Akten über das Königslager Ruprechts

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Titel: Akten über das Königslager Ruprechts
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aus: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit / bearb. von Karl Zeumer, Seite 226-230
Herausgeber: Karl Zeumer
Auflage: Zweite vermehrte Auflage
Entstehungsdatum: 1400
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Tübingen
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[226]
Nr. 155. (136). Akten über das Königslager Ruprechts. – 1400, Aug./Dez.

Einleitende Bemerkungen[1]. Der Bulle Qui celum, oben Nr. 80, S. 100 f., zufolge bestand schon 1257 eine Rechtsgewohnheit, nach welcher der erwählte römische König [227] einige Tage vor der Krönungsstadt Aachen zu lagern hatte, bevor er gekrönt wurde. Der ausgesprochene Zweck dieses Lagerns sollte sein, den Gegner, der etwa dem Gewählten die Krone streitig machen wollte, zu erwarten. Nach der Doppelwahl von 1314 scheint dann die Stadt Aachen sowohl Friedrich dem Schönen als auch Ludwig dem Baiern gegenüber eine dreitägige Lagerfrist ausbedungen und Ludwig sich dieser Bedingung auch unterworfen zu haben. Von der Gewohnheit eines 40tägigen Lagerns des Gewählten vor Aachen, um dem Gegner, der ihm das Reich streitig machen wollte, mit Waffenmacht zu begegnen, weiß zuerst der italienische Geschichtschreiber Matteo Villani bei Gelegenheit der Krönung Karls IV. zu berichten. Ist damals dieses Lager wirklich von Aachen zur Bedingung des Einlasses Karls IV. gemacht, so ist dieser jedenfalls nicht darauf eingegangen; er ließ sich vielmehr in Bonn krönen. Merkwürdig ist, daß vor 1400 deutsche Quellen nichts von einem Königslager vor Aachen von 40 oder annähernd 40 Tagen berichten, dagegen außer jener italienischen noch zwei französische Quellen [2]. Im Jahre 1349 versuchte dann auch die Wahlstadt Frankfurt eine gleiche Gewohnheit dem außerhalb der Stadt gewählten Gegenkönige Günther von Schwarzburg gegenüber zur Anerkennung zu bringen. Die wichtigste Quelle für diesen Vorgang ist der Bericht des Latomus, in Quellen z. Frankfurter Geschichte, hersgeg. v. H. Grotefend, I, S. 86 f.: Anno 1349, die circumcisionis Domini Guntherus comes de Schwartzburg in claustro Praedicatorum ab Henrico archiepiscopo Moguntino, Ruperto Palatino Bavariae, duce Erico Saxoniae, Ludovico marchione Brandeburgensi in regem Romanorum est electus. — Die 30. Januarii in campo praedicto (auf dem Felde vor Frankfurt) locatis sedibus aptis electionem factam secundo publicaverunt tali modo: ‚Nos electores electionem factam de domino Gunthero comite de Schwartzburg ratificamus, publicamus, innovantes sub iuramento dicentes, meliorem imperio non scire, nullaque intervenisse munera, promissiones neque pacta.‘ – Eodem die rex petebat introduci ab oppidanis, qui eidem dixerunt: tempus proclamationis regis, videlicet sex hebdomadas et tres dies non exspirasse. Econtra principes sub iuramento finaliter pronunciaverunt: cum rex a maiore parte electus sit, nec iura, privilegia vel consuetudines extent, aliquem praecedentium regum tale tempus complevisse, eum debere intromitti. Der Einzug Günthers erfolgte am 2. Februar. Erst Ruprecht gegenüber setzte Frankfurt jene Forderung durch, während der gleiche Anspruch Aachens wieder nicht erfüllt wurde, indem Ruprecht sich wie Karl IV. in Bonn krönen ließ.

A. Verhandlungen wegen des Lagers vor Frankfurt. — 1400, Aug. 30–Okt. 8.
1. Abgesandte König Ruprechts verhandeln mit dem Rat von Frankfurt wegen sofortiger Einlassung des Königs. — 1400, Aug. 30.
Janssen, Frankfurts Reichskorrespondenz I, Nr. 918, S. 534.

Notandum. Der propst von Sant Paulin, her Hermann von Rodenstein und her Diethir von Hentschussheim … han dem rade die … brieffen … geentwort und darczu von herczog Ruprecht wegen des nuwen koniges gewarbin uff sinen credencienbrieff, [228] als hirnach geschrieben steet: Zum ersten, daz man in und die fursten mit den iren wulle zu Franckenfurt zu stunt ynlassen und dainne ligen, umb grosses schaden und zugriffens willen uzwendig der stad zu vermyden, und wulle ansehen, daz er eynmüdeclich von den korfürsten erkorn sy, und darumb solich spann nit sy, als obe die kurfursten ein teil einen konig gekorn hetten und die andern eynen andern –.

2. Weitere Verhandlungen. – Sept.
A. a. O. Nr. 920, S. 536.

Nota. Uff die vorgeschriben botschafft und werbunge han der rad zu Franckfurt des herczogen Ruprechts des nuwen gekorn konigs und der andern fursten frunden … muntlich geantwort: Si haben horen sagen, daz von aldir gewest sy, wann daz riche ledig stee, daz dann der legir vor Franckfurt sin sulle sehs wochen und dry tage. Und wan nu die obgenannte zyt des legirs uszkomme, waz in dann gebore zu tun, als ferre sie eide und eren bewaren mogen ? (Eine Einigung erfolgt nicht.)

3. Der Frankfurter Rat befragt die Gemeinde wegen des Einlassens. Diese billigt seine Weigerung – Okt. 7.
A. a. O. Nr. 927, S. 539 f.

Und uberquam darzu die gemeinde eynmudeclich, daz der rad feste hilde und den leger nit kürczten, daz folge lege y dry tage und sesz wochen gancz vor der stat, uff daz der rad und stad gemeinlich eide und ere von des richs wegin destebasz besorgin –.

4. Der Rat von Frankfurt schreibt am gleichen Tage an König Wenzel. – Okt. 7.
A. a. O. Nr. 217, S. 76 f.

… so flehen und anruffen wir uwir konigliche mechtige gewalt, daz ir uns mit gnedigem troste und hulffe zu sture komen wullit –. Dann wo ir in den drin tagen und sehs wochen, als sie iczunt eins teils vor Franckenfurd gelegen han und noch vollenligen werden, als wir besorgen, uns nit vor in entledigen und entschuden wurdet, so sagen wir uch iczunt geinworticlichen uff mit dissem brieffe, soliche eide und virbuntnissz, damyde wir uwir personen als von des heilgen richs wegen virbunden sin gewest –.

5. Notiz über ein am 9. Okt. 1400 vom Rate von Frankfurt eingeholtes Weistum der Kurfürsten über das Lager vor Frankfurt. – Okt. 9.
A. a. O. Nr. 928, S. 540; vgl. Reichstagsakten IV, Nr. 142, S. 159.

Nota. Des samstages uff sant Dyonisientag in dem XIIII. jar da hat der rad zu Franckenfurd die burgermeistere und andere ires rats frunde volleclich geschickt hinusz in daz here zu den kurfursten, mit namen zu den erczbisschoffen von Mencze, von Triere und von Coelne, und ire gnade gebedin, nachdem als sich die sache nu und auch vormals gemacht habin biszher, und als die von Franckenfurd dem riche bewant sin und mit eyde und truwen behafft, ob ez sache also mechte, daz der nuwe gekorn kunig und auch sie hie vor Franckenfurd blyben vollen uz ligen dye dry dage und sesz wochin, waz dan die von Franckenfurd durch recht tun sollin und mogen, nachdem als sie dem riche gewant und virbunden sin, daz sie eide und ere bewaren mogen etc. Des han die obgeschriben dry kurfursten mit faste herren, rittern und knechten, ire [229] reten, den von Frankenfurd geentwort und sie gewiset: nachdem als die sache sich vor und auch alsdan ergangin habin und ergeen, daz dan die von Franckenfurd herczogen Ruprecht den nüwen gekorn künig durch recht inlassen mogen und sullen von eyds und eren wegin und in enphahin und yme huldunge tun als eim Romisschen kunige irme rechten herren von des rychs wegin *).

*) Nachdem die Lagerfrist am 25. Okt. abgelaufen war, fand am 26. Okt. der Einzug des Königs und der Königin statt, worüber eine Frankfurter Archivnote (Janssen, a. a. O. I, Nr. 221, S. 80; auch Reichstagsakten a. a. O. Nr. 145, S. 161) berichtet:

Nota. Uff hude dinstag vor Simonis u. Jude anno XIV., als uff gestern mantag umb complede zyt di dru dage und sesz wochin des legers vor Franckfurt uz waren und er der stad zu Franckfurt ir confirmacion gegeben hatte und auch er und die kurfursten einen brief, obe sie umb die sache etc. angelangit wurden odir gekriegit etc., daz sie sich noch lib oder gut dan nommer von in gescheiden wulden, noch friden oder sune oder furrede hinder in nit nemen etc. in der besten forme, da ist herczoge Ruprecht von Beiern der nuwe gekorn kunig und die kuniginne zu Franckfurt ingeryden.

Zum ersten reyt herin die kunginne mit iren dienern und frauwen und iungfrauwen (folgt die Beschreibung des Empfangs von Seiten des Rats).

Und nach der kuniginne inriden über ein halbe stunde da quam der kunig ingeryden in die wise. Zum ersten da ryden der drier erczbischofe von Mencz, von Trier und von Coln diener zu forderst, daruff ryden alle piffer, bosumer und andere spyllude. Daruff ging des koniges baner und wumpel mit allen heralden und irer gesellschaft mit iren wapen uff das schonste bereit, als die darzu bescheiden waren. Daruff reit der bischoff von Trier vor dem kunige, darnach der herczoge von Lutringen, der dem kunige daz blosz swert vorfurte, darnach der kunig und nebint yme zu der rechten hant der bischof von Mencze und zu der lincken der bischof von Coln und mit in die, die uff ire libe zu warten bescheiden waren – (folgt weitere Beschreibung des Einzuges und Empfanges).

Berichte K. Ruprechts über sein Lager vor Frankfurt in Schreiben, die an deutsche Städte gerichtet sind, sowie in einer Instruktion für einen Gesandten an die Lombarden melden nur die Tatsache, daß der König fur Franckenfurd zu felde sechs wochen und dry tage gancze ussgelegen habe und dann eingezogen sei, oder ähnlich (Schellhaß S. 86, 89); dagegen berichtet er an den Papst d. 9. Nov. Reichstagsakten IV, Nr. 223, S. 283: intimamus, quod Altissimi adiutorio fulciti obsidionem et campum cum strennua nobilis milicie assistencia per sex septimanarum et trium dierum spacium ante opidum Franckefordense peregimus, regaliter tenuimus idemque opidum absque more produccione, videlicet 26. Octobris celebriter intravimus –; an Dogen und Senat von Venedig d. 23. Nov., a. a. O. IV, Nr. 187, S. 216 f.: dilectionem vestram cupientes non latere, quod inclitorum predecessorum nostrorum divorum Romanorum regum solito more insigne opidum Franckefurdense prope Mogenum diocesis Maguntinensis sex septimanis et tribus diebus numerosa principum, magnatum et procerum sacri imperii nobis assistente milicia firma obsidione vallavimus, qua feliciter peracta in prefato opido – fuimus gloriose suscepti –; und in einem Schreiben an König Martin von Aragonien vom 7. März 1401, a. a. O. IV, Nr. 265, S. 314: mox praedecessorum nostrorum more insigne oppidum nostrum Franckfurt in principum, procerum, nobilium, militum et armatorum regni multitudine numerosa firma obsidione vallantes sex hebdomadis et tribus diebus continuato exercitu, dictum oppidum et alia adiacentis provinciae fortalitia subintravimus.


B. Brief des Rates von Aachen an König Ruprecht über das Lager vor Aachen. – Dez. 24.


Janssen a. a. O., Nr. 946, S. 548 f. und Reichstagsakten IV, Nr. 204, S. 238. Ist Antwort auf K. Ruprechts Brief vom 5. Dez., in welchem er die Stadt unter Androhungen auffordert, ihn zur Krönung einzulassen; das. Nr. 179 S. 209 f.

Dem hochgebornen durchlüchtigen fursten und gnedigen herren hern Ruprecht herczog zu Beyern, gekorn zu eyme Romischen konige, unserm lieben gnedigen herren.

Unsern willigen, bereiten dinst und was wir eren und guts vermogen, alzyt vorgeschriben. Durchlüchtiger fürste und gnediger herre! Als [uwer] hocheit uns nu geschriben hat, so wie üwer gnaden für zyten uwere erbere fründe zu uns gesant hait, uns laszen zu verkundigen, wie der hochgeborn Wenczelaw konig zu Beheim umb mancherley versümenisse und gebrechen wegen, die he langezyt an dem heiligen riche begangen hat, von der Romischer koniglicher wirdekeit offentlich mit ordel afgesat were, [230] ind ir zu rechten Romischen konige gekorn weret, mit me worden in demselben uwerm brieff begriffen, ind ersoecket und erfordert üwer hocheit uns darumb ernstlich, dat wir üch noch gehorsam werden und inlaszen wolden, uwer konigliche crone zu enphangen etc., ind beger üwer gnade des von uns ein antwert. Daroff begern wir üwer hocheit zu wiszen, dat wir hulde und eyde für zyden gedan han dem durchlüchtigen fürsten unserm gnedigen herren Wenczeslao dem Romischen konige und eme dat auch verbrieffet und besigelt han, weder die hulde, eyde und brieffe uns nit enstet zu dun, noch üwer hocheit inzulaszen, ir enhet zu erste sehs wochen und dry tage vor der stad von Ache gelegen. Ind as wir dann mit rechte underwiset würden von den, die billich und von rechte darüber zu wissen hant, dat wir üch von rechte schuldig weren inzulaszen, so wollen wir üwer hocheit asdann inlaszen und dun, daz wir üwern gnaden schuldig sin czu dun, als verre uwer hocheit uns dann wiederumbe dut, das sie uns schuldig is zu dun, as wir dit auch für zyden mit unsern fründen üwer gnade han laszen wiszen. Und getrüwen darumb üwer hocheit eigen ungnade an uns laszen zu keren. Got unser herre beware üch allzyt! Geschriben off den heiligen kristavent.

Bürgermeistere, scheffen und rat des künglichen stuls der stad von Ache.

Anmerkungen der Vorlage[Bearbeiten]

  1. Vgl. K. Schellhaß, Das Königslager vor Aachen und Frankfurt in seiner rechtsgeschichtlichen Bedeutung (Berlin 1887), wo die Geschichte des Königslagers auf Grund des fast vollständig gesammelten Quellenmaterials untersucht ist. Bezüglich der rechtsgeschichtlichen Bedeutung des Instituts kann ich dem Verfasser nicht überall beipflichten und halte namentlich die Annahme einer Verbindung mit der „Anlaite“ des hofgerichtlichen Verfahrens für verfehlt und infolgedessen die Bezeichnung der Lagerfrist von 6 Wochen und 3 Tagen als Anlaitefrist für ungerechtfertigt. – Siehe außerdem noch F. Kern in den mir gewidmeten Historischen Aufsätzen, Weimar 1910: Karls IV. Kaiserlager vor Rom, S. 385 ff.
  2. Die eine derselben war die verlorene französische Vorlage des Romans „Loher und Maller“, dessen Angaben von Schellhaß benutzt sind (S. 19), die andere, bisher für diese Frage nicht benutzte, findet sich bei Crapelet, Cérémonies des Gages de Bataille (a. u. d. T.: Monumens de l'histoire et de la langue Françoise VII), Paris 1830, und bildet einen Teil der dort aus einer Handschrift des 15. Jhrh. veröffentlichten Anweisungen über die Art, verschiedene Würden zu erwerben. S. 38 ff. werden die beiden Arten, wie man Kaiser wird, erörtert: La première manière de faire l'empereur est par élection, quant les (freier Platz für die Zahl) électeurs sont d'accort c'estassavoir. Et quant l'empereur est esleu par iceulx prélaz et princes dessusdiz, il s'en doit aler devant la cite d'Aix et là se doit logier à toute sa puissance et l'empererisse avecques lui par l'espace de six sepmaines, s'il n'est entre deux combatu. Et le jour ensuivant doit entrer en la cité et … doit estre coronné usw. Von der zweiten Art heißt es S. 42 f.: Le prince, qui veult estre empereur par ceste deuxiesme manière, c'estassavoir sans élection, lui fault estre si très fort et puissant devant la cité d'Aix en Alemaigne, que nul ne le puisse grever; et se aucun autre y est avant lui, que par bataille ou autrement il l'en puisse lever, et doit avoir l'empererisse avecques lui et le jour ensuivant entrer en la ville à très grande solennité. Dort soll dann die Krönung erfolgen.