Der große Christoph (Geisheim)
Phoros, ein Heid’ aus Kanaan,
Zwölf Ellen, wie ein Baum ein Mann,
Von Angesicht ein fröhlich Haus,
Fühlt seine Kraft, und ziehet aus,
Dem er will dienen lieb und gern.
Zu einem König man ihn weist,
Der weit und breit der größte heißt.
Dir will ich dienen, spricht Phoros,
Denn keinen Knecht hat er bisher,
So stark und thatenreich, wie der.
Er schlug den Feind, er zwang den Leu,
War folgsam dem Gebot und treu.
Gern hört’s Phoros, der Sänger sang,
Und von dem Teufel sang er was:
Der König, der zur Tafel saß,
Bekreuzet vor dem Teufel sich;
Dünkt ihm’s, und fragt den König bald.
Der spricht: Das Kreuz schützt vor Gewalt
Des Teufels, den man, wie bekannt,
Ist stärker er, als du und ich? –
Ja wohl! versetzt der König scheu. –
So bist du ledig meiner Treu’;
Dem Mächtigsten nur dien’ ich gern,
So spricht Phoros, und ziehet fort,
Und rennt und sucht von Ort zu Ort
Den schwarzen Herrn, den bösen Feind,
Der ihm der Herren größter scheint.
Mit grausen Sturmes Ungestüm
Ein Rittertroß im Drang der Jagd,
Und Einer über Alle ragt,
Gehüllt in schauerliche Nacht,
Roth, wie ein glühendes Geschoß,
Die Augen flammen auf Phoros. –
Der schwarze Ritter sprengt heran:
Wen suchst du, fragt er, starker Mann? –
Der bin ich! grinst der finstre Geist. –
So nimm mich an zu deinem Knecht! –
Dem Teufel ist das eben recht.
Phoros besteiget einen Gaul,
Legt überall sich Ehre ein,
Und treibet viel’ der Teufelei’n.
Nah an ein Christuskreuz heran.
Und bieget abwärts mit dem Troß.
Phoros, verwundert, fragt ihn laut,
Warum er sich dorthin nicht traut?
Der Böse bleibet stumm und still,
Wie schwach er sey; jedoch Phoros
Droht, zu verlassen seinen Troß.
Wenn er ihm nicht den Grund gesteht,
Warum er an das Kreuz nicht geht. –
Der meinen Werken feindlich ist;
Ihn muß ich scheu’n. – Du fürchtest ihn?
Versetzt Phoros, so laß mich ziehn,
So dien’ ich nun dir ferner nicht:
Und eilet fort, und sucht den Christ;
Und spricht nach kurzen Weges Frist
Bei einem frommen Siedler ein,
Und sagt: ich will dem Christ mich weihn;
Drob freuet sich der Gottesmann,
Zeigt fröhlich ihm das heil’ge Buch,
Und lehrt ihn manchen heil’gen Spruch. –
Phoros wird immer eifriger,
Sag an, wie nah’ ich mich dem Herrn,
Gebet und Fasten führet dich,
Spricht Jener, zu ihm sicherlich;
Doch gnügt’s ihm nicht, gern will er mehr,
Will Großes thun für seinen Herrn,
Das Schwerste schaffen froh und gern.
Darauf der fromme Siedler sprach:
Darüber führt nicht Brück’, noch Steg;
Doch ist es vieler Pilger Weg.
Du bist ja lang und stark, mein Sohn;
So trage dort um Gottes Lohn
Phoros thut’s flink und wohlgemuth;
Baut eine Hütte dort sich an,
Und trägt und dienet Jedermann,
Um Gottes Willen, Tag und Nacht.
Und, müde von der Arbeit, schlief,
Da weckt’s ihn auf; – ihm war, als rief’
Ein Kind ihn; doch kein Kind war da,
Obgleich er längs dem Ufer sah.
Zieht ihn des Kindes Ruf herbei;
Doch Niemand zeigt sich seinem Blick.
Kaum kehret ihm der Schlaf zurück,
Da ruft zum dritten Mal das Kind.
