Adam Lux (Geisheim)
Adam Lux, der Deutschen Einer,
Die am dürren Freiheitsbaume
Sah’n die goldnen Äpfel hangen,
Sah’n das Heil der Welt im Traume
Kommen in der rothen Mütze,
Und die zu altdeutschem Weine
Sangen nach neufränk’scher Weise; –
Adam Lux, freiheitsbegeistert,
Deutscher Meister,
Schöner Geister,
Die der Meinung sich bemeistert,
Als der Mainzer Abgesandter,
In Berückung
Sel’ger Hoffnung nach Paris.
Furchtbar Neues war zu[1] schauen:
Wen bewegt nicht furchtbar Neues?
Was ein Tag dort hat gesehen.
Einen König sah man morden,
Nicht in Wittelsbacher Hitze,
Nicht mit racherglühter Spitze
Nein! die in des Volkes Namen,
Freies Walten
Zu gestalten,
Sie, die Cromwellsbrittenaffen,
Sie beschließen,
Zu vergießen
Ludwigs reines Menschenblut.
Greuel folgen; mit Entsetzen
Treibt man Spott; sich dran zu letzen,
Muß man Tod auf Tod verlangen.
Wie ein Blutstrom schreckt die Seine
Stumpft sich täglich ab im Schauen;
Tod der Unschuld ist Verklärung.
Und es schrei’n Blutsäuferscharen:
Laßt der Menschen Drittel sterben;
Wir auf Erden
Euch den Himmel offenbaren,
Doch nur Blut kann ihn erwerben!
Und es glauben
Die von Gleichheit Trunknen d’ran.
Und so lassen sich dergleichen
Auch die deutschen Brüder träumen,
Adam Lux mit Jürgen Forster
Sieht das Schlachten, hofft, es wende
Sich doch bald zum schönern Ende
Dieses Reiches Schreckensherrschaft,
Wandern täglich zum Schaffotte,
Oft wohl traurig,
Oft wohl schaurig
Von dem abgesetzten Gotte
Der hier schaltet,
Und gewaltet,
In der deutschen Brust gemahnt.
Ungeheur weckt Ungeheures;
Und der blutigste von Allen
Ist von ihrer Hand gefallen.
Marat, Herold wilder Mordlust,
Witzbegabt, im Rath und Schriften,
Rings im Lande Brand zu stiften:
Ihn erstach Charlotte Corday.
Doch man ehrt die gift’ge Leiche;
Auf Verlangen
In dem Heldensaal der Franken,
Ihm zur Sühne
Sterben, eh’ man ihn begräbt.
Adam Lux wallt auch zum Richtplatz,
Um der Jungfrau Tod zu schauen.
Welch Erstaunen! Welch ein Zauber!
Einer Mörderin Verruchtheit
Dacht’ in ihr er zu entdecken;
Doch der Schönheit Wunder wecken
Den verlornen Gott im Herzen.
Hoheit in dem freien Blicke,
In Ergebung
Voll Erhebung
Strahlend über das Gemeine,
Still zu dulden
Ihr Verschulden,
Starb sie kühn, wie sie gethan.
Mag der Henker sie beschimpfen,
Aber durch das Volksgedränge
Ringet Adam Lux zur Bühne:
„Laßt mich sterben, ihr zur Sühne!
Mehr als Brutus that die Jungrau!
Zum Gedächtniß ihres Muthes,
Satt dann sein unschuld’gen Blutes!“
Doch von Wahnsinn hält befangen
Ihn der Richter
Als er nun beharrt zu sterben,
Stillen sie ihm sein Verlangen:
Und so starb er,
So erwarb er
Freiheit, Himmelslied der Geister,
Kann die Mordlust je dich singen?
Kann die Freiheit ohne Liebe
Zu der Geister Meister dringen?
Zu des Friedens freiem Lande.
Alle kämpfen sie vergebens
Um die Königin des Lebens
Ohne Lieb’ und Himmelsgüte.
Geistgeboren,
Starb veloren.
Adam Lux, der Lieb’ Erwachen,
Hat, allmächtig in dem Schwachen,
Dir beschieden,
Dich entrafft der Macht der Nacht.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: zn