Abschied (Uhland 1815)
Was klinget und singet die Straß’ herauf?
Ihr Jungfern, machet die Fenster auf!
Es ziehet der Bursch in die Weite,
Sie geben ihm das Geleite.
Viel Bänder darauf und viel edle Blüth’,
Doch dem Burschen gefällt nicht die Sitte,
Geht still und bleich in der Mitte.
Wohl klingen die Kannen, wohl funkelt der Wein;
„Mit dem Abschiedsweine nur fliehet,
Der da innen mir brennet und glühet!“
Und draußen am allerletzten Haus,
Da gucket ein Mägdlein zum Fenster heraus,
Mit Gelbveiglein und Rosenstöcken.
Und draußen am allerletzten Haus,
Da schlägt der Bursche die Augen auf,
Und schlägt sie nieder mit Schmerze
„Herr Bruder! und hast du noch keinen Strauß,
Dort winken und wanken viel Blumen heraus.
Wohlauf, du Schönste von Allen,
Laß ein Sträußlein herunterfallen!“
Ich hab’ ja kein liebes Liebchen, wie ihr.
An der Sonne würd’ es vergehen,
Der Wind, der würd’ es verwehen.“
Und weiter, ja weiter mit Sang und mit Klang!
„O weh! er ziehet, der Knabe,
Den ich stille geliebet habe.
Da steh’ ich, ach! mit der Liebe mein,
Mit Rosen und mit Gelbveigelein;
Der ist nun in der Ferne.“