Ein Kind, rafft’s auf, und trägt es fort.
Da schwoll die Fluth urplötzlich hoch,
Und schwer, wie eines Felsen Joch,
Kaum hält ihn seine Kraft, sein Stab;
Es wächst die Fluth, es wächst die Last.
Ha! ruft er, du ersäufst mich fast;
Mir ist, als trüg’ die Welt ich fort.
Das Licht und Glanz der Welt einst gab.
Drauf taucht’s ihn in die Fluth hinab,
Und spricht zu ihm: Ich bin der Christ,
Der nun dein Herr auf ewig ist.
Tauf’ ich dich jetzt Christophoros.
Nimm deinen Stab, und steck’ ihn kühn
In Staub, und wird er morgen blühn,
Und Früchte tragen über Nacht,
Sprach’s, und verschwand.
Christophoros
Pflanzt seinen Stab, der Blüthen schoß,
Und wie ein Baum ihm Früchte trug.
Er in der weiten Welt herum,
Zu seines Herrn und Gottes Ruhm. –
Einst kam er in ein Heidenland,
Wo er verfolgt die Christen fand;
Die Sprache nicht, um Trost und Muth
Zu hauchen in der Dulder Blut.
Drum betet er zum Herrn, und sieh,
Der Himmel ihm die Sprache lieh.
Den für den Glauben Sterbenden
Der Christen Trost und Freudigkeit.
Das kränkt der Heiden Grausamkeit.
Der Eine macht sich hoch und groß
In’s Antlitz, wohin kaum er reicht.
Der spricht, wie wär’ mir’s doch so leicht,
Zu treten dich dem Boden gleich;
Doch duld’ ich gern den Backenstreich
Drauf stecket in den Boden er
Den dürren Stab, und betet kaum,
Da grünt und blüht der Stab zum Baum’;
Und Alle, die das Wunder sahn,
Das hört der König, und gebeut,
Den Mann, deß sich das Volk erfreut,
Zu stellen vor sein Strafgericht;
Schickt eine Schaar, doch wagt die nicht,
Bewundernd den Gewaltigen,
Kehrt sie zurück. Ein zweiter Troß
Soll fangen den Christophoros;
Er aber stellet frei sich dar,
Will selbst von der erstaunten Schar,
Daß sie die Händ’ ihm binden soll,
Und trägt und duldet’s freudenvoll
Sein Muth, der Gotteskraft bewährt.
Und als der König die Gestalt
Des Riesen sieht, und die Gewalt,
Die aus ihm strahlt in Wort und Blick,
Wohlleben und viel Ehren an,
Wenn er dem Christ entsagen kann.
Mit nichten! spricht Christophoros,
Von ihm reißt keine Macht mich los;
Dein Göttertraum zerrinnt in Nichts.
Im Kerker büßet er das Wort;
Der König, zornig, läßt sofort
Die tödten, die sich jüngst bekehrt;
Gern hätt’ er ihn in seinem Heer.
Ihn zu gewinnen, sendet er
Zween Frauen in den Kerker hin,
Schön von Gestalt und leicht von Sinn,
Doch zündet in der Frauen Brust
Der Heilige des Glaubens Licht;
Des Königs Martern und den Tod,
Viel Pein litt drauf Christophoros.
Als Ziel an einem Pfahle schoß
Mit Pfeilen nach ihm eine Schar;
Doch in den Lüften wunderbar
Sieht zornig auf. Da kehrt zurück
Ein Pfeil, und bohrt ein Aug’ ihm blind.
Dem Feinde wohlzuthun gesinnt,
Spricht Christoph’: Bin ich morgen todt,
Von meinem Blut’ dein Auge an,
Dann wird dir’s wieder aufgethan.
Spott dünkt dem König dieses Wort,
Und drum befiehlt er drauf den Mord.
Am Aug’ er mit des Heil’gen Blut;
Und sieh! das Auge wird ihm klar,
Das Heil durchdringt ihn wunderbar;
Er sieht, daß er ein Sünder ist,