Abschied der Casselaner vom Koenig von Westphalen

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Titel: Abschied der Casselaner vom Koenig von Westphalen
Untertitel: Nach der Melodie: Es ritten drei Reuter zum Thore hinaus: Adje!
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Erscheinungsdatum: 1813
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Erscheinungsort: Kassel
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Quelle: https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/structure/3926359
Kurzbeschreibung: Schmähgedicht über Jerome Bonaparte nach dem Ende seiner Regentschaft im Königreich Westphalen
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Einleitung[Bearbeiten]

Das Schmähgedicht „Abschied der Casselaner vom König von Westphalen“ erschien 1813 in Kassel und thematisiert den Untergang des Königreichs Westphalen[1] und den damit einhergenden Rückzug Jerome Bonapartes[2] aus Kassel. Der Text karikiert die Regentschaft Bonapartes über zehn Strophen und bezieht sich auf unterschiedliche Gerüchte und andere Begebenheiten, über welche negativ gemutmaßt wurde.

Die Melodie basiert auf dem Lied „Es ritten drei Reuter zum Thore hinaus Adje!“. Varianten dieses Liedes gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück, mittlerweile ist die eher modernisierte Schreibweise „Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus“ verbreitet. Laut Hoffmann von Fallersleben ist es ein altes Volkslied, das 1777 zuerst im Druck erschien und dessen Melodie auch andere Texte, wie zum Beispiel „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ (1824), unterlegt wurden. Hier wird das Strophenmaß anstatt des Zeilenmaßes verwendet, da dies bereits in dem Gedicht so gezählt wurde. Der Text ist neben der, rechts in den Textdaten verlinkten, Universitätsbibliothek Münster auch in anderen Bibliotheken, wie der bayrischen Staatsbibliothek[3], vorhanden. Zudem gibt es eine Microfiche Variante, welche in der bibliothèque nationale in Paris zu finden ist[4]. In dieser Variante ist das Gedicht in einer Edition mit dem Titel "Anti-Napoleonische Pamphlete" vorhand, er ist dort mit anderen, dem Titel entsprechenden Pamphleten zusammengestellt. Diese Edition ist relativ neu und erschien 1995[5].

Lied/Text[Bearbeiten]

[5]
Abschied der Casselaner
vom
König von Westphalen




(Nach der Melodie: Es ritten drei Reuter zum Thore hinaus Adje!)




1
Du armer Herr König, dein Reich ist nun aus, Adje!

Geschlichen hast du dich zum Tempel hinaus[6], Adje!
Es floh’n die Franzosen, die bei uns gehaust,
Nachdem sie die Braten des Landes verschmaußt, Adje! Adje! Adje!
     

2
     Durch dich werden ferner wir nicht mehr beglückt, Adje!

Du wirst ungesegnet nach Hause geschickt, Adje!
Dein Brüderlein erndtet der Püffe[7] gar viel,
Es droht sogar seiner Herrschaft ein klägliches Ziel[8], Adje! Adje! Adje!

[6]
3
     Die Weiberchen lässest du hier uns in Ruh[9], Adje!

Du kehrst deinem Harem den Rücken nun zu, Adje!
Es liebt nicht der Deutsche die türk’sche Manier,
Drum pflanze wo anders dein Lieblingspanier, Adje! Adje! Adje!

4
     Das Tanzen und Schwelgen, es ist nun vorbei, Adje!

Du gakerst, wie’s Huhn, um’s verlohrene Ey, Adje!
Geh, reise, und such‘ dir ein anderes Nest,
Sonst packen Kosaken am Kragen dich fest[10], Adje! Adje! Adje!

5
     Die Zügel Westphalens sind dir eschapirt[11], Adje!

Erlaub‘, daß von uns dir nun wird decretirt, Adje!
Du armer verlassener Landespapa!
Du wanderest nun wieder zu deiner Mama[12], Adje! Adje! Adje!

[7]
6
     Die Schinken Westphalens[13], die sind nun dahin, Adje!

Nach Liliput[14] richte den zärtlichen Sinn, Adje!
Vielleicht find’t sich dort noch manche williges Kind,
Das streichet die Segel vor fränkischem[15] Wind, Adje! Adje! Adje!

7
     Die gute Stadt Kassel dir saget: mit Gunst! Adje!

Entwichen für immer ist gallischer[16] Dunst, Adje!
Mit tapferer Eil bist du rückwärts marschirt,
Nachdem man zuletzt noch die Stadt kanoniert[17], Adje! Adje! Adje!

8
     Die Garde du Corps[18] dich gar schön convoyiert[19], Adje!

Bis über den Rhein sie dich hat transportiert, Adje!
Zum Lohne jedoch – du warest nicht faul! –
Nahm’st jedem du dorten das Wamms und den Gaul, Adje! Adje! Adje!

[8]
9
     Fort hast du geschleppt, was dein sonst nicht war, o weh!

Vergessen zuletzt das Bezahlen sogar, o weh[20]!
Du war’st doch, Jerom‘ nur ein schwacher Gesell,
Drum rufen wir nach deinem mageren Fell, Adje! Adje! Adje!

10
     Am Ende wird dir's vielleicht jämmerlich gehen, o weh!

Als Ladenpursch wird man dich abermals sehn, o weh!
Dann stehst du, verkümmert, im Thranlampenschein
und handelst mit Schwefel, mit Zunder und Stein[21]. O weh! O weh! O weh!

[9]

Erläuterungen[Bearbeiten]

  1. Königreich Westphalen
  2. Jérôme_Bonaparte
  3. https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10409549?page=,1
  4. https://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb399015583
  5. Ein weiteres Exemplar befindet sich in der Fürstlichen Bibliothek Corvey: https://catalog.crl.edu/Record/dc5f65a2-95e4-5bac-abe3-7ca7b7ec2ac9
  6. Tempel: Möglicherweise Referenz zum https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Merkurtempel_(Bergpark_Wilhelmsh%C3%B6he)?uselang=de
    Sonst Ende des Reiches durch die Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug
  7. Puff = Schlag, Stoß. Vgl. Grimmsches Wörterbuch, Bd. 13, Sp. 2208
  8. Andeutung an das absehbare Ende des Reiches seines Bruders Napoleon
  9. Es gab viele Gerüchte und Geschichten über Mätressen und ausladende Feiern Jeromes
  10. Kossaken nahmen am 1. Oktober 1813 Kassel ein
  11. frz. échapper, hier sinngemäß "entgleiten"
  12. Seine Mutter war Letitzia Ramolino
  13. Der "Schinken Westpfalens" ist eine, bis in den internationalen Raum hinein, benutze Wendung. Sie bezieht sich zum einen Teil auf den tatsächlichen Schinken als auch darauf, dass es eine wohlhabende Gegend war. Es ist sogar eine Kariakatur in englischer Sprache existent, welche den "westfalian ham" und Jerome parodiert: https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn538290
  14. https://de.wikipedia.org/wiki/Liliput_(fiktive_Insel)
  15. "Franken" im zeitgenössischen Kontext synonym für Frankreich
  16. https://de.wikipedia.org/wiki/Gallien
  17. Die Darstellung ist hier übertrieben. Es kam beí Annäherung der russischen Armee an Kassel zu keinem ernsthaften Gefecht. Die westphälischen Truppen liefen z.T. über. Eine "Kanonade" der Stadt fand nicht statt
  18. frz. für Leibgarde
  19. frz. "convoyer" = eskortieren
  20. Referenziert seine angeblich nachlässigen Umgang mit Rechnungen
  21. Es wird impliziert, dass er einem ehrlosen Beruf nachgehen muss