) ee man uyss vur um leederen secke, linden holtz, zinen, (Kübel plt. Zinge) da man dat kruyt in magde, ind den knechten, die hulpen dat kruyt machen, dat kost samen 34 M. 8 S.“ Das Pulver reichte aber nicht aus und Roederchiin kommt aus dem Lager zurück um neues anzufertigen. „Du Roederchiin lestwerff (zum letzten Mal) heym quam me kruyt zemachen… ind dat hee galt zu Riifferscheit buyssensteyne, pyle, bli zu schießen, smedekolen u. s. w. – Hier sehen wir also auch Blei zum Schießen verwandt werden; ob aus Handbüchsen, müssen wir dahin gestellt sein lassen.