Abschied (Grillparzer)
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Abschied.
Wie wird mir denn so weh und bang,
Jetzt, da du scheiden mußt?
Hab’ dich gesehen Tage lang,
Und still war meine Brust,
Und ruhig war mein Herz;
Jetzt, da des Scheidens Zeichen klang,
Woher jetzt dieser Schmerz?
O Frau, zu der mein Abschied ruft,
So heiter, wie die heitre Luft,
Gleichst auch der Luft darin,
Daß ihren Segen man kaum spürt,
Wenn Tag auf Tag entflieht,
Sobald sie sich entzieht!
O Frau! du warst fast Mutter mir –
Die meine schlummert tief –
Dein mahnend Wort kam wie von ihr,
[44] O Frau! du warst die Schwester mein;
Zwar Schwestern hatt’ ich nie,
Doch malte mir’s so lieb und fein
Gefühl und Phantasie,
Und Anderer in sich,
Zu Zweien, und doch Eins zu sein,
Verbunden inniglich.
O Frau! du hast mich wohl gelehrt,
Wie viel ein holdes Wesen werth,
Das lieb und gut und treu.
Du zeigtest mir das schöne Bild,
Das Gegenbild dazu;
Wer ist es, da nicht du?
Du kehrst zum Gatten nun zurück,
Zum eignen Hauseshalt;
Da findest du genügend Glück,
Ich aber, Frau! ich hab’ kein Haus,
Kein Band, das Liebe flicht;
Die Mutter trugen sie hinaus,
Und Schwestern kannt’ ich nicht.
Muß denken spät und früh, –
Gott segne dich zu tausendmal!
Frau! dein vergeß ich nie!
Erinn’rung an dein stilles Thun,
Soll über meinem Haupte ruhn,
Soll kühlend mich umwehn.
Und wird zu heiß des Tages Pein,
Der Lebenssonne Stich,
Du, Freundliche! und – dich